Nestor El Maestro
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Bundesliga

El Maestro wird neuer Sturm-Coach

Puntigamer Sturm Graz ist auf der Suche nach einem Nachfolger für den entlassenen Trainer Roman Mählich am Mittwoch fündig geworden. Der 36-jährige Nestor El Maestro soll nach einer verkorksten Saison die Trendwende schaffen. Der als „unkonventionelle Lösung“ angekündigte Coach unterschrieb einen Vertrag bis Sommer 2021.

Der serbischstämmige El Maestro war im Februar dieses Jahres als Chefcoach des bulgarischen Erstligisten ZSKA Sofia auf Tabellenrang zwei liegend entlassen worden. Zuvor hatte er Spartak Trnava zum überraschenden ersten Gewinn der slowakischen Meisterschaft geführt. Günter Kreissl, Sturms Geschäftsführer Sport, bezeichnete diese Erfolge am Mittwoch „als ganz außergewöhnlich.“ Er freute sich, einen „außerordentlich spannenden, jungen Trainer“ verpflichtet zu haben.

Der österreichischen Öffentlichkeit war El Maestro bereits davor durch seine Tätigkeit im Trainerstab bei Austria Wien bekannt geworden. Vor allem aufgrund seines Jobs als Assistent von Thorsten Fink wurde El Maestro auch immer wieder als möglicher Cheftrainer bei den „Veilchen“ gehandelt. „Er kennt die Bundesliga außerordentlich gut. Auch das war für uns ein Kriterium“, sagte Kreissl dazu.

Nestor El Maestro wird neuer Sturm-Graz-Trainer

Nestor El Maestro folgt Roman Mählich als Trainer von Sturm Graz nach. Der 36-Jährige war in der Vergangenheit Assistent von Thorsten Fink bei der Wiener Austria und führte Spartak Trnava zum Meistertitel.

Schon bei Fodas Abgang ein Thema

Bereits im November 2017 war El Maestro auf der Shortlist von Kreissl, der damals einen Nachfolger für den zum ÖFB abwandernden Franco Foda suchte. Das Rennen machte damals aber der Deutsche Heiko Vogel, der Sturm daraufhin zum Cuptitel und Platz zwei in der Meisterschaft führte. Als Mählich im November 2018 zum Coach ernannt wurde, war El Maestro vertraglich an ZSKA Sofia gebunden.

Nun sei er, so El Maestor, erneut bei einem Traditionsclub gelandet. „In erster Linie ist es eine Ehre, bei diesem großartigen, sehr spannenden Traditionsverein mit ganz tollen Anhängern Trainer sein zu dürfen.“ Er sei bereit dafür. „Ich fühle mich durch die Erfahrungen, die ich zuletzt gemacht habe, absolut bereit und der Aufgabe gewachsen.“

Brüderliche Zusammenarbeit

Wie in Trnava und Sofia wird Nestor gemeinsam mit seinem Bruder und seiner „rechten Hand“ Nikon El Maestro auf der Trainerbank sitzen. „Nicht weil er mein Bruder ist, sondern weil er riesige Qualität mitbringt. Der Vorteil ist: Weil er mein Bruder ist, ist er billig zu bekommen.“ Nikon galt einst als Fußballwunderkind. Die prognostizierte Weltkarriere gelang ihm aber weder in Spanien noch in Deutschland oder Österreich.

Nestor El Maestro und Nikon El Maestro
GEPA/Christian Ort
Nestor und Nikon El Maestro haben nun bei Sturm angedockt

Nestor El Maestro, der sich selbst als ruhig bezeichnete („Zu Hause spreche ich kaum“), gilt als Taktik-„Nerd“ mit Hang zum Pragmatismus. Trnava wurde unter El Maestros Ägide mit 41 Toren aus 32 Spielen Meister. „Über sehenswerten, beeindruckenden, leidenschaftlichen, dynamischen, attraktiven Offensivfußball ist es ganz einfach zu reden. Das zu verwirklichen, das tatsächlich umzusetzen, ist meine Aufgabe. Ich hasse Klischees im Fußball und im Leben. Diese Antwort ist nur ein Beispiel dafür. Ich finde es komisch, dass wir häufig das wichtigste Adjektiv vergessen: erfolgreich. Das eine ist ohne das andere schwer umsetzbar.“

„An der Grenze zur Besessenheit“

Das Vorbild des Sohns serbischer England-Einwanderer heißt Jose Mourinho. Fußballverrücktheit dürfte auch ihm nicht fremd sein. „Ich arbeite sehr viel, an der Grenze zur Besessenheit. Das kommt meist gut rüber“, sagte er einmal. Dass er als 18-Jähriger kurzerhand seinen damaligen Nachnamen Jevtic in El Maestro änderte, wird ihm noch heute nicht unbedingt zum Vorteil ausgelegt. Eine leichtfertige Aktion, die er heutzutage nicht mehr wiederholen würde, wie er sagt.

Der Sprung ins Profigeschäft gelang ihm als Spieler nicht. „Ich war wie 99,9 Prozent der Menschen, die Fußball spielen, unter dem Strich nicht gut genug.“ Die große Fußballbühne betrat er stattdessen als Coach – und das durchaus früh. Als 17-Jähriger ging er mit selbst erstellten Fußballkonzepten hausieren, West Ham United biss an. Er durfte fortan auf Teilzeitbasis dort die Jüngsten trainieren. Doch schon bald rief die Wiener Austria an, zwei Jahre später folgte ein Abstecher nach Valencia, ehe er 2006 in Deutschland anheuerte. Als Assistent unter Mirko Slomka arbeitete er bei Hannover, Schalke und dem HSV. Nun ist er in Graz gelandet.