Schiedsrichter Bakary Gassama aus Gambia erkannte den Treffer nämlich wegen einer mutmaßlichen Abseitsstellung nicht an, wie der arabische Sportsender Beinsports meldete. Wydad Casablanca wollte die Situation deshalb noch einmal per Videobeweis kontrollieren lassen. Dem Bericht zufolge konnte die Entscheidung wegen eines technischen Defekts des Video Assistant Referee (VAR) aber nicht überprüft werden.
In den Sozialen Netzwerken kursieren allerdings auch Bilder, auf denen zu sehen ist, dass der VAR-Monitor, der zuvor noch funktioniert haben soll, auch mutwillig zerstört worden sein könnte. Das Spiel war für mehr als eine Stunde unterbrochen, weil sich Wydad weigerte, die Partie fortzusetzen. Gassama pfiff das Finale schließlich beim Stand von 1:0 ab, womit Titelverteidiger Tunis nach einem 1:1 im Hinspiel zum vierten Mal den wichtigsten Vereinstitel Afrikas holte.

Tumultartige Szenen nach Abbruch
Auf dem Feld und in den Katakomben kam es anschließend zu tumultartigen Szenen. Laut Medienberichten stoppten die Sicherheitskräfte unter anderem einen Tunis-Fan, der in Richtung Gästebank gestürmt sein soll. Außerdem wurden von den Zuschauerrängen Plastikflaschen auf die Spieler und das Betreuerteam von Wydad Casablanca geworfen.
Der Kapitän von Esperance, Khalil Chemmam, sagte Beinsports, der Schiedsrichter habe beiden Spielführern vor dem Anpfiff mitgeteilt, dass der Videoschiedsrichter nicht funktioniere. Er habe zudem gefragt, ob die Teams bereit seien, trotzdem zu spielen. Beide Kapitäne hätten zugestimmt, erklärte Chemmam. Wydads Spieler sollen aber später gesagt haben, dass ihr Spielführer weder Französisch noch Englisch verstanden habe.
Schiedsrichter schon im Hinspiel im Fokus
Bereits im Hinspiel hatte der Schiedsrichter mit zweifelhaften Entscheidungen für Aufruhr gesorgt. Beim 1:1 soll der Ägypter Gehad Grisha den Marokkanern ein reguläres Tor und einen klaren Elfmeter verweigert haben. Grisha wurde daraufhin wegen einer „schwachen Leistung“ vom afrikanischen Verband für sechs Monate gesperrt.
„Was dort passiert ist, könnte negative Auswirkungen auf die Reputation des afrikanischen Fußballs haben. Afrika lebt ohnehin bereits isoliert auf dieser Welt“, twitterte der ehemalige ägyptische Nationaltorhüter Essam El-Hadary. Es war das erste Mal in der Geschichte der afrikanischen Champions League, dass ein Finale nicht über die volle Distanz ging. Der Afrikanische Fußballverband (CAF) will sich am Dienstag in einer außerordentlichen Sitzung mit dem Fall befassen.