Niki Lauda
GEPA/Wilfried Witters
Formel 1

Wie Niki Lauda zur Ikone wurde

Mit Niki Lauda hat Österreich am Montagabend eine der größten Persönlichkeiten seines Landes verloren. Vielen war der Wiener als erfolgreicher Unternehmer und Kultfigur bekannt, zur Ikone avancierte Lauda aber bereits zuvor als dreifacher Weltmeister in der Formel 1 – auch aufgrund von dramatischen Ereignissen.

Die größte heimische Autorennfahrerlaufbahn konnte auch von einem Zwist mit einem Teil seiner wohlhabenden Industriellenfamilie nicht verhindert werden. Der junge, ehrgeizige Lauda finanzierte sich über Bankkredite selbst und legte eine von Rundstreckenrennen über die Formel 3, Formel 2 bis in die Formel 1 führende Karriere hin.

In der Königsklasse debütierte Lauda im August 1971 als 21-Jähriger in einem March auf dem Österreich-Ring. Beim WM-Debüt kam er nicht ins Ziel, auch das sollte die Ausnahmekarriere nicht aufhalten. Lauda war für die österreichische Volksseele quasi die logische Fortsetzung jener Aufbruchstimmung, die durch Jochen Rindts Tod 1970 und die schwere Augenverletzung von dessen Schulkollegen Helmut Marko nur zwei Jahre später empfindliche Rückschläge erlitten hatte.

Das Leben von Niki Lauda

Reporter Didi Derdak blickt auf das Leben und Wirken von Formel-1-Legende Niki Lauda zurück.

„Nicht nur reingesetzt“

Der heutige Red-Bull-Motorsportberater Marko und Lauda waren einander Ende der 1960er Jahre erstmals begegnet. „Ich glaube, ich habe ihn 1968 das erste Mal gesehen“, erinnerte sich der Steirer. „Ich glaube, das war in der Formel V, als er mit dem Transporter nach Finnland gefahren ist.“ Ihm sei gleich klar gewesen, „dass da jemand schneller ist, der sich über alles Gedanken macht. Er hat sich nicht nur reingesetzt, sondern auch analysiert und akribisch vorbereitet.“

Daraus resultierten letztlich 25 Grand-Prix-Siege und die drei WM-Titel anno 1975, 1977 und 1984. Es waren aber vor allem auch die dramatischen Ereignisse, die Lauda zu einer Ausnahmeerscheinung und letztlich Legende der Motorsportkönigsklasse gemacht haben.

Grafik zeigt die wichtigsten Meilensteine der sportlichen Karriere von Niki Lauda
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA/formula1.com

Dazu gehört allen voran der schwere Feuerunfall am 1. August 1976 auf dem Nürburgring. Seine damalige Frau Marlene erzählte Lauda, dass die Ärzte nicht rechneten, dass er die erste Nacht überstehen würde. Im Krankenhaus, wohin er mit lebensgefährlichen Verbrennungen und Lungenverätzungen sowie Kiefer- und Rippenbrüchen eingeliefert worden war, gab ihm ein Priester sogar die letzte Ölung. „Da habe ich mir gedacht: So nicht mit mir. Das motivierte mich, am Leben zu bleiben“, erzählte Lauda später in seiner bekannt direkten Art.

Weltweite Trauer um Lauda

Bestürzung und tiefe Trauer in aller Welt hat der Tod von Niki Lauda ausgelöst. Vor allem die Formel 1 steht unter Schock.

Lebensretter Merzario

Lauda hatte es auch Arturo Merzario zu verdanken, dass sein Leben an diesem Tag eine Fortsetzung fand. Der italienische Pilot hatte den Österreicher damals aus dem brennenden Auto gezogen. „Die Rettung war problematisch, ich konnte Lauda nicht vom Sicherheitsgurt befreien. Beim dritten Versuch schaffte ich es. Diese zwei Minuten waren entscheidend, um ihn am Leben zu halten“, erinnerte sich Merzario. Bis 2006 habe ihm Lauda nie für die Rettung gedankt. „Wir waren Freunde und Feinde. Bei den Rennen waren wir Erzfeinde, privat waren wir jedoch sehr befreundet“, unterstrich der Italiener.

Der Unfall just an dem Tag, an dem auch die Wiener Reichsbrücke einstürzte, hat sich in die rot-weiß-rote Zeitgeschichte eingebrannt. Viele Österreicher wissen nach wie vor, wo sie damals waren. Nur 42 Tage später saß Lauda in Monza im Rennwagen und wurde Vierter. „Wie kann der Depperte wieder fahren, wenn er gerade verbrannt ist?“, fragte Lauda einmal stellvertretend für alle Kritiker und Zweifler. Die Erklärung lieferte er gleich hinterher: „Die schnelle Rückkehr gehörte zu meiner Strategie, nicht lange daheim zu sitzen und darüber nachzugrübeln, warum und wieso mir das Ganze widerfahren ist.“

Niki Lauda am 08. September 1976 im Rahmen einer Pressekonferenz in Salzburg
APA/UPI/FRM
42 Tage nach seinem Rennunfall saß Lauda in Monza wieder im Rennwagen und wurde Vierter

Es war die Kämpfernatur und Stehaufmännchenmentalität, die Lauda immer wieder in den Sattel gehoben hat. Und wenn er abstieg, dann aus eigenem Gutdünken. Wie etwa 1976, als er am Ende eines hochdramatischen Jahres mit zunächst privatem Traktor- und dann dem Feuerunfall den möglichen WM-Titel kampflos aufgab, weil es ihm im abschließenden Regenrennen von Fuji zu gefährlich war. Der Brite James Hunt wurde mit einem Punkt Vorsprung Weltmeister. Die damalige Rivalität zwischen Lauda und dem Briten wurde im 2013 uraufgeführten Spielfilm „Rush“ dramatisiert nacherzählt.

Verehrt in Italien

Nur ein Jahr später wurde Lauda 1977 zum zweiten Mal im Ferrari Champion, weshalb man ihn in Italien bis heute verehrt. „Mit dir habe ich einige der schönsten Momenten meines Lebens erlebt. Wir haben viele unvergessliche Ferrari-Siege gefeiert. Du warst ein großer Meister, ein Weltchampion auf der Rennbahn und außerhalb, ein ehrlicher Freund, ein loyaler und direkter Mensch“, schrieb der ehemalige Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo, der Lauda 1971 überhaupt zum italienischen Autohersteller gebracht hatte.

Aufgrund des Starts seiner Karriere als Flugunternehmer beendete Lauda 1979 auch erstmals seine Formel-1-Karriere während des Trainings in Kanada mit dem berühmten Satz, er wolle „nicht mehr im Kreis fahren“. 1982 kehrte er aus Promotionsgründen aber in den Motorsport zurück, um zwei Jahre später auf erneut dramatische Weise seinen dritten WM-Titel zu ergattern.

Halber Punkt entscheidet

Damals holte sich Lauda mit nur einem halben Punkt Vorsprung gegenüber Teamkollegen Alain Prost den Titel – es war die knappste Entscheidung der WM-Geschichte. „Er war ein Idol meiner Jugend, als ich mit dem Kartfahren begonnen habe“, erinnerte sich der sechs Jahre jünger Franzose. „Es gibt Champions, Leute mit Erfolgen, aber wir verlieren einen Ehrenmann, der sich nie beschwert hat – über das Leben, sein Befinden, seinen Unfall. Er schaute immer nach vor.“

Alain Prost und Niki Lauda
APA/AFP
Lauda setzte sich am Ende der Saison 1984 nur um einen halben Punkt gegenüber Prost (r.) durch

Einer, der seine sportliche Karriere wie kaum ein anderer verfolgte, war der langjährige ORF-Sportkommentator Heinz Prüller. „Er war ein großer Freund. Ich bewundere ihn für sein unglaubliches Lebenswerk. Was Niki in seine 70 Jahre hineingelegt hat, ist unglaublich. Was ihn geprägt hat, war seine Menschlichkeit.“ Am Sonntag steht der Grand Prix in Monaco auf dem Programm. Lauda hatte das prestigeträchtige Rennen 1975 und 1976 gewonnen. 2019 wird es ganz im Zeichen der österreichischen Rennfahrerlegende und Ikone stehen.