Xaver Schlager und Stefan Posch winken den Fans
APA/Robert Jaeger
U21

Stolz und Zuversicht nach EM-Out

Werner Gregoritsch war trotz der späten Stunde nicht zu bremsen. Kurz vor Mitternacht erklärte der ÖFB-U21-Teamchef am Sonntag im Stadio Friuli von Udine noch immer vom Spielgeschehen mitgerissen das verdiente 1:1 seiner Elf im letzten Gruppenspiel der EM gegen Deutschland und das damit verbundene Ausscheiden. „Glücklich“ und „stolz“ sei er auf diese Spieler.

Österreich holte zwar zum Vorrundenabschluss ein 1:1 gegen Deutschland, wurde aber nach dem 2:0-Erfolg zum Auftakt gegen Serbien und dem 1:3 gegen Dänemark Dritter in Pool B und schied somit bei der ersten EM-Teilnahme einer heimischen U21-Auswahl vorzeitig aus. Deutschland steht als Gruppensieger im Halbfinale. Die Halbfinalisten der EM qualifizieren sich auch gleichzeitig für Olympia 2020 in Tokio.

Deutschland ging vor den 9.100 Zuschauern, davon die Mehrzahl Österreicher, mit dem ersten Schuss in Führung. Ein 20-Meter-Kracher von Luca Waldschmidt landete im Kreuzeck (14.) und stellte den Spielverlauf auf den Kopf. In der 24. Minute wurde Sasa Kalajdzic vom deutschen Torhüter Alexander Nübel im Strafraum gefällt. Kevin Danso versenkte den fälligen Elfmeter zum Ausgleich.

Chancen auf den Sieg

Weitere hochkarätige Chancen vergab Kalajdzic, der einmal aus kurzer Distanz Nübel anköpfelte und einmal die Stange traf (45.+1). Nach der Pause scheiterte Husein Balic an Nübel, die beste Gelegenheit der Deutschen durch Mahmoud Dahoud entschärfte Goalie Alexander Schlager in der Nachspielzeit. Minutenlang wurden Österreichs Spieler nach dem Abpiff von den mitgereisten Fans für die gute Vorstellung gefeiert.

U21-EM: Österreich trotz starken Spiels out

Österreich hatte beim 1:1 gegen Deutschland viele gute Szenen.

Angesichts der Leistung schwankte im österreichischen Lager bei Spielern und Betreuern der Gemütszustand zwischen Enttäuschung und Stolz. „Ich bin sehr glücklich, dass wir heute Charakter gezeigt haben. Ich bin sehr stolz auf die Spieler. Wir haben gezeigt, dass wir zu Recht bei dieser EM waren", meinte Teamchef Gregoritsch in seiner Matchanalyse, die gleichzeitig auch eine Bilanz der EM und ein Ausblick in die Zukunft war.

Mangelnde Effizienz und ein Ausrutscher

„Wir hatten 20 schlechte Minuten in der ersten Hälfte gegen Dänemark“, meinte Gregoritsch. „Wenn wir effizienter wären, dann wären wir noch bei dieser EM“, sprach er den Umstand an, dass in allen drei Spielen immer wieder sehr gute Einschussmöglichkeiten nicht genutzt wurden. Hinzu kam noch der Umstand, dass mit Neo-Leipziger Hannes Wolf der wohl beste Offensivspieler der Österreicher bereits im ersten Spiel mit einem gebrochenen Knöchel nach einer Attacke verletzt passen musste.

Trotzdem rief die heimische Auswahl im entscheidenden Spiel gegen Deutschland noch einmal alles ab. „Wir haben aktiv nach vorne verteidigt, richtig aggressiv gespielt, Deutschland keinen Raum gegeben, fast über das gesamte Feld eins gegen eins gespielt, da ist es auch für Deutschland schwierig“, resümierte Kapitän Philipp Lienhart. „Ich glaube, es hat noch selten jemand einer deutschen U21 so zugesetzt wie wir. Das Spiel war ein toller Abschluss der letzten drei Wochen“, lobte Gregoritsch seine Mannschaft, in der er viel Potenzial sieht.

Das Nationalteam wird seine Freude haben

„Da sind schon sehr talentierte Jahrgänge zusammengekommen", fand der Trainer. „Wenn sich die Spieler so weiterentwickeln, dann wird es auch im A-Nationalteam viel Freude geben. Die Spieler haben erkannt, dass durch die richtige Einstellung und mit der entsprechenden Freude viel möglich ist. Das Wichtigste ist die Mentalität.“

Daran mangelt es der aktuellen Mannschaft nicht im Geringsten. „Was mir daher besonders imponiert, ist, dass die Spieler in der Kabine sauer waren, dass wir nicht weitergekommen sind. Das ist ein gutes Zeichen für die Zukunft. Ich glaube, dass von vielen Spielern der Weg noch nicht zu Ende ist.“ Offensivspieler Balic war daher auch nur „größtenteils zufrieden, da jeder geglaubt hat, dass wir mit null Punkten und 0:10-Toren nach Hause fahren.“ Die Spieler hat der Ehrgeiz, auf hohem Niveau noch mehr zu leisten, längst ergriffen.

Spezieller Zusammenhalt

Augsburg-Verteidiger Kevin Danso meinte gar: „Ich dachte, wir gewinnen gegen die.“ Und mit „die“ meinte er Deutschland. Ein Satz, der, wenn er so mit ehrlicher Enttäuschung gesprochen wird wie von Danso, im heimischen Fußball Seltenheitswert hat. Doch diese Mannschaft zeichnet vor allem der Teamgeist aus, meinte zumindest Teamchef Gregoritsch.

ÖFB-Spieler und Fans nach dem Spiel
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Österreichs U21-Mannschaft konnte in vielen Spielen mit seinem Teamgeist und der richtigen Einstellung überzeugen

„Diese Mannschaft ist zusammengewachsen und wollte unbedingt zur EM, das ist kein Zufall. Es gab nie einen Lagerkoller oder Ähnliches", erzählte Trainer Gregoritsch. „Am meisten tut mir weh, dass ich mit den meisten Spielern nicht weitermachen kann. Die Harmonie zwischen Spielern und Betreuern war schon einzigartig.“

EM macht Lust auf mehr

„Jeder hat für jeden über 90 Minuten wieder alles gegeben, und wir haben das Spiel dominiert. Bitter, dass es nur ein Punkt geworden ist, wir hätten uns mehr verdient. Wir haben von der ersten Minute an Gas gegeben. Ich bin einfach nur stolz auf die Truppe“, meinte LASK-Verteidiger Maximilian Ullmann.

Auch die Spieler haben Lust auf mehr bekommen. „Die ersten Minuten hatte ich durchgehend Gänsehaut, so gut war die Stimmung. Ich habe das Spiel richtig genossen. Es war für mich das erste Mal, dass ich gegen Spieler gespielt habe, die auf einem richtig hohen Niveau agieren. Das muss mein Anreiz sein, immer so eine Leistung auf den Platz zu bringen“, war Torhüter Alexander Schlager auch Minuten nach dem Spiel noch beeindruckt vom Erlebten.

„Es schmerzt schon, dass wir nicht weiterkommen, aber wenn man die Leistung sieht, kann man nur stolz sein“, analysierte der 23-Jährige. Daher hatte Trainer Gregoritsch am Ende des Abends auch einen Wunsch für die nahe Zukunft: „Ich hoffe, dass sich unser Erfolg auch bei den Zuschauerzahlen niederschlägt und in Zukunft statt 500 vielleicht 2.000 Leute zur U21 kommen.“