U21-Spieler laufen aufs Feld
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ÖFB

U21-EM-Premiere „richtig positiv erledigt“

Die Verantwortlichen von Österreichs U21-Fußballnationalteam haben nach dem Out bei der EM in Italien und San Marino ein durchaus positives Fazit gezogen. „Das Team hat sich einige Ziele gesetzt, mit Ausnahme des Semifinales und der Olympiateilnahme sind alle Punkte richtig positiv erledigt worden“, resümierte ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel.

Dazu zählten das Erfahren von Wertschätzung und das Heben des Stellenwerts der U21. „Es ist auch gelungen, die Öffentlichkeit und die Medien für das Team zu begeistern“, sagte Schöttel. Aus sportlicher Sicht habe man bei der EM-Premiere eine „ziemlich gute“ Rolle gespielt.

Neben zwei sehr guten Leistungen gegen Serbien (2:0) und Deutschland (1:1) sei nur eine schlechte Halbzeit gegen Dänemark (1:3) dabei gewesen. „Die hat nicht gepasst zu den anderen Auftritten im Turnier. Das Kollektiv hat sehr gut funktioniert, wir haben mit unserer Geschlossenheit jeden Gegner vor Probleme gestellt“, so Schöttel.

Aufholbedarf in Offensive

Großes Manko war die mangelnde Effizienz. Das hatte auch mit der Verletzung von Hannes Wolf zu tun, der vor seinem Knöchelbruch noch in bester Form seinen ersten EM-Treffer erzielt hatte. „Die mehrhellige Meinung der Fachleute ist, dass, wenn ein Knipser dagewesen wäre, wir weitergekommen wären. Der Hannes war so einer. Im Nachhinein war er der österreichische U21-Messi. So einen Ausfall kannst du als Österreich nicht wegstecken“, analysierte ÖFB-Teamchef Werner Gregoritsch. Die Verletzung sei auch aus mentaler Sicht ein „Mörderhammer“ für die ÖFB-Kicker gewesen.

Hannes Wolf
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Der Ausfall von Wolf (l.) war für Teamchef Gregoritsch nicht wegzustecken

Solche Spieler vermehrt hervorzubringen, ist ein großes ÖFB-Ziel. Während man in der Innenverteidigung für die nächsten Jahre „extrem gut“ aufgestellt sei, gebe es auf anderen Positionen Aufholbedarf. „Wir müssen speziell im Offensivbereich schauen, dass wir mehr Kreativität und mehr individuelle Klasse in der Entwicklung zusammenbringen“, ist sich Schöttel bewusst. Das Schlüsselalter sei dabei zwischen zehn und 14 Jahren. „Wir müssen den Spielern da mehr als zuletzt ermöglichen, dass sie Dinge selber entwickeln. Es ist wichtig, dass sie weniger nach Vorgaben trainieren und Fehler machen dürfen“, schilderte Schöttel seine Sicht.

Regelmäßig bei U21-Endrunden dabei sein

Der ÖFB hofft darauf, zukünftig regelmäßig an U21-Endrunden vertreten zu sein. Durch die Aufstockung auf 16 Teams ab 2021 wird die Quali leichter. „Das Ziel ist es immer, sich zu qualifizieren, mit dem Anspruch tue ich mir schwer. Nationen mit traditionell gutem Nachwuchs wie Niederlande und Portugal waren jetzt nicht einmal dabei“, sagte Schöttel.

Gregoritsch, der den vergebenen Elfer von Christoph Baumgartner gegen die Dänen als „Schlüsselszene“ der EM bezeichnete, hat nach dem „größten Erlebnis meiner Karriere“ Lust auf mehr bekommen. „Das Semifinale wäre die nächste Geschichte, wir wollen den nächsten Schritt setzen. Da brennen einige Spieler darauf“, betonte der 61-Jährige.

Generell gutes Jahr für ÖFB-Nachwuchs

2019 sei generell ein sehr gutes Jahr für den ÖFB-Nachwuchs gewesen. Vor der U21 waren auch schon die männliche und weibliche U17 bei der EM vertreten. „Das ist generell schön“, so Schöttel. Hinzu kommen die zwei Siege des A-Teams in der EM-Quali. „Auch das A-Team ist jetzt hoffentlich in die richtige Spur gekommen. Wir sind sehr optimistisch, was den Herbst betrifft“, meinte der ÖFB-Sportchef.

Auf der Suche nach zukünftigen A-Teamkickern ist ihm bei der EM Sascha Horvath „sehr aufgefallen“. „Es war für mich nicht so zu erwarten, dass er so eine dominante Rolle spielt“, sagte Schöttel. Gregoritsch sah das ähnlich. „Wer hätte geglaubt, dass der Sascha Horvath, den sie davongejagt haben bei Dresden und der mit Innsbruck abgestiegen ist, solche Partien spielt. Solche Geschichten schreibt nur der Fußball“, sagte der langjährige U21-Coach.

Sascha Horvath
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Horvath war für U21-Teamchef Gregoritsch eine große positive Überraschung

Horvath traut er in der Zukunft den Sprung nach oben zu. „Es gibt nicht viele, die solche Dribblanski sind“, hob Gregoritsch dessen Vorzüge hervor. Doch auch andere könnten aus Sicht des Steirers, der sich nach der EM jetzt einmal „14 Tage zurückziehen“ will, A-Teamspieler werden. Dabei nannte er den „souveränen“ Goalie Alexander Schlager, Linksverteidiger Maximilian Ullmann und Flügelspieler Husein Balic.

Viel Lob von Titelverteidiger Deutschland

Auch vom ins Halbfinale aufgestiegenen Titelverteidiger Deutschland gab es viel Lob für die ÖFB-U21. „Das war eine geile Mannschaft auf der anderen Seite. Österreich hat klasse gespielt. Wir konnten unser Spiel nicht so durchziehen wie in den vergangenen Partien“, sagte Deutschlands U21-Teamchef Stefan Kuntz nach dem letzten Gruppenspiel im Stadio Friuli von Udine. Das habe auch mit dem taktisch sehr starken Auftritt Österreichs zu tun gehabt.

U21-Team auf Heimreise

Österreichs U21-Team hat am Montag die Heimreise aus Italien angetreten. Obwohl das 1:1 gegen Deutschland für das Erreichen des EM-Semifinales zu wenig war, ist die Mannschaft auf die Leistungen stolz.

„Wir sind bei der U21-EM, da kann es nicht gegen jeden einfach gehen. Es war wichtig, die Hürde zu überspringen, und ich glaube, dass wir im nächsten Spiel wieder voll da sein und auch ein besseres Spiel abliefern können“, meinte Kapitän Jonathan Tah. Die Titelverteidigung ist das große Ziel. Dafür muss in der Vorschlussrunde wohl eine Steigerung her.

Den einzigen Treffer Deutschlands gegen Österreich erzielte Luca Waldschmidt mit einem Schuss aus mehr als 25 Metern genau ins Kreuzeck. „Es war ein brutal intensives Spiel, Österreich war auf Augenhöhe. Für die Entwicklung der Mannschaft war es gut, noch einmal richtig Widerstand zu kriegen“, analysierte der Freiburg-Offensivspieler und fünffache EM-Torschütze. Die beiden anderen Gruppenspiele gegen Dänemark (3:1) und Serbien (6:1) hatte Deutschland gewonnen.