Dominic Thiem
AP/Manu Fernandez
French Open

Thiem gibt Titel in Paris als Ziel aus

Er arbeitet das ganze Jahr auf seinen großen Saisonhöhepunkt hin, nun ist es so weit: Für Dominic Thiem stehen seine sechsten French Open vor der Tür, und der 25-Jährige ist erstmals als Nummer vier gesetzt. Nach seinem ersten Training auf dem neuen Centre-Court gab Thiem bereitwillig Auskunft. Noch nie war der Eindruck so klar: Er ist gekommen, um den Titel zu holen.

„Der Centre-Court taugt mir richtig. Er schaut ein bisserl wie ein Fußballstadion aus, weil es oben in den Ecken so rund ist“, sagte Thiem. Am Montag (viertes Spiel nach 11.00 Uhr, live in ORF Sport +) geht es endlich los für den Vorjahresfinalisten, sein erster Gegner ist der US-Amerikaner Tommy Paul. „Ich bin auf alles vorbereitet, es ist gut gegangen die letzten Tage. Ich freue mich, dass es losgeht.“

Und der Blick zurück gerade auf Roland Garros gibt ihm Zuversicht. „Ich habe die letzten drei Jahre hier immer sehr, sehr gut gespielt. Semifinale, Semifinale, Finale – das einzige verbliebene Ziel bei diesem Turnier ist der Turniersieg“, sprach der diesjährige Indian-Wells- und Barcelona-Champion Klartext. Dem ordnet er alles unter. Gleichzeitig wisse er aber auch, wie schwer sein Vorhaben zu realisieren sei.

Favorit Nadal und heiße Außenseiter

Dennoch zählt Thiem neben Rafael Nadal und Novak Djokovic zum engsten Favoritenkreis. „Ich glaube, dass ich auf jeden Fall zurzeit das beste Tennis spiele, das ich je gespielt habe“, sagte der Lichtenwörther. Auch seine Saison ist für ihn bisher die beste. „Nadal ist immer der Topfavorit auf den Titel. Ich glaube und hoffe, dass die Lücke zu ihm ein bisserl kleiner geworden ist. Aber es sind auch ein paar neue Spieler hinzugekommen, die ein heißes Wort um den Titel mitreden werden. Wie zum Beispiel für mich (Stefanos) Tsitsipas.“

Paul hat „gar nichts zu verlieren“

Zu weit in die Zukunft möchte Thiem in Paris aber nicht planen. Bereits die Auftaktaufgabe gegen Paul, der für Paris eine Wildcard bekommen hat und im ATP-Ranking auf Rang 136 liegt, nimmt er nicht auf die leichte Schulter. „Die Auslosung ist richtig schwierig. Der hat gar nichts zu verlieren, und das wird schon richtig gefährlich. Ich kenne die ganze Auslosung, aber trotzdem schaue ich nur, dass ich einmal die erste Runde überstehe. Ich muss von Anfang an hellwach sein“, sagte Thiem.

Tommy Paul (USA)
AP/Icon Sportwire/William Howard
Tommy Paul gewann 2015 in Roland Garros den Junioren-Titel

Ob es ein Szenario gibt, dass er Paris heuer nicht als Sieger verlässt und trotzdem zufrieden ist? Thiem: „Das ist eine schwierige Frage. Wenn ich im Viertelfinale, sagen wir gegen Del Potro, Halbfinale gegen Djokovic oder Finale gegen Nadal oder irgendjemand anderen knapp verliere und eine richtig gute Leistung gebracht habe, muss ich das akzeptieren, und dann werde ich Paris nicht zu unglücklich verlassen.“

Sportliches Umfeld geregelt

Nicht unglücklich ist Thiem auch, dass er vor Paris sein sportliches Umfeld geregelt hat. Zunächst wurde Nicolas Massu zum Touring-Coach, und dann erfolgte stufenweise die komplette Abnabelung von Langzeittrainer, Mentor und Manager Günter Bresnik. Erst am Donnerstag wurde bekannt, dass Herwig Straka Bresnik als Manager ablöst. Es war ein Prozess, der sich über mehrere Wochen gezogen hat.

„Die ganze Situation hat mich jetzt nicht wirklich belastet, aber es war schon ein gewisser Stress. Weil ich bin von richtig langen Turnierreisen zurückgekommen und habe mich dann halt meistens zu Hause nur um das gekümmert“, gestand Thiem. Die Beziehung zu Bresnik sei sehr speziell: „Weil es so früh begonnen hat, weil wir gemeinsam so viel erreicht haben.“ Thiem spricht von einer großen emotionalen Bindung, dabei seien Trennungen im Sport etwas völlig Normales.

„Wir haben 17 Jahre unglaublich gut zusammengearbeitet. Der Günter hat mich von einem Kind, das nicht Tennis spielen hat können, bis ganz nach oben geführt, was ein Wahnsinn ist, und wofür ich ihm auch ewig dankbar bin. Aber ich glaube auch, dass der Schritt notwendig war“, erklärte der Weltranglistenvierte. Und er sieht darin auch eine Chance, nun den Weg für Größeres freigemacht zu haben. „Hoffentlich war es der letzte große Schritt in meiner Karriere, der mich zu den ganz großen Erfolgen führt. Deshalb habe ich es gemacht.“