Christoph Strasser
christophstrasser.at/lime-art.at/Manuel Hausdorfer
Race Across America

Strasser in Aufbruchsstimmung

Die Erinnerungen an das letzte Mal sind wach, als wäre es gestern gewesen. Dabei steigt der steirische Extremradfahrer Christoph Strasser am Montag schon wieder in den Flieger, um das Race Across America (RAAM) zum möglicherweise sechsten Mal zu gewinnen. Am 11. Juni erfolgt der Startschuss für die mit Abstand härtesten Radsporttage en bloc des Jahres 2019.

Wieder geht es von Oceanside in Kalifornien über 5.000 Kilometer und rund 35.000 Höhenmeter quasi nonstop nach Annapolis (Maryland). Im Ziel will sich Strasser einen weiteren Vermerk in der Sportgeschichte gesichert haben. Der 36-Jährige könnte das RAAM bei seinem neunten Start als erster Fahrer zum dritten Mal hintereinander gewinnen und auch als erster zum insgesamt sechsten Mal.

Den Hattrick hatte Strasser schon 2015 vor Augen gehabt, ehe er nach 2.730 km in Fort Scott (Kansas) von gesundheitlichen Problemen (u. a. Lungenödem, Bronchitis) aus dem Sattel geholt worden war. „Ich dachte mir damals, dass ich diese Chance in meinem Leben sicher nie mehr bekommen werde“, sagte Strasser, der 2016 pausierte und nach Siegen in den Jahren 2017 und 2018 nun eine weitere Chance auf den RAAM-Hattrick bekommt. „Dieses Ziel half mir extrem, die Motivation aufrecht zu halten“, sagte er.

Abflug in die USA

Am Montag fliegt Strasser nach Kalifornien, wo er sich zwei Wochen lang in der Wüste den Feinschliff für das Race Across America holen wird.

Mit einer reibunsglosen und annähernd perfekten Vorbereitung ohne Verletzungen und Krankheiten kam Strasser seinem Ziel schon einen gewaltigen Schritt näher. Neue Trainingsreize zeigten Wirkung, die sich in körperlichen Topwerten niederschlug. Die Kraftausdauer-Intervalle im Training wurden länger, die Intensität geringer. „Es ist wichtig, nicht jedes Jahr gleich zu trainieren. Meine Werte liegen über jenen des Vorjahres“, so Strasser mit Verweis auf die rund 770 Stunden (also mehr als einen Monat durchgehend), die er dafür im vergangenen halben Jahr auf dem Fahrrad verbracht hat.

Stresspegel steigt

Gleich geblieben ist der Stress im RAAM-Vorfeld, der in den Tagen vor dem Abflug noch einmal gehörig zunimmt. „Weil da alles eingepackt werden muss und ich nichts vergessen darf. Das ist die stressigste Zeit des Jahres für mich“, so Strasser, der im Rennen auf eine zwölfköpfige Crew (inklusive zwei Kameraleute) vertraut. Beim Kofferpacken ist der Steirer auf sich allein gestellt.

 Christoph Strasser
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Mit neuen Trainingsreizen sorgte Strasser für körperliche Topwerte

In Summe mehr als 350 Kilogramm an Ausrüstung treten die Reise in die USA an. Darunter drei Rennräder, Elektro- und Funktechnik für die drei angemieteten Begleitfahrzeuge, Bekleidung für alle erdenklichen Wetterverhältnisse und Elektrolyt-Kohlehydrat-Trinkpulver für rund 200 Liter Sportgetränk – neben notwendiger Flüssignahrung der Hauptanteil des Ernährungskonzepts für die Kompensation bzw. Bereitstellung von täglich 12.000 bis 15.000 Kalorien (umgerechnet zehn Kilo gekochter Spaghetti bzw. 6,6 kg Wiener Schnitzel), die Strasser verbrennt.

Ankunft in der Wüste

Die Perspektive auf den sechsten Sieg im Gepäck erfolgt am Montag also die Abreise. Die beiden ersten Wochen verbringt Strasser mit zwei seiner Betreuer zur Akklimatisierung im kalifornischen Teil der Mojave-Wüste. Der Rest stößt wenige Tage vor dem Start in Oceanside dazu. „Spätestens dann fiebern wir schon richtig“, sagte Strasser. Sein RAAM-Rekord aus dem Jahr 2014 auf rund 160 km kürzerer Strecke liegt bei sieben Tagen, 15 Stunden und 56 Minuten.

Wie immer führt das Rennen von der Westküste an die Ostküste der USA. Zum ersten Mal ist mit dem Schweden Magnus Backstedt ein Sieger von Paris-Roubaix und damit ein weiterer Ex-Spitzenprofi nach den US-Amerikanern David Zabriskie und Jonathan Boyer am Start, aber nur in der Staffel. Den Einzel-Bewerb geben sich neben Strasser drei weitere Österreicher: Rookie Markus Brandl, Thomas Mauerhofer, der im vergangenen Jahr nach einem schweren Unfall hatte aufgeben müssen, und Alexandra Meixner.