U21-EM

Österreich scheitert trotz starken Spiels

Österreichs U21-Mannschaft ist am Sonntag bei der Europameisterschaft in Italien und San Marino zwar aus dem Bewerb ausgeschieden, hat aber zum Abschluss der Gruppenphase gegen Deutschland wohl die beste Leistung geboten. Im Stadio Friuli war vor 9.100 Zuschauern das 1:1 gegen die DFB-Auswahl zwar zu wenig für den Einzug ins Halbfinale, der Auftritt der Elf von Werner Gregoritsch machte jedoch das frühzeitige Scheitern vergessen.

Gian-Luca Waldschmidt hatte Deutschland durch einen Weitschuss ins Kreuzeck in der 14. Minute in Führung gebracht, doch ein Elfmeter von Kevin Danso in der 24. Minute nach schwerem Foul von DFB-Torhüter Alexander Nübel an ÖFB-Stürmer Sasa Kalajdzic sorgte für den verdienten Ausgleich und auch Endstand. Kalajdzic scheiterte in der Nachspielzeit der ersten Hälfte noch mit einem Kopfball an der Stange.

Durch den 2:0-Sieg der Dänen im Parallelspiel der Gruppe B in Triest hätte Österreich einen hohen Sieg für den Aufstieg unter die letzten vier Teams und die damit verbundene Olympiaqualifikation gebraucht, der nicht zustande kam. Angesichts des ambitionierten und gelungenen Auftritts der ÖFB-Auswahl gegen Deutschland ist die 1:3-Niederlage nach einem „Durchhänger“ gegen Dänemark im zweiten Gruppenspiel umso bitterer zu sehen.

„Wunder“ wäre nötig gewesen

Die Ausgangsposition vor dem letzten Spiel in Gruppe B war für Österreich gegen einen der Turnierfavoriten daher äußerst schwierig gewesen, der Aufstieg ins Halbfinale wäre nur noch als Gruppensieger gelungen. Dafür hätte die Gregoritsch-Elf entweder einem Sieg gegen Deutschland mit zumindest drei Toren Differenz oder einen Sieg mit zwei Toren Differenz ab 4:2 benötigt.

Oder Unterstützung von Serbien, das die Dänen nicht gewinnen lassen durfte. Dann hätte Österreich jeder Sieg zum Erfolg in Pool B gereicht. Angesichts der von Deutschland bisher im Turnier gezeigten Leistungen beim 3:1 gegen Dänemark und dem 6:1 gegen Serbien durfte also getrost das Schlagwort vom „Fußballwunder“ ausgepackt werden.

Wieder einmal was Neues

Gregoritsch stellte wie angekündigt seine Mannschaft leicht um. Maximilian Ullmann stand wie schon beim 2:0 zum Auftakt gegen Serbien in der Startelf, dafür musste diesmal Sandro Ingolitsch dem LASK-Verteidiger Platz machen. Im defensiven Mittelfeld bekam diesmal Dejan Ljubicic seine Chance, und in der Offensive durften Husein Balic und als Sturmspitze Kalajdzic beginnen.

Viele Spieler kennen einander aus der deutschen Bundesliga. So sind zum Beispiel Verteidiger Danso und Deutschlands Stürmerentdeckung Marco Richter beim FC Augsburg sogar Zimmerkollegen. Auch die beiden Trainer Gregoritsch und Stefan Kunz sind gut miteinander bekannt.

Fußballklassiker in Udine

Den ersten Punktesieg landete Österreich beim Absingen der Hymne. Wesentlich mehr rot-weiß-rote Fans als deutsche Anhänger befanden sich unter den Besuchern des Stadio Friuli. Die deutschen Fans schlugen dafür ordentlich auf die mitgebrachte Pauke. So entwickelte sich von Beginn an echte Länderspielstimmung.

Dreh- und Angelpunkt in den ersten Minuten im ÖFB-Spiel war Xaver Schlager. Doch die DFB-Hintermannschaft konzentrierte sich besonders auf den Noch-Salzburger, der zuletzt mit Wolfsburg, wo Ex-LASK-Coach Oliver Glasner neuer Trainer ist, in Verbindung gebracht wurde. Der erste gefährliche ÖFB-Angriff erfolgte in der siebenten Minute über links, Schlagers Hereingabe wurde jedoch zur Ecke abgewehrt.

Waldschmidt als Spielverderber

In der Offensive versuchten Sascha Horvath und Balic durch wiederholten Seitenwechsel die deutschen Verteidiger zu verwirren. Doch als Österreich mit einer couragierten Leistung immer besser ins Spiel kam, rutschte Kalajdzic an einem Stanglpass von Horvath vorbei, zog Waldschmidt aus über 20 Metern ab und jagte den Ball zum 1:0 unhaltbar für ÖFB-Goalie Alexander Schlager ins Kreuzeck (14.). Es war bereits der fünfte Treffer im dritten EM-Spiel für den Stürmer vom SC Freiburg.

Waldschmidt legt für Deutschland vor (14. Minute)

Beinahe aus dem Stand gibt Gian-Luca Waldschmidt einen Weitschuss ab und trifft zum 1:0 ins Kreuzeck.

Tormannfoul bringt Österreich Ausgleich

Doch das Spielglück kam zu den Österreichern zurück, wenn auch auf sehr brutale Weise. Torhüter Nübel rammte beim Herauslaufen Kalajdzic mit dem Knie um. Der lettische Schiedrichter Andris Treimanis zeigte Nübel wegen Gefährlichen Spiels nur die Gelbe Karte, auch Rot wäre vertretbar gewesen, und der Videoreferee (VAR) entschied auf Strafstoß für Österreich. Diesmal trat mit Danso einer der designierten Schützen an und versenkte den Ball trotz eines zögerlichen Anlaufs präzise im linken Eck zum 1:1 (24.).

Alexander Nübel (GER) und Sasa Kalajdzic (AUT)
APA/Robert Jäger
DFB-Torhüter Alexander Nübel rammte beim Rauslaufen Sasa Kalajdzic rücksichtslos um

Im Parallelspiel in Triest führte zu diesem Zeitpunkt Dänemark durch ein Tor von Dortmund-Legionär Jacob Bruun Larsen mit 1:0. Damit benötigte Österreich einen hohen Sieg zum Weiterkommen. Im Mittelfeld marschierte weiter Xaver Schlager unbeirrt nach vorne und riss seine Teamkollegen mit. So scheiterte Kalajdzic nach Schlager-Vorarbeit mit einem Kopfball aus kurzer Distanz nur an einer starken Fußabwehr von Nübel (34.).

Stange verhindert Österreichs Führung

Es entwickelte sich ein schnelles Spiel auf hohem Niveau, bei dem die Deutschen zwischendurch immer wieder bewiesen, welch gut aufeinander abgestimmtes Team sie sind. Doch Österreich hielt mit, und ein „Kracher“ von Marco Friedl in der 43. Minute aus gut 25 Metern strich nur knapp über das Tor. In der Nachspielzeit der ersten Hälfte verhinderte dann auch noch die Stange die Führung von Österreich. Ein Kalajdzic-Kopfball nach Flanke von Friedl klatschte nur an die Torumrahmung. Nübel wäre chancenlos gewesen.

Kalajdzic köpfelt an die Stange (45+1. Minute)

Kurz vor dem Halbzeitpfiff hat Sasa Kalajdzic die große Chance, Österreich in Führung zu bringen. Sein Kopfball landet aber an der Stange.

Personell unverändert kamen beide Teams aus der Kabine, doch bereits in der 54. Minute nahm Gregoritsch eine Änderung vor, holte Ljubicic vom Platz und schickte Christoph Baumgartner, der gegen Dänemark einen Elfer vergeben hatte, aufs Feld. In Triest führte Dänemark inzwischen schon mit 2:0. Serbische Unterstützung für Österreichs Halbfinal-Ambitionen war damit nicht mehr zu erwarten.

Österreich lässt nicht locker

Die wäre beinahe auch gar nicht notwendig gewesen. Die österreichischen Nachwuchshoffnungen stürmten weiter auf das DFB-Tor zu. Balic konnte jedoch einen Sololauf in der 56. Minute nicht erfolgreich abschließen und scheiterte, weil im Endeffekt zu unentschlossen an Nübel. Österreich war zu diesem Zeitpunkt die spielbestimmende Mannschaft, Deutschland kam nur selten zu Gegenstößen.

Philipp Lienhart (AUT)
GEPA/Daniel Goetzhaber
Österreich bemühte sich so wie hier Kapitän Philipp Lienhart bei einem Fallrückzieher, zum Sieg reichte es dennoch nicht

Erst in den Schlussminuten waren wieder Offensivbemühungen des DFB-Teams sichtbar. Bei Österreich ging Kalajdzic nach einer guten Partie vom Feld und machte für Altach-Stürmer Adrian Grbic Platz. In der letzten Minute war dann noch einmal Gefahr vor dem Tor von Nübel, aber der zweite Treffer für Österreich fiel nicht. Dennoch holten sich Xaver Schlager und Co. den wohl verdienten Applaus vor dem rot-weiß-roten Fansektor ab und wurden dabei mehr gefeiert als die deutschen Spieler.

U21-EM in Italien, Gruppe B

Sonntag:

Österreich – Deutschland 1:1 (1:1)

Udine, Stadio Friuli, 9.100 Zuschauer, SR Treimanis (LAT)

Torfolge:
0:1 Waldschmidt (14.)
1:1 Danso (24./Elfmeter)

Österreich: A. Schlager – Friedl, Danso, Posch, Ullmann – Lienhart, D. Ljubicic (54./C. Baumgartner) – Horvath, X. Schlager, Balic (85./Honsak) – Kalajdzic (77./Grbic)

Deutschland: Nübel – Klostermann, Tah, Baumgartl, Henrichs – Neuhaus (56./Serdar), M. Eggestein (83./Koch), Dahoud – Öztunali, Waldschmidt, Richter (56./Amiri)

Gelbe Karten: Ljubicic bzw. Nübel, Tah, Serdar, Henrichs