Sascha Horvath (Österreich)
GEPA/Daniel Goetzhaber
U21-EM

Die zwei Gesichter des Sascha Horvath

Sascha Horvath darf sich bei der U21-EM in Italien und San Marino mit einigen Superlativen schmücken. Der 22-jährige Wiener ist österreichischer Rekordhalter an Turnierteilnahmen, mit 1,67 Metern einer der kleinsten Spieler im Turnier und wurde beim 2:0 gegen Serbien als erster Österreicher zum „Man of the Match“ gekürt. Auf Clubebene tat sich Horvath bisher aber überraschend schwer.

Horvath bereitete beim überraschenden Auftaktsieg gegen die Serben am Montag in Triest nicht nur das 1:0 von Hannes Wolf mit einem Stangenschuss vor, sondern erzielte den entscheiden Treffer in der 78. Minute per Freistoß auch selbst. Sein Vater hatte von der Tribüne aus mit einem positiven Zuruf den entscheidenden Impuls gesetzt. Entgegen dem Vorschlag seines Kollegen Maximillian Ullmann entschied sich Horvath für einen Schuss in die lange und nicht die kurze Ecke.

„Ein unbeschreibliches, geiles Gefühl“ sei es gewesen, als der Ball an Freund und Feind vorbei ins Netz sprang, sagte Horvath später. Der Wiener wurde nicht nur für seinen sehenswerten Treffer von den Beobachtern des Europäischen Fußballverbands (UEFA) zum Spieler der Partie gekürt. Auch ansonst war der 22-Jährige wie so oft bei Turnieren ein Dreh- und Angelpunkt im Spiel. Ähnliches erhofft sich nicht nur Teamchef Werner Gregoritsch für die kommende Aufgabe am Donnerstag in Udine gegen Dänemark (18.30 Uhr, live in ORF1).

ÖFB-U21 setzt auf kompakte Defensive

Nach dem Auftaktsieg gegen Serbien möchte die Auswahl von Werner Gregoritsch bei der U21-EM auch den nächsten Schritt Richtung Semifinale machen.

Rekordteilnehmer bei Turnieren

Für Horvath, der 2011 in der U16 erstmals die rot-weiß-roten Farben trug, ist ein Großereignis im Nachwuchsbereich nichts Neues. Der kleine Mittelfeldspieler mit großen technischen Fähigkeiten bestreitet mit ÖFB-Auswahl bereits seine fünfte Endrunde. Horvath nahm an der U17-EM 2013 in der Slowakei, der U17-WM 2013 in Dubai, der U19-EM 2014 in Ungarn und der U19-EM 2015 in Griechenland teil und stand in allen Spielen auf dem Platz. Nur für die U20-WM 2015 in Neuseeland wurde er nicht einberufen.

Sascha Horvath (Österreich) und Sasa Lukic (Serbien)
GEPA/Daniel Goetzhaber
Gegen Serbien spielte der Kleinste im österreichischen Team (l.) groß auf

Der Dribblanski, der im Nachwuchs der Wiener Austria das Kicken lernte, besticht vor allem als Vorbereiter und weniger als Torschütze. Sein Freistoß gegen die Serbien („Ich war überrascht, dass einmal einer reingeht“) war erst sein zweites Tor im U21-Trikot. Auch in früheren Altersklassen war Horvaths Torausbeute überschaubar. Insgesamt zehn Treffer hat der Wiener in 51 Spielen in diversen Altersklassen zu Buche stehen. Vor dem Treffer in Triest stand sein Name zuletzt im Juni 2017 beim EM-Qualistart gegen Gibraltar in der Liste der Torschützen.

Durchbruch auf Clubebene verzögert sich

Bei Teamchef Gregoritsch ist Horvath auf alle Fälle gesetzt – und das unabhängig von seiner Vereinssituation. „Er hat immer an mich geglaubt“, so Horvath. Denn auf Clubebene war dem Wiener bisher der ganz große Durchbruch nicht gelungen. Bei der Austria schaffte der Wiener nicht den endgültigen Sprung von der zweiten in der Regionalliga Ost engagierten Mannschaft in die erste. Auf 14 Einsätze in der Bundesliga brachte es Horvath in zwei Jahren für die Austria.

Von 2015 bis 2017 trug Horvath das Trikot von Sturm Graz, fiel aber auch bei den Steirern nicht ähnlich auf wie in den Jugend-Nationalteams. Immerhin absolvierte der Wiener in den Saisonen 2015/16 und 2016/17 25 bzw. 23 Saisonspiele für Sturm und erzielte im ersten Jahr vier Treffer. Im Sommer 2017 wagte Horvath den Sprung ins Ausland zu Dynamo Dresden.

Sascha Horvath (Wacker Innsbruck)
GEPA/Thomas Bachun
In Innsbruck konnte Horvath (M.) wieder die dringend nötige Spielpraxis sammeln

Im ersten Jahr in der zweiten deutschen Liga noch 20-mal im Einsatz, war der 22-Jährige in seiner zweiten Saison fast nur mehr Zuschauer. Im Herbst stand Horvath in keinem einzigen Meisterschaftsspiel auf dem Platz. Seine Einsatzzeit beschränkte sich auf ein Spiel im DFB-Pokal. Erst ein leihweiser Wechsel zum letztendlichen Absteiger Wacker Innsbruck brachte dem Wiener wieder Spielpraxis. „Das letzte halbe Jahr war sportlich nicht gerade das beste für mich“, sagte Horvath.

Ein schwieriger Künstler

Über die genauen Gründe für den schleppenden Erfolg auf Clubebene kann man nur spekulieren. In einer Spielanalyse von 90minuten.at wurde Horvath allerdings als ein „als schwieriger Typ verschriener Flügelspieler“ bezeichnet. Für U21-Teamchef Gregoritsch ist ein starker und eigensinniger Charakter aber nicht immer ein Nachteil. „Sascha ist ein Künstler. Und die haben ihren eigenen Kopf“, wurde der 61-Jährige vor dem EM-Auftakt etwa im „Kurier“ zitiert.

An gleicher Stelle offenbarte auch Horvath, warum es mit „Gregerl“ beim U21-Nationalteam besser funktioniert als mit so manchem Coach auf Clubebene: „Er sagt mir gleich, wenn ihm etwas nicht passt. Und ich sage ihm das auch, obwohl man das mit einem ,normalen‘ Trainer nicht so machen würde. Vielleicht ist das sogar zu offen“, so Horvath. Solange sich Trainer und Spieler mit dieser Art der Kommunikation aber wohlfühlen, wird sich niemand darüber beschweren.