ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel beschrieb die Gemütslage des von Red Bull Salzburg zu RB Leipzig wechselnden Offensivspielers als „sehr niedergeschlagen“. „Das ist sehr bitter für den Buben und einfach schade, weil ihn das einfach zurückwerfen wird“, sagte Schöttel. Einen Karriereknick erwartet er aber nicht. „Er ist so professionell unterwegs, der wird mindestens so stark zurückkommen“, sagte der Wiener.
Davon war auch Sandro Ingolitsch überzeugt, der mit Wolf 2017 die Youth League gewonnen hat. „Ich kenne ihn gut, er ist ein Kämpfer und wird wieder zurückkommen“, sagte der Rechtsverteidiger. Im Hotel habe man versucht, den von seiner Freundin begleiteten Stürmer ein bisschen aufzubauen. „Das ist in der Situation nicht einfach, wir haben ihn ein bisschen beruhigt und geschaut, dass er ein bisschen runterkommt“, sagte Ingolitsch.
Interview mit ÖFB-Sportdirektor Schöttel
Nach dem EM-Sieg gegen Serbien drehte sich im ÖFB-Teamquartier alles um die Verletzung Wolfs. Betroffen gab sich auch Peter Schöttel.
Kollegen mit den Gedanken bei Wolf
Wolfs erste schwere Verletzung wirkte sich auf das ganze Team aus, die Feierlichkeiten anlässlich des Traumstarts in die EM fielen schaumgebremst aus. Alle Spieler waren in Gedanken bei Wolf, dessen zuvor längste Pause wegen einer Knöchelblessur Ende 2017 etwas mehr als ein Monat gedauert hatte. „Die Verletzung von Hannes tut mir irrsinnig leid“, sagte Kapitän Philipp Lienhart.
Das ÖFB-Team verlor eine wichtige Stütze. „Wir wissen, wie wichtig er für unsere Mannschaft ist, er hat die ganze Saison auf einem super Level agiert“, sagte Tormann Alexander Schlager. In 40 Clubpflichtspielen brachte es Wolf auf elf Tore und zwölf Assists. In der U21 hält er nach zehn Länderspielen bei vier Toren, drei davon erzielte er in den jüngsten beiden Partien, darunter einen Doppelpack bei der EM-Generalprobe gegen Frankreich (3:1).
Mindestens drei Monate Pause
Ob es für Wolf nun eine konservative Behandlung gibt oder eine Operation, steht noch nicht fest. Er erhielt im Spital einen Gips und reiste danach in die Heimat. Fix ist, dass er zumindest drei Monate ausfallen wird. Bei Verletzungen dieser Art wäre aber auch eine Zwangspause von einem halben Jahr nicht ungewöhnlich. Es ist in jedem Fall ein schwerer Schlag für den ÖFB-Hoffnungsträger und der erste große Rückschlag in seiner Karriere, nachdem es zuletzt stetig bergauf gegangen war.
Statt sich bei der EM noch weiter in den Fokus zu spielen und dann mit RB Leipzig in der deutschen Bundesliga und Champions League richtig durchzustarten, erlebt er einen denkbar ungünstigen Einstand bei seinem neuen Club.
„Er war auf einem tollen Weg“
Der Ausfall Wolfs ist auch für Schöttel aus mehreren Gründen bitter. „Es war im Vorfeld richtig schwierig, dass er teilnimmt an dieser EM. Dann schießt er zwei Tore im Test gegen Frankreich, bringt uns gestern auf die Siegerstraße, war auf einem tollen Weg, einerseits der Mannschaft da enorm weiterzuhelfen, andererseits den nächsten Schritt in seiner Karriere zu machen“, so der Sportdirektor.
Doch nicht nur aus sportlicher Sicht wird er der ÖFB-Auswahl abgehen. „Es ist sehr bitter, weil er auch als Mensch einfach trotz dem, wo er jetzt ist, immer am Boden bleibt und mit uns ganz normal ist. Er ist ein extrem toller Typ“, sagte Sascha Horvath, dessen Stangenschuss Wolf am Montag zum 1:0 verwertet hatte.
„Extrem wichtiger Spieler“
Coach Werner Gregoritsch muss seine Startformation nun am Donnerstag gegen Dänemark (18.30 Uhr, live in ORF1) umbauen. „Es ist fürchterlich für uns, weil sich Hannes total mit der Aufgabe identifiziert hat, der Mannschaft zu helfen, und gezeigt hat, dass er ein extrem wichtiger Spieler ist“, sagte der Steirer. Für ihn ist Wolf einer der hoffnungsvollsten Spieler Österreichs. „Er hat auch in den letzten zwei Spielen drei Tore gemacht, da kann man sich vorstellen, wie er uns abgehen wird“, so der ÖFB-Coach.
Die Motivation seiner Spieler ist durch die schwere Blessur ihres Mitspielers aber noch einmal gestiegen. „Wir müssen uns jetzt noch mehr anstrengen, um für ihn noch mehr Punkte zu sammeln“, sagte Horvath. Schon den Auftakterfolg hatte man laut Kevin Danso Wolf gewidmet.