Blick auf den Circuit de Monaco
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Formel 1

Monaco-GP im Zeichen von Laudas Tod

Die Formel 1 in Monaco steht Jahr für Jahr im Mai im Zeichen von Glitzer, Glamour und Berühmtheiten. Diesmal aber wird alles im Bann des Ablebens von Legende Niki Lauda sein. Keine drei Tage nach dem Tod des 70-Jährigen drehen die Boliden auf dem Stadtkurs im Fürstentum am Donnerstag ihre ersten Trainingsrunden. Zum sechsten Mal um WM-Punkte geht es heuer am Sonntag (15.10 Uhr, live in ORF1).

In der Mercedes-Box wird Lauda, der 1975 und 1976 in Monte Carlo triumphierte, nun nicht mehr auftauchen. Lange hat man bei den Silberpfeilen auf die Rückkehr des dreifachen Weltmeisters in den Rennstall, für den er zuletzt als Aufsichtsratsvorsitzender tätig war, gewartet. „Er verkörperte Heldentum, Menschlichkeit und Aufrichtigkeit auf und abseits der Strecke“, würdigte Teamchef Toto Wolff den Österreicher am Dienstag. „Niki, Du bist einfach unersetzbar, es wird niemals wieder jemanden wie Dich geben.“

Mercedes zollt der Formel-1-Legende seinen Respekt und wird seine Autos mit dem Schriftzug „Danke Niki“ und der Unterschrift des verstorbenen Österreichers auf der Nase der Boliden versehen. Einer der Sterne auf der Motorabdeckung wird als Hommage an Lauda rot sein. Dieses Design bleibt über das gesamte Monaco-Wochenende bestehen, dazu kommen aber weitere Adaptierungen. Ab Donnerstag werden sämtliche Teammitglieder schwarze Armbänder tragen.

Auch bei Ferrari – als „Scuderia“-Pilot wurde Lauda 1975 und 1977 Weltmeister und war von 1993 bis 1995 als Berater („Piccolo Commendatore“) tätig – ist die Trauer groß. „Alle bei Ferrari sind tief traurig über die Nachricht vom Tod unseres lieben Freundes Niki Lauda. Er wird immer in unseren Herzen und in denen aller Ferrari-Fans sein“, verlautete der Rennstall. Teamchef Mattia Binotto würdigte den Beitrag Laudas zur Entwicklung der Formel 1. „Mit seinem Talent und seinem Charisma hat er dazu beigetragen, dass immer mehr Menschen in der Welt unseren wunderbaren Sport lieben.“

GP von Monaco im Zeichen Laudas

Der Medientag am Mittwoch vor dem Grand Prix in Monaco stand ganz im Zeichen des verstorbenen dreifachen Weltmeisters.

Ferrari-Fahnen auf halbmast

Alle Teams und ihre Fahrer, aber auch die Veranstalter, wollen in Monaco Zeichen im Gedenken an Lauda setzen. Neben Mercedes werden vor allem auch Ferrari und McLaren, bei denen Lauda in wichtigen Positionen tätig gewesen ist, des Österreichers gedenken. Ferrari kündigte „sichtbare Zeichen auf den Autos“ als Hommage an Lauda an. Die „Scuderia“ setzte zudem die Fahnen auf halbmast und beleuchtete im Museum den 312 T, mit dem Lauda 1975 erstmals Weltmeister geworden war, in einem abgedunkelten Raum speziell.

Der Verlust von Lauda hat bei allen Spuren hinterlassen, etwa auch beim viermaligen Weltmeister Sebastian Vettel. „Man kann nicht genug den Hut davor ziehen, was er sowohl auf als auch neben der Strecke geleistet hat. Er wird ein großes Loch hinterlassen, das keiner füllen kann“, sagte Vettel im Ferrari-Motorhome in Monaco.

Handkuss sorgte für Schlagzeilen

Im Fürstentum hat Lauda zweimal gewonnen, jeweils mit einem Ferrari. 1975 auf Anfangs nasser Strecke vor den Brasilianern Emerson Fittipaldi (McLaren) und Carlos Pace (Brabham). 1976 – erneut aus der Poleposition und nur wenige Wochen vor seinem schweren Feuerunfall auf dem Nürburgring – vor seinem Schweizer Teamkollegen Clay Regazzoni und dem Schweden Ronnie Peterson (March).

Die Bilder vom Handkuss für Fürstin Gracia Patricia (Grace Kelly) hat damals weltweit für Schlagzeilen gesorgt. Lauda hatte diese Geste aufgrund seiner guten Erziehung als „Normalität“ bezeichnet. Auch für den Österreicher war der Grand Prix auf dem engen Straßenkurs an der Cote d’Azur eines der wichtigsten Rennen des Jahres gewesen. „Jeder weiß, dass ein Sieg in Monaco genauso wichtig ist wie der Gewinn der Weltmeisterschaft. Das hat genauso viel Glamour, bietet genauso viel PR und Medienwirkung“, hatte Lauda einst gesagt.

Niki Lauda mit Gracia Patricia und Fürst Rainier III. bei der Siegerehrung nach dem Grand Prix von Monaco. Monte Carlo. 14. Mai 1975.
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Bilder der Siegerehrung 1975 mit dem monegassischen Fürstenpaar und Lauda waren um die Welt gegangen

Mercedes-Dominanz auf dem Prüfstand

Sportlich geht es in Monaco heuer vor allem darum, ob die Mercedes-Dominanz – fünf Doppelerfolge eines Teams zu Saisonbeginn bedeuten Formel-1-Rekord – auch im Fürstentum weitergeht. Die Silberpfeile haben – abgesehen von drei nicht gewonnenen Extrazählern für die schnellste Rennrunde – im bisherigen Saisonverlauf die mögliche Maximalanzahl an Punkten eingefahren.

Im „Straßenroulette“ wollen Lewis Hamilton und Valtteri Bottas natürlich das halbe Dutzend voll machen. Der Brite Hamilton führt die WM-Wertung nach seinem jüngsten Sieg in Barcelona mit 112 Punkten sieben Zähler vor dem Finnen Bottas (105) an. Die Hauptprotagonisten der beiden ersten Verfolgerteams liegen bereits einigermaßen abgeschlagen zurück, der Niederländer Max Verstappen im Red Bull (66) und der Deutsche Sebastian Vettel im Ferrari (64).

2017 und 2018 lassen Verfolger hoffen

Hoffnung geben diesen beiden Teams die Ergebnisse der letzten zwei Jahre. 2017 hatte Vettel vor seinem damaligen Ferrari-Teamkollegen Kimi Räikkönen sowie Daniel Ricciardo gewonnen, 2018 der Australier erneut im Red Bull vor Vettel im Ferrari – erst dann kam Hamilton im Mercedes. Die Überlegenheit der „Sternenflotte“ macht in Monte Carlo also gerne einmal ein wenig Pause.

Daniel Ricciardo (Red Bull), Sebastian Vettel (Ferrari) und Lewis Hamilton (Mercedes)
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Im Vorjahr jubelte Hamilton (rechts) vor der Fürstenloge nur als Dritter hinter Ricciardo (Mitte) und Vettel (links)

Allerdings hat Mercedes heuer in den langsamen Kurven einen markanten Sprung nach vorne gemacht, was für die Konkurrenz für dieses Wochenende nichts Gutes verheißt. „In den vergangenen Jahren waren wir auf den schnellen Strecken immer richtig gut, in Silverstone und in Spa und Monza, das hat sich ein bisschen verlagert zu den langsamen Ecken“, hatte Wolff zuletzt in Spanien angemerkt. „Ich hoffe, wir können das in Monaco genauso beweisen.“