Grafik des Lusail Stadium für die Fußball-WM 2022 in Quatar
Reuters/Handout
Fußball

Erleichterung nach Nein zu Mega-WM 2022

Mit dem Platzen der Aufstockung des WM-Teilnehmerfeldes bei der WM 2022 in Katar hat sich FIFA-Präsident Gianni Infantino von einem seiner Lieblingsprojekte verabschieden müssen. Außer dem Schweizer weinte dem am Mittwoch aufgegebenen Plan aber niemand eine Träne nach. In Katar war man sogar erleichtert.

Das Land wäre für eine Aufstockung auf 48 Mannschaften offen gewesen, wenn dafür ein machbarer Weg gefunden worden wäre, teilte das Organisationskomitee aus dem Emirat am Donnerstag mit. Eine gemeinsame Analyse habe jedoch ergeben, dass man dafür mehr Zeit benötigen würde.

Mit nur dreieinhalb Jahren bis zum Anpfiff fühle sich Katar weiter der Zusage verpflichtet, dass die WM 2022 mit 32 Teams eines der besten Turniere aller Zeiten werde. Der Weltverband (FIFA) hatte am Mittwochabend mitgeteilt, dass die Pläne einer Aufstockung der WM 2022 auf 48 Mannschaften vom Tisch sind. FIFA-Chef Infantino hatte sich von der Ausweitung zusätzliche Einnahmen in Millionenhöhe versprochen.

Keine Aufstockung bei WM in Katar 2022

Der Plan von FIFA-Präsident Gianni Infantino, die Teilnehmerzahl bei der WM 2022 in Katar von 32 auf 48 Teams zu erhöhen, ging nicht auf.

Allerdings hätte eine Aufstockung große Probleme bereitet, da sich Katar Mitveranstalter ins Boot hätte holen müssen. Wegen der angespannten politische Lage am Persischen Golf wären dafür nur Kuwait und Oman infrage gekommen, die innerhalb kürzester Zeit Pläne für das Turnier hätten vorlegen müssen. Somit wird erst die WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko mit 48 Teilnehmern stattfinden.

ÖFB-Boss nicht überrascht

Auch der Präsident des Österreichischen Fußballbundes (ÖFB), Leo Windtner, zeigte sich vom Aus des Projekts nicht überrascht. Es sei schon seit Längerem offensichtlich gewesen, dass eine Erweiterung des Teilnehmerfeldes nicht machbar wäre, sagte der Oberösterreicher der APA. „Ich bin immer davon ausgegangen, dass die WM mit 32 Mannschaften ausgetragen wird“, erklärte Windtner. Für die sportliche Qualität des Turniers sieht der Verbandschef positive Konsequenzen. „Bei 48 Mannschaften wäre die Weltmeisterschaft sicher etwas verwässert worden.“

Allerdings bedeutet die abgesagte Aufstockung auch, dass Europa für die Endrunde 13 und nicht 16 Startplätze zur Verfügung hat – ein für Österreich nicht unwesentliches Detail. „Trotzdem hält sich meine Enttäuschung in Grenzen. Natürlich wären unsere Chancen auf eine Teilnahme etwas besser gewesen, aber jetzt müssen wir eben alles dafür tun, um bei den 32 Teams dabei zu sein. Dafür sind wir durchaus gerüstet“, sagte Windtner.

ÖFB-Präsident Leopold Windtner
GEPA/Philipp Brem
Windtner hatte mit einer Aufstockung sowieso nicht gerechnet

Hartes Ringen um neue Club-WM

FIFA-Boss Infantino kann sich nun seinen weiteren Projekten widmen. Und auch dort läuft für den Schweizer nicht alles rund. Geht es nach Infantino, sollen ab Sommer 2021 bei einer WM der besten Vereine 24 statt sieben Teams alle vier Jahre einen Champion ausspielen. Das neue Format, für das die jährliche Club-WM wegfällt, ist zwar beschlossen. Doch die europäischen Vereine leisten Widerstand.

„Wir sind derzeit nicht bereit, an diesem Wettbewerb teilzunehmen“, sagte der Vorsitzende der European Club Association (ECA), Andrea Agnelli, Ende März in Amsterdam. Die Vereine verweisen auf den gültigen Terminkalender, der bis 2024 festgeschrieben ist. Für danach solle das Thema neu bewertet werden, so die ECA. Noch hat Infantino Zeit, die kritischen Clubs und die UEFA zu überzeugen. Im März gab sich der FIFA-Boss optimistisch: „Ich bin sicher, dass in den kommenden Wochen auch die Diskussionen mit der UEFA Früchte tragen werden.“

Das aktuelle Vorhaben der ECA, die Champions League ab 2024 zu reformieren, wertet Infantinos Projekt allerdings zusätzlich ab. Die Königsklassen-Pläne sehen ein dreistufiges Ligensystem mit Auf- und Abstieg zwischen den Ligen vor. Der Sieger – eine Art Clubeuropameister – wird diesem Modell zufolge unter den 32 Mannschaften gekürt, die in der Liga A spielen.

Gegenwind bei Global Nations League

Auch bei dieser von Infantino unterstützten Global Nations League, einer weltweiten Liga für Nationalteams, kommt der größte Gegenwind aus Europa. Die Europäer sehen ihre kontinentale Nations League gefährdet. Die Global Nations League war essenzieller Bestandteil eines von Infantino propagierten Investments von 25 Milliarden Dollar durch namentlich nicht genannte Geldgeber. Aus Sicht einer vom Weltverband eingesetzten Arbeitsgruppe gibt es hier aber „noch mehr Arbeit“ zu tun, bevor überhaupt „konkrete Vorschläge“ gemacht werden könnten.