Brasiliens Stürmer David Neres
APA/AFP/Joe Klamar
Copa America

Für Gastgeber Brasilien zählt nur der Pokal

Gastgeber Brasilien startet auch ohne den verletzten Superstar Neymar als Favorit in die Copa America. Die „Selecao“ bestreitet in der Nacht auf Samstag (2.30 Uhr MESZ) in Sao Paulo das Eröffnungsspiel des südamerikanischen Kontinentalturniers gegen Bolivien.

Wie die Argentinier um ihren im Nationaltrikot noch auf einen großen Titel wartenden Topstar Lionel Messi haben auch die Brasilianer etwas gutzumachen. Nach dem Viertelfinal-Aus bei der letztjährigen WM in Russland wird im Land des fünffachen Weltmeisters nicht weniger als der Titelgewinn vor heimischer Kulisse erwartet.

Das Trauma der Heim-WM 2014 mit der 1:7-Schmach im Halbfinale gegen den späteren Champion Deutschland wirkt immer noch nach. Auch ohne Neymar sind die Hausherren für die jüngste Ausgabe der seit 1916 ausgespielten Copa gut aufgestellt. Im letzten Test gab es ein 7:0-Schützenfest gegen Honduras.

Erster Trophäe seit 2007 soll her

„Wir spielen zu Hause, die Erwartungen sind hoch, dass wir den Titel holen. Aber werden wir gewinnen? Ich weiß es nicht. Wir können nur unser Bestes geben“, sagte Teamchef Tite. Der 58-Jährige soll mit der Auswahl die erste Trophäe seit zwölf Jahren einfahren. 2007 holte Brasilien zum achten und bisher letzten Mal die Copa. Brasiliens Verbandschef baute für den Notfall bereits vor und betonte, der Job von Tite sei gesichert, egal was passiert.

Brasiliens Teamchef Tite mit seiner Mannschaft im Training
Reuters/Diego Vara
Teamchef Tite darf angeblich auch bei einem Verpassen des Copa-Titels Teamchef der „Selecao“ bleiben

Das Fehlen des am Knöchel verletzten Neymar wird für andere die Chance sein, aus dem Schatten des extrovertierten Teamleaders zu treten. Von der WM 2018 sind nur noch 14 Akteure im Kader. In der Offensive sind Evertons Richarlison und David Neres von Ajax Amsterdam dabei. Brasilien hat auch den Vorteil einer relativ leichten Gruppe mit Bolivien, Venezuela und Peru.

Titelverteidiger Chile nur Außenseiter

Hauptkontrahenten dürften die südlichen Nachbarn Argentinien (14 Copa-Titel) und Uruguay (15) sein. Titelverteidiger ist Chile, das die Trophäe nach 2015 auch in der 100-Jahr-Jubiläumsausgabe der Copa 2016 in den USA gewonnen hat – jeweils im Elfmeterschießen gegen Argentinien. Zwar sei es eine große Motivation, das Triple holen zu können, sagte Coach Reinaldo Rueda. Als Favoriten sehe er seine Mannschaft aber nicht.

Wie immer seit 1993 werden in Brasilien auch Gastteams teilnehmen. Diesmal erhielten Japan und Katar eine Einladung. Die beiden Teams standen im vergangenen Winter im Finale des Asiencups. Dass sie nun bei der Copa dabei sind, stand allerdings schon länger fest. Die Japaner, die auf Chile, Uruguay und Ecuador treffen, bauen ein Jahr vor den Olympischen Spielen in Tokio auf eine junge Mannschaft, Salzburgs Takumi Minamino ist nicht dabei.

Für Katar, das in der Gruppe auf Paraguay, Kolumbien und Argentinien trifft, ist es eine wichtige Station auf dem Weg zur Heim-WM 2022. Der Asienmeister um den spanischen Trainer Felix Sanchez erzielte zuletzt durchaus beachtliche Ergebnisse. Ein Testspiel gegen Brasilien ging Anfang Juni mit 0:2 verloren. „Gegen so starke Teams zu spielen ist für uns eine historische Chance“, sagte der einst beim LASK ausgebildete Stürmer Almoez Ali. Katar will mehr sein als ein Punktelieferant.