Union-Berlin-Fans
picturedesk.com/dpa/Bernd Thissen
Fußball

Die große Chance für Union Berlin

Union Berlin ist nur noch zwei Spiele vom größten Erfolg in der Clubgeschichte entfernt: Als insgesamt 56. Neuling und fünfter Club aus der Hauptstadt will das Team der ÖFB-Legionäre Christopher Trimmel und Robert Zulj erstmals den Aufstieg in die deutsche Bundesliga schaffen. Der Grundstein dafür soll am Donnerstag im Relegationshinspiel beim VfB Stuttgart gelegt werden.

Unter Druck stehen vor allem die Schwaben, die mit aller Macht den Absturz in die Zweitklassigkeit verhindern wollen. „Es geht um den VfB, es geht um die Region, um das Schwabenland“, sagte Stuttgart-Trainer Nico Willig, der kommende Saison von Tim Walter abgelöst wird, vor dem Hinspiel. „Wir müssen dankbar sein für diese Chance. Es ist viel schlecht gelaufen, aber jetzt können wir was gewinnen.“

Während sich der Bundesliga-16. Stuttgart unbedingt noch retten will, können die Berliner, die 2001 als Drittligist im DFB-Pokal-Finale gestanden sind, ihre Saison mit dem Aufstieg krönen. „Für uns geht es darum, Geschichte zu schreiben“, sagte der Berliner Offensivspieler Joshua Mees. Den direkten Aufstieg hatte der Kultclub aus Köpenick, dessen Vereinshymne „Eisern Union“ von Nina Hagen gesungen wird, am Sonntag beim 2:2 in Bochum nur um ein Tor verpasst.

VFB-Stuttgart-Coach Nico Willig
Reuters/Axel Schmidt
Stuttgart-Coach Nico Willig will Berlin einen Strich durch die Rechnung machen

Die „Eisernen“ werden „alles raushauen“

Dass damit Paderborn trotz einer 1:3-Pleite gegen Dresden Rang zwei hinter Köln belegte und ohne Umweg in die Bundesliga aufstieg, sorgte für enttäuschte Gesichter. Mittlerweile haben die „Eisernen“ aus Berlin aber wieder ihren Kampfgeist gefunden. Zu groß ist die Chance, die sich bietet. „Ich bin überzeugt, dass die Mannschaft noch einmal alles raushaut“, erklärte Union-Sportdirektor Oliver Ruhnert.

Die Berliner gehen aber mit einer Ausswärtsschwäche in das Duell. Nur drei Punkte gelangen in den letzten fünf Partien in der Fremde. Ein Remis in Stuttgart würde aber schon eine gute Ausgangsposition bedeuten. „Wir wissen natürlich, dass wir Außenseiter sind. Stuttgart hat eine Riesenmannschaft, wir haben das Spiel gegen Schalke gesehen. Es wird eine Riesenherausforderung“, sagte Kapitän Trimmel.

Zehn Jahre zweite Liga sind genug

Der 32-jährige Ex-Rapidler ist seit mittlerweile fünf Jahren bei den Berlinern. Doppelt so lange ist der Club nun schon in der zweiten Liga. Die Ansprüche sind längst gestiegen, der Verein kontinuierlich gewachsen. Präsident Dirk Zingler träumt seit Jahren vom Aufstieg und will, dass die „Eisernen“ endlich zu den 20 besten Vereinen Deutschlands gehören. „Man hat etwas zu verlieren“, sagte Fischer.

Union Berlins Kapitän Christopher Trimmel
picturedesk.com/dpa/Andreas Gora
Christopher Trimmel will sein Team als Kapitän in die deutsche Bundesliga führen

Der Präsident hofft vor allem auf ein gutes Ergebnis in Stuttgart und danach ganz auf den Heimvorteil im entscheidenden Rückspiel am nächsten Montag. Im Stadion An der Alten Försterei, bei dessen Aufbau die Fans mitgeholfen haben, wird Stuttgart eine ganz besondere Atmosphäre erwarten. „Die Fans stehen komplett hinter uns“, sagte Trimmel. Die Berliner haben von 17 Heimspielen nur ein einziges verloren, Stuttgart schaffte indes nur einen Auswärtssieg in der Bundesliga.

Statistik macht Stuttgart Hoffnung

Dem VfB droht gegen die Hauptstädter nach 1975 und 2016 der dritte Abstieg aus der Bundesliga. Allerdings macht ein Blick in die Statistik Hoffnung. Seit Wiedereinführung der Relegation vor zehn Jahren setzte sich nur zweimal der Zweitligist durch: 2009 der 1. FC Nürnberg gegen Energie Cottbus und 2012 Fortuna Düsseldorf gegen Hertha BSC. Union tat sich zudem immer schwer, wenn sich die Ligazugehörigkeit nach dem regulären Saisonfinale entschied: Nur zwei- von zehnmal gelang der Aufstieg oder Klassenverbleib.

Dennoch ist Stuttgart gewarnt. „Das ist eine ganz harte Nuss, und das wissen wir“, sagte Willig mit Blick auf die starke Berliner Defensive, die so wenige Gegentore zuließ wie kein anderer Zweitligist (33). Stuttgart musste hingegen 70 Gegentreffer hinnehmen. Willig bleibt trotzdem positiv und glaubt an ein Happy End: „Wenn wir uns in einer Woche vor Freude in den Armen liegen, dann ist das ein gutes Bild.“

Willig, der am 21. April Markus Weinzierl ablöste, sorgte vor allem für defensive Stabilität bei den Schwaben. In drei von vier Spielen unter dem 38-jährigen Interimstrainer bekam Stuttgart kein Gegentor. „Er hat der Mannschaft neues Leben eingehaucht“, erklärte VfB-Präsident Wolfgang Dietrich. Ob die Stuttgarter in der Relegation den längeren Atem haben werden, wird sich allerdings erst entscheiden.