Trainer Markus Schopp (Hartberg)
GEPA/David Rodriguez Anchuelo
Bundesliga

Abstiegskrimi „auf Kosten der Fairness“

In der Qualifikationsgruppe der tipico-Bundesliga fällt am Samstag die letzte große Entscheidung: Wer steigt ab, Hartberg oder Wacker Innsbruck? Dass die Abstiegsfrage erst am 32. Spieltag beantwortet wird, sollte aber gar nicht der Fall sein. Die Ligareform macht es zum Leidwesen der Hartberger möglich.

Die beiden Aufsteiger der vergangenen Saison liegen nach neun Runden der Qualigruppe nur zwei Punkte voneinander getrennt. TSV Prolactal Hartberg hat es aber in der eigenen Hand, den Klassenerhalt zu schaffen. Die Steirer benötigen am Samstag „nur“ einen Heimsieg gegen den bereits geretteten FC Flyeralarm Admira, um weiter in der Bundesliga zu bleiben.

Die Innsbrucker sind auf Schützenhilfe der Niederösterreicher angewiesen. Zumindest ein Remis sollte die Admira in Hartberg erreichen, um den Tirolern noch eine Chance auf den Klassenerhalt zu bieten – einen Wacker-Heimsieg gegen den SV Mattersburg vorausgesetzt. Bei Punktegleichheit mit Hartberg hätten die Tiroler die Nase vorn, denn bei der Ligateilung wurde der Zählerstand der Innsbrucker abgerundet. Dieser Bonus würde dann schlagend werden.

Spannung mit hohem Preis

Ohne Punkteteilung wäre der Abstiegskampf schon längst entscheiden. Denn die Hartberger konnten über die Saison gesehen sechs Punkte mehr als die Innsbrucker sammeln. Daher übte Hartberg-Trainer Markus Schopp im Nachhinein auch Kritik, speziell durch die Punkteteilung bleibe ein schaler Beigeschmack: „Ich bin der Meinung, dass die 22 Runden des Grunddurchgangs durch zehn Finalspiele komplett entwertet werden.“

Zakaria Sanogo (Hartberg) gegen Bryan Henning (Wacker)
GEPA/Patrick Steiner
Ginge es nur nach den Ergebnissen, wäre das Abstiegsduell Hartberg (l.) gegen Wacker längst entschieden

Für den ehemaligen Teamspieler hätte das neue Format zwar das Ziel erreicht und die Liga grundsätzlich spannender gemacht, die Nebenwirkungen würden diesen Umstand aber nicht aufwiegen. „Das neue Ligaformat hat definitiv Spannung bewirkt, und das nicht in geringem Ausmaß. Die Frage ist nur, zu welchem Preis. Die Spannung geht auf Kosten der sportlichen Fairness“, sagte Schopp.

Kritiker und Nutznießer

Der Hartberger Coach wies auch darauf hin, dass die Winterpause nach 18, die Teilung in Meister- und Qualifikationsgruppe aber erst nach 22 Runden erfolgt. Dadurch können vor allem besser betuchte Vereine in der Wintertransferzeit vor den entscheidenden Partien des Grunddurchgangs noch einmal nachrüsten – und für eine gewisse Wettbewerbsverzerrung sorgen.

Schopp betonte allerdings auch, seine Skepsis beruhe nicht auf der unvorteilhaften Situation von Hartberg. „Ich will nicht der große Kritiker sein, und es war ja auch an der Zeit, dass man sich etwas überlegt. Wir waren auch Nutznießer der Reform, denn ohne die Aufstockung von zehn auf zwölf Clubs wären wir gar nicht aufgestiegen“, sagte der Steirer.

Innsbruck will Gewinner sein

Wenig überraschend hielt man sich in Innsbruck vor dem Finish mit scharfer Kritik am Modus zurück. „Wenn es jeder durch die Vereinsbrille sieht, ist es verständlich, dass es Kritik gibt, aber von der Spannung her ist es toll“, sagte Wacker-Präsident Gerhard Stocker. Der Club des gleichzeitig als Bundesliga-Aufsichtsratschef amtierenden Stocker könnte ein Nutznießer der Reform sein, sofern der Klassenerhalt noch gelingt. „Wir wären, wenn wir es schaffen, ein Modus-Gewinner“, gab der 67-Jährige zu.