Andreas Ulmer und Marko Arnautovic
GEPA/Christian Ort
EM-Qualifikation

ÖFB-Team wieder „voll im Rennen“

Österreichs Fußballnationalteam hat nach dem 1:0 gegen Slowenien am Freitag auch beim 4:1 (1:1) am Montag in Nordmazedonien die Pflicht erfüllt und in der EM-Qualifikation ein deutliches Lebenszeichen von sich gegeben. Die Art und Weise, wie der Auswärtssieg in Skopje dabei zustande kam, stimmte die ÖFB-Kicker zuversichtlich.

Österreich feierte am Balkan den höchsten Auswärtssieg in einem Pflichtspiel seit dem 4:1 in Schweden 2015, das damals die Qualifikation für die EM 2016 sicherstellte. Der nunmehrige Erfolg beim Außenseiter, der in den vorangegangenen 16 Spielen immerhin nur zweimal verloren hatte, hätte dabei noch deutlich höher ausfallen können.

„Heute hätte sich keiner beschweren können, wenn wir 8:2 siegen“, meinte Verteidiger Aleksandar Dragovic. „Wenn du 9:2 gewinnst, würde auch keiner mehr was sagen. Mit diesen Chancen kannst du fast die Gruppe gewinnen“, sagte Offensivmann Valentino Lazaro. Stürmer Marko Arnautovic erhöhte im ORF-Interview unbeabsichtigt um ein Vielfaches: „Ich glaube, das kann acht-, neunstellig ausgehen.“ Später revidierte der zweifache Torschütze: „Es kann 9:1 ausgehen.“

„Missverständnis“ führt zu Gegentor

Am Ende ging es 4:1 aus und brachte wie jeder andere Sieg auch drei Punkte. Die Mannschaft von Teamchef Franco Foda begann überzeugend. Wie gegen Slowenien startete Österreich engagiert in die Partie, vergab allerdings durch Arnautovic und Marcel Sabitzer zwei gute Chancen. Entgegen dem Spielverlauf gingen die Gastgeber in Führung, weil Martin Hinteregger ins eigene Tor köpfelte.

„Es war ein Missverständnis zwischen Hinti und mir. Ich habe ihm geschrien, er hat es nicht gehört und den Ball reingeköpfelt. Das kann passieren“, erklärte Tormann Heinz Lindner das unglückliche 0:1, nahm es nach dem klaren Sieg aber mit Humor. „In diesen zwei Partien hat mich kein Gegner bezwungen, nur einer von uns. Aber die Reaktion der Mannschaft war überragend“, sagte der Oberösterreicher.

Heinz Lindner, Stefan Ilsanker und Martin Hinteregger
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Das Eigentor von Martin Hinteregger blieb am Ende der Ehrentreffer für die Nordmazedonier

Im März konnte das ÖFB-Team weder gegen Polen (0:1) noch gegen Israel (2:4) nach einem Rückstand noch punkten. „In Israel hat uns ein Gegentor noch völlig aus der Spur geworfen. Heute haben wir weiter mit voller Überzeugung nach vorne gespielt“, analysierte Lazaro, der den überfälligen Ausgleich noch vor der Pause erzielte. In der zweiten Hälfte fielen drei weitere Treffer. „Vier Auswärtstore musst du einmal machen“, unterstrich Lazaro, der zum zweiten Mal im ÖFB-Team traf.

„Kritikern gezeigt“

Die Stimmung war nach dem zweiten Sieg binnen vier Tagen naturgemäß gelöst. Arnautovic und Dragovic vergaßen dabei auch nicht auf die Kritik, die es im März nach den Auftaktpleiten hagelte. „Wir sind wieder voll dabei. Ihr habt alle nach den ersten beiden Spielen an uns gezweifelt, ich habe euch gesagt, wir werden zurückkommen und wir sind zurückgekommen“, sagte Arnautovic zu den Journalisten in den Katakomben der National Arena Todor Proeski.

Auch Dragovic, der wegen einer Muskelverletzung zur Pause in der Kabine blieb und so Hoffenheim-Legionär Stefan Posch das ÖFB-Debüt ermöglichte („Er hat es überragend gemacht“), verspürte Genugtuung. „Man hat gesehen, wir sind keine Schülermannschaft. Wir haben ein anderes Gesicht gezeigt.“ Dragovic spielte damit auf eine Aussage von ÖFB-Präsident Leo Windtner nach dem 2:4 in Israel an.

Salzburger Zurückhaltung

Etwas zurückhaltender gaben sich andere Spieler. Vor allem jene des Salzburg-Blocks. Bereits beim 1:0 gegen Slowenien waren es sieben Spieler, die bei Österreichs Serienmeister spielen oder gespielt haben, und in der ÖFB-Startelf standen. Am Montag waren es mit Stefan Ilsanker, der David Alaba ersetzte, bereits acht. „Nur weil wir zwei Spiele gewonnen haben, sind wir nicht durch. Wenn wir eines verloren hätten, wäre Österreich ganz anders gestimmt. Es war ein wichtiger Schritt, es müssen weitere folgen“, sagte Schlager, der nächste Woche bei der U21 erstmals EM-Luft schnuppern wird.

Arnautovic: „Kann acht-, neunstellig ausgehen“

Marko Arnautovic im ORF-Interview nach dem 4:1 in Nordmazedonien.

Auch der ehemalige Salzburger Lazaro übte sich in Zurückhaltung. „Es ist noch eine lange Quali. Wir wollen bei der Endrunde dabei sein, das Ziel werden wir nicht abschreiben.“ Der umworbene Hertha-Legionär war auch der einzige Spieler, der beim 4:1 abgesehen vom Gegentor Kritik übte. „Die defensive Kompaktheit war heute nicht gut, wir haben uns oft ausspielen lassen“, merkte der 23-Jährige an.

„Das können wir mitnehmen“

Im Kampf um einen der beiden ersten Plätze, die ein EM-Ticket bringen, blickt das ÖFB-Team nach den Siegen im Juni aber nun zuversichtlich Richtung September. Dann geht es für das drittplatzierte Österreich daheim gegen Schlusslicht Lettland und auswärts gegen Tabellenführer Polen. „Die Art und Weise, wie wir die sechs Punkte erzielt haben, war sehr positiv und ansprechend. Das können wir mitnehmen“, unterstrich Lindner. „Jetzt wollen wir weitermachen und siegen. Wir dürfen nicht nachlassen“, erklärte Arnautovic, der wie der Großteil der Kaderspieler den Urlaub mit einem guten Gefühl antrat.