Dominic Thiem
Reuters/Vincent Kessler
Tennis

Thiem freut sich auf Belagswechsel

Nach der ersten Enttäuschung hat Dominic Thiem die Niederlage im Finale der French Open in Paris am Sonntag gut verdaut. Der Blick des Niederösterreichers ist bereits wieder nach vorne auf die anstehende Rasensaison gerichtet. Die Erfahrung in Paris sei „ein Ansporn, ganz, ganz hart weiterzuarbeiten“.

Unmittelbar nach der Niederlage in vier Sätzen gegen Sandplatzkönig Rafael Nadal war Thiem die Enttäuschung noch tief ins Gesicht gegraben gewesen. Nach ein paar Mal drüber schlafen war allerdings das Feuer in die Augen des Niederösterreichers zurückgekehrt. „Es waren sehr schöne, ereignisreiche Wochen, eine unglaubliche Erfahrung“, sagte Thiem am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Wien, „dass ich mich da durchgesetzt und ins Finale gekommen bin, war sehr schön“.

Ganz hoch wertete Thiem den „epischen“ Erfolg über Djokovic bei sehr harten Bedingungen. Die Partie ging nicht nur über fünf Sätze, sondern aufgrund von Wetterkapriolen auch über zwei Tage. „Das war wahrscheinlich mein größter Karriereerfolg bis jetzt.“ Bei Nadal aber habe man gesehen, was für ein Ausnahmesportler dieser sei. „So gut, wie er am Sonntag gespielt hat, hat er noch nie gespielt gegen mich. Aber ich habe im Vergleich zum Vorjahr die Lücke verkleinert. Ich bin topmotiviert, sie bis zum nächsten Jahr weiter zu schließen.“

Thiem plant Angriff auf Top Drei

Dominic Thiem blickt der Rasensaison positiv entgegen. In Wimbledon möchte er einen Angriff auf die Top Drei der Weltrangliste starten.

Kein reiner Sandplatzspezialist

Bevor es in einem Jahr aber auf Sand wieder ernst wird, stellt sich Österreichs Nummer eins der Herausforderung Rasen mit dem Höhepunkt Wimbledon ab 1. Juli. Thiem, der zum sechsten Mal beim prestigeträchtigen Klassiker in London dabei sein wird, steigt nächste Woche beim Turnier im deutschen Halle in die Rasensaison ein. Die Vorfreude ist groß. „Es macht mir absolut Spaß, auf Rasen zu spielen“, sagte Thiem, „und ich habe wieder gesehen, wie unglaublich es ist, bei einem Grand Slam so gut zu spielen.“

Obwohl er es bisher bei Grand Slams „nur“ auf Sand in ein Endspiel geschafft hat, will sich Thiem nicht in eine Schublade stecken lassen. „Ich bezeichne mich überhaupt nicht gerne als Sandplatzspieler. Meinen größten Karriereerfolg habe ich auf Hartplatz gefeiert. Ich mag Spiele auf anderen Belägen sehr“, sagte Thiem mit Hinweis auf seinen Triumph heuer beim Hartplatzturnier in Indian Wells.

Beim einzigen Grand-Slam-Turnier auf Rasen wolle sowieso jeder Spieler gut abschneiden, so Thiem. „Wimbledon ist das prestigeträchtigste Turnier in unserem Sport, ich will mich einfach nicht nur auf die French Open versteifen. Es ist eine schöne Sache im Tennis, das es fast jede Woche große Highlights für uns Spieler gibt. Da will ich immer gute Leistungen zeigen“, sagte der Niederösterreicher.

„Habe kein Minimalziel“

Vor zwei Jahren schaffte es Thiem auf dem „heiligen Rasen“ im All England Lawn Tennis and Croquet Club als erst zweiter Österreicher nach Alexander Antonitsch ins Achtelfinale. Ein ähnliches Abschneiden erhofft sich der Niederösterreicher, der im Vorjahr gegen Marcos Baghdatis in der ersten Runde verletzt aufgeben musste, auch heuer. Dass er in Wimbledon weit kommt, sei nicht unmöglich: „Aber ich habe kein Mindestziel. Das Einzige, woran ich denke, ist, dass ich jetzt richtig weiterarbeite. Ich denke, dass ich auf einem guten Weg bin.“

Dominic Thiem in Wimbledon
Reuters/Peter Nicholls
Neben einem Turniersieg auf Rasen (Stuttgart 2016) hat Thiem ein Achtelfinale in Wimbledon zu Buche stehen

Der Gewinner von 13 ATP-Turnieren glaubt auch nicht, dass er viel Zeit zum Gewöhnen an das Rasenspiel benötigen wird. „In zwei, drei Tagen sollte das gehen. Es ist eine Änderung bei der Beinarbeit, das Rutschen fällt weg.“ Grundsätzlich denkt Thiem aber nicht, dass eine große Adaption nötig ist. „Die guten Spieler werden sich wieder durchsetzen, auch wenn alles knapper zusammenrücken wird. Das Wichtigste ist, dass ich top vorbereitet, körperlich, hungrig und fit ins Turnier gehe.“

Friedensangebot an Williams

Was Thiem in Wimbledon nicht geplant hat, sind ähnliche tennisunabhängige Schlagzeilen wie in Paris. Dort hatte seine wegen Serena Williams abgebrochene Pressekonferenz und die Kritik des Niederösterreichers an der US-Amerikanerin für Aufregung gesorgt. „Wahnsinn, was das für Wellen geschlagen hat“, sagte Thiem bei seiner Pressekonferenz in Wien über die Nachwehen des Vorfalles.

Sogar Hollywood-Star Whoopi Goldberg hatte sich in der Talkshow „The View“ bemüßigt gefühlt, Williams mit heftiger Kritik an Thiem („Dich kennt niemand“) zur Seite zu springen. Für Thiem ist die Sache zwar abgehakt, dennoch machte der 25-Jährige der 23-fachen Major-Siegerin ein Friedensangebot. „Ich würde gerne als Wiedergutmachung Mixed in Wimbledon oder New York mit Serena spielen“, sagte der Niederösterreicher.

Detail am Rande: Beim Kurzbesuch in der Heimat hatte Thiem sein silbernes Tablett für den unterlegenen Finalisten bei den French Open nicht im Gepäck. Der „Trostpreis“ sei bei Freundin Kristina Mladenovic in Paris geblieben. Unabsichtlich, wie Thiem mit einem Augenzwinkern betonte: „Ich habe es vergessen.“