Team Österreich
GEPA/Christian Walgram
Europaspiele

ÖOC-Athleten kämpfen um Olympiatickets

Vier Jahre nach Baku 2015 beginnt am Freitag in Minsk die zweite, zehntägige Auflage der Europaspiele. In ORF Sport + sind täglich einstündige Zusammenfassungen der Höhepunkte des Tages zu sehen. Den Status vergleichbarer Kontinentalmeisterschaften wie Asien- oder Panamerikanische Spiele hat „Mini-Olympia“ des „alten Kontinents“ noch lange nicht erreicht, doch zumindest ist es ein wenig mehr akzeptiert.

So gibt es keine Nachwuchsbewerbe mehr, wie es beim Debüt im Schwimmen der Fall war. Die Schwimmer sind diesmal aber gar nicht dabei. Auch Taekwondo, Fechten und Beachvolleyball sind anders als damals in Aserbaidschan diesmal nicht vertreten. Dadurch kommen in Weißrusslands Hauptstadt auch nur 15 Sportarten (199 Bewerbe) zur Austragung, in Baku waren es mehr als 20.

Die Anzahl österreichischer Athletinnen und Athleten ist von 143 auf rund 40 Prozent davon gesunken, das vom Österreichischen Olympischen Comite (ÖOC) entsandte Team umfasst 57 Sportlerinnen und Sportler. Für diese haben die Spiele jedoch eine hohe Bedeutung, für 38 rot-weiß-rote Aktive geht es direkt oder indirekt um Tickets für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio.

EM-Medaillen im Badminton, Boxen und Judo

Im Bogenschießen, Schießen und Tischtennis sind unmittelbar Quotenplätze zu holen. Im Badminton, Judo, Karate und den Radstraßenbewerben sind die Konkurrenzen in den Qualifikationsprozess eingebettet. Im Badminton, Boxen und Judo werden zudem in Minsk offiziell auch EM-Medaillen vergeben.

Das österreichische Judo-Team stellt mit zwölf Aktiven (jeweils sechs Frauen und sechs Männer) mehr als ein Fünftel des ÖOC-Aufgebots. Erst am Mittwoch bekam Katharina Tanzer noch einen Quotenplatz für die Kategorie bis 48 kg zugesprochen.

ÖOC-Präsident Karl Stoss erwartet sich von den Europaspielen mit rund 4.000 Sportlern aus 50 Ländern ein klares Anwachsen der Zahl an Tokio-Qualifikationsplätzen, von denen es für Rot-Weiß-Rot bisher nur eine klar einstellige Anzahl gibt. Und der Vorarlberger schätzt Minsk 2019 auch als wertvollen Schritt zu den Sommerspiele ein: „Es ist eine exzellente Vorbereitung auf Olympia 2020. Das ist eine gute Messlatte zu schauen, wie steht man auf der internationalen Bühne.“

13 Medaillen bei Premiere in Baku

Die Premiere in Baku hat Österreich 13 Medaillen gebracht – drei in Gold, sechs in Silber, vier in Bronze. Von den damaligen Medaillengewinnern sind Karateka Bettina Plank (Silber), Judoka Bernadette Graf, Schützin Olivia Hofmann und das Tischtennis-Herren-Team mit Stefan Fegerl, Robert Gardos und Daniel Habesohn (jeweils Bronze) wieder dabei. Der 40-jährige Gardos ist der älteste ÖOC-Teilnehmer, der 18-jährige Bahnradfahrer Valentin Götzinger der Jüngste.

ÖOC-Medaillen der ersten Europaspiele 2015 in Baku

Gold Sebastian Steffan Schwimmen/200 m Lagen
Caroline Pilhatsch Schwimmen/50 m Rücken
Leichtathletik-Team
Silber Lena Plesiutschnig / Katharina Schützenhöfer Beachvolleyball
Yvonne Schuring Kanu-Flachwasser/K1 500 m
Alisa Buchinger Karate/Kumite -68 kg
Bettina Plank Karate/Kumite -50 kg
Anna-Maria/Eirini-Marina Alexandri Synchronschwimmen/Duett
Caroline Pilhatsch Schwimmen/50 m Delfin
Bronze Anna-Maria Alexandri Synchronschwimmen/Solo
Olivia Hofmann Schießen/50 m KK-Dreistellungskampf
Stefan Fegerl/Robert Gardos/Daniel Habesohn Tischtennis-Team Herren
Bernadette Graf Judo/-70 kg

Die sonst bekanntesten Namen unter den österreichischen Sportlern in „Belarus“ tragen aus dem Judo-Lager Sabrina Filzmoser und Kathrin Unterwurzacher, die Flachwasser-Kanutinnen Ana Roxana Lehaci und Viktoria Schwarz, die Bahnradfahrer Andreas Graf und Andreas Müller, Ringerin Martina Kuenz, die Schützen Bernhard Pickl und Alexander Schmirl, das Tischtennis-Trio Liu Jia, Sofia Polcanova und Amelie Solja sowie Gymnastin Nicol Ruprecht.

Liu muss für Einzel passen

Liu liegt allerdings noch mit einer Angina-Erkrankung daheim im Bett. „Wir gehen aber davon aus, dass ‚Susi‘ nächste Woche nachkommen und im Team-Bewerb einsteigen kann“, sagte der Sportdirektor des Österreichischen Tischtennisverbands (ÖTTV), Karl Jindrak. Der Team-Bewerb beginnt am Donnerstag nächster Woche, für das schon am Samstag beginnende Einzel muss die 37-Jährige wohl oder übel passen. Sollte Liu auch für das Team ausfallen, müsste Karoline Mischek aus der Heimat nachgeflogen werden.

Die Bogenschützen hatten erst vergangene Woche ihre WM in Hertogenbosch absolviert, olympische Quotenplätze gibt es nun erneut. Andreas Gstöttner und Elisabeth Straka haben die Tokio-Tickets relativ deutlich verpasst, und für den jeweils einen in Minsk vergebenen Quotenplatz in den Einzeln und im Mixed sind die Aussichten in den nächsten Tagen nicht besonders gut. Gstöttner dazu: „Die größte Chance (für die Olympiaqualifikation, Anm.) gibt es nächstes Jahr bei den Europameisterschaften und beim Weltcup.“

Die ÖOC-Delegation umfasst inklusive Betreuer und Funktionäre insgesamt 102 Personen. Schon Tage vor der für Freitag (19.00 Uhr) angesetzten Eröffnung wurde das ÖOC-Büro am Austragungsort eröffnet, mit Bogenschützen und Boxern sind auch bereits rot-weiß-rote Sportler eingetroffen. Die Bewerbe in ihren Sportarten beginnen am Freitag noch vor der Eröffnung.

Drei offizielle Fanzonen in Minsk

In Minsk wirft man sich ins Zeug, um als Veranstalter ein gutes Bild nach außen abzugeben. In der Stadt wird es drei offizielle Fanzonen geben, sieben weitere sind landesweit auf größere Städte verteilt. Dazu wird ein Kulturprogramm geboten. Laut Veranstaltern musste für die Spiele in der Stadt mit zwei Millionen Einwohnern nur eine der 15 Wettkampfstätten neu gebaut werden.