Xaver Schlager
APA/AP/Franco Debernardi
U21-EM

Österreich gelingt Traumdebüt

Österreichs U21-Nationalmannschaft hat bei der Europameisterschaft in Italien und San Marino einen Einstand nach Maß gefeiert. Die Mannschaft von Trainer Werner Gregoritsch besiegte am Montag in Triest Serbien mit 2:0 (1:0) und legte damit ein Traumdebüt hin. Allerdings zahlten die Österreicher für den Sieg einen hohen Preis.

Vor 5.421 Zuschauern im Stadio Nereo Rocco hatte Hannes Wolf die Österreicher in der 37. Minute in Führung gebracht. Der künftige Leipzig-Legionär musste allerdings in der 75. Minute nach einem harten Foul des Serben Vukasin Jovanovic mit Verdacht auf eine schwere Beinverletzung vom Platz gebracht werden. Sascha Horvath sorgte aus dem folgenden Freistoß für die endgültige Entscheidung (78.). Detail am Rande: Bei beiden österreichischen Treffern spielte der Videobeweis eine entscheidende Rolle.

Horvath mit dem 2:0 für Österreich

Sascha Horvath verwandelt einen Freistoß direkt zum 2:0 für Österreich. Der Ball geht an Freund und Feind vorbei ins Tor der Serben.

Die Österreicher, die erstmals bei einer U21-EM dabei sind, wahrten mit dem Sieg gegen die favorisierten Serben ihre Chance zum Aufstieg ins Halbfinale, das die drei Gruppensieger sowie der beste Gruppenzweite bestreiten. In Gruppe B trifft Österreich noch auf Dänemark und Deutschland. Die Dänen, die sich der DFB-Elf in ihrem Auftaktmatch 1:3 (0:1) geschlagen geben mussten, sind am Donnerstag in Udine (18.30 Uhr, live in ORF1) nächster Gegner von Gregoritsch und seinen Mannen.

Mit Solospitze in neue Gewässer

Vom Triester Hafen aus stachen einst zur Kaiserzeit Schiffe unter österreichischer Flagge zu ihren Reisen in die weite Welt in See. 101 Jahre nach dem Ende der k. u. k Monarchie brach Österreichs Fußball ebenfalls in Triest zu neuen Ufern auf. Gegen Serbien absolvierte im Stadio Nereo Rocco bei perfektem Fußballwetter erstmals eine rot-weiß-rote Auswahl ein Spiel bei einer U21-Europameisterschaft.

Zur Feier des Tages hatte sich auch das Who is who des Österreichischen Fußballbundes (ÖFB) zum Daumendrücken eingefunden. Neben dem Teamchef des A-Nationalteams, Franco Foda, ließen sich u. a. auch Präsident Leo Windtner und Sportdirektor Peter Schöttel den Auftritt der Jahrgänge 1996 und jünger nicht entgehen.

Und folgende Mannschaft schickte Teamchef Gregoritsch ins unbekannte Gewässer: Alexander Schlager begann im Tor, davor verteidigten Maximillian Ullmann, Stefan Posch, Kevin Danso und Sandro Ingolitsch. Ivan Ljubic und Philipp Lienhart gaben im Mittelfeld den defensiven Part, Hannes Wolf, Xaver Schlager und Sascha Horvath den offensiven. Matthias Honsak war die Solospitze. 4-2-3-1 durfte man sich zumindest auf dem Papier als taktischen Code merken. Bei Serbien stach mit Neo-Real-Stürmer Luka Jovic ein Name besonders heraus.

Führung nach Videobeweis

In der Anfangsphase war es aber nicht der serbische Jungstar, der dem Spiel den Stempel aufdrückte, sondern der Debütant aus Österreich. Gregoritschs Burschen versuchten, dem Gegner früh das Leben schwerzumachen. Man hatte aus den Qualispielen die richtigen Schlüsse gezogen. Das schmeckte vor allem den serbischen Zuschauern – und die waren eindeutig in der Überzahl – eher weniger. Einzig die Passquote der Österreicher war ausbaufähig. Wolf gab in Minute 19 auch den ersten Warnschuss ab.

Zehn Minuten später kam Österreich der Führung sehr nahe. Xaver Schlager kam nach einem schnellen Konter zum Schuss, doch der Versuch des Oberösterreichers fiel zu zentral aus. Boris Radunovic konnte abwehren (29.). Für Schlager war es ein Deja-vu: Auch im A-Team zuletzt gegen Slowenien war der 21-Jährige ähnlich gescheitert. Kleiner Trost für Schlager: Serbien hatte bis dahin keine einzige echte Torchance zu Buche stehen.

Wolf schießt Österreich in Führung

Das Abstaubertor von Hannes Wolf nach Stangenschuss von Sascha Horvath wird nach der Videoanalyse gegeben. (37.)

Letztlich war Schlagers Nachlässigkeit egal, denn nach 37 Minuten stand es trotzdem 1:0 für Österreich – das aber erst auf den zweiten Blick. Nach einem Stangenschuss von Horvath staubte Wolf ab, doch das Schiedsrichtertrio rund um Andreas Ekberg aus Schweden sah ein Abseits des Torschützen. Der Videoreferee hatte aber den besseren Blick und bestätigte mit etwas Verzögerung dann doch den Treffer. Was das A-Team bei bisher sechs EM-Spielen nie geschafft hatte, gelang der U21 beim ersten Versuch: Man lag bei einer europäischen Endrunde in Führung.

Goalie hält Serbien im Spiel

Nach der Pause änderte sich am personellen Sektor zwar nichts, dafür aber am Spielgeschehen. Die Serben kamen deutlich aggressiver aus der Kabine – und fast zum Ausgleich. Bei einem Kopfball von Jovic sprang die Querlatte den Österreichern rettend zur Seite (50.). Im Gegenzug hätte sich der serbische Teamchef Goran Djorovic noch mehr ärgern müssen, aber Radunovic blieb zum zweiten Mal gegen Schlager Sieger (51.).

Jovic trifft die Querlatte

Serbiens Star Luka Jovic bugsiert einen Kopfball an die Querlatte – Glück für Österreich.

Es war nun deutlich mehr Tempo im Spiel, was vor allem daran lag, dass die Serben ihr Gaspedal gefunden hatten und auch die Räume öffneten. Jovic und Co. agierten in der Vorwärtsbewegung aber schlampig, daher fanden die Österreicher gleich mehrere Möglichkeiten vor, um die Partie zu entscheiden. Doch Serbien hatte einen prächtig aufgelegten Radunovic im Tor. Honsak (55.) und einmal mehr Schlager (64.) brachten die Kugel nicht aus kurzer Distanz am bei Cremonese in Italien spielenden Schlussmann vorbei.

VAR sorgt für Entscheidung

Österreichs Goalie Schlager musste hingegen wenig eingreifen, meistens beförderten seine Vorderleute – allen voran Danso – den Ball vorzeitig aus der Gefahrenzone. Bei der dicksten serbischen Chance wäre der LASK-Goalie chancenlos gewesen, aber Nemanja Radonjic brachte das Kunststück zustande und hämmerte den Ball volley aus vier Metern über das offene Tor (73.).

Der schon hohe serbische Frustpegel ging nur kurz darauf endgültig über – und wieder hatte der Videoassistantreferee seine Finger im Spiel. Vukasin Jovanovic fuhr Österreichs Torschützen Wolf am serbischen Sechzehner überhart in die Beine. Der schwedische Schiedsrichter Ekberg hatte es offenbar nicht richtig gesehen und ließ weiterspielen. Der Referee wurde von seinen Videokollegen aber zur Nachkontrolle geschickt, und nach TV-Studium zögerte Ekberg keine Sekunde, der Serbe sah verdient die Rote Karte (75.).

Hannes Wolf
GEPA/Daniel Goetzhaber
Wolf musste nach dem Foul von Jovanovic mit einem Bruch des Außenknöchels im rechten Fuß ausgewechselt werden

Aber auch für Wolf war die Partie vorbei, der Salzburger musste mit einem Bruch des Außenknöchels im rechten Fuß auf einer Trage vom Platz gebracht werden. Weil zu einem Foul auch ein Freistoß gehört, wurde dieser auch an der Strafraumgrenze ausgeführt. Horvath trat an und „rächte“ Wolf mit einem perfekt getretenen Ball (78.). Jetzt entlud sich auch bei Teamchef Gregoritsch lautstark die Genugtuung. Die österreichischen Fans feierten mit „Oh, wie ist das schön“-Gesängen mit. Die rot-weiß-rote U21 hatte einen perfekten Start ins Turnier hingelegt.

U21-EM in Italien, erster Spieltag:

Montag:

Serbien – Österreich 0:2 (0:1)

Triest, Stadio Nereo Rocco, 5.421 Zuschauer, SR Ekberg (SWE)

Torfolge:
0:1 Wolf (37.)
0:2 Horvath (78./Freistoß)

Serbien: Radunovic – Gajic, Milenkovic, Jovanovic, Bogosavac – Lukic, Masovic (57./Racic), Pantic (58./Randelovic) – Zivkovic, Jovic, Radonjic

Österreich: A. Schlager – Ingolitsch, Danso, Posch, Ullmann – Lienhart (78./Kalajdzic), Ljubic – Horvath, X. Schlager, Wolf (77./Ljubicic) – Honsak (84./Balic)

Rote Karte: (75./Jovanovic/Foul)

Gelbe Karten: Masovic, Gajic, Milenkovic, Jovic bzw. Lienhart, Ingolitsch