Die Zielflagge beim Grand Prix von Österreich. Jacky Ickx gewinnt vor Clay Regazzoni.
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Chronik

Als der Motorsport in Österreich landete

1969 war für den österreichischen Motorsport so wichtig wie die erste Mondlandung für die US-Raumfahrt und Woodstock für die Hippie-Bewegung. Denn damals wurden mit dem Österreichring in der Steiermark – dem heutigen Red Bull Ring – und dem Salzburgring jene beiden permanenten Rennstrecken eröffnet, die Österreich zu einer Motorsportnation gemacht haben.

Speziell der Österreichring sorgte dafür, dass Österreich – noch vor Deutschland – sogar zur Formel-1-Nation wurde. Ausgelöst hatten den Hype vor allem die Formel-1-Siege des damaligen Publikumslieblings Jochen Rindt. Namen wie Niki Lauda, Gerhard Berger bis hin zu Alexander Wurz folgten auf den 1970 tödlich verunglückten Rindt. Allesamt Stars, die nach ihren Karrieren zu wichtigen Persönlichkeiten oder Entscheidungsträgern im internationalen Motorsport wurden.

So auch Le-Mans-Sieger Helmut Marko. Als „historisch wie der spätere Mauerfall“ beschrieb der heutige Red-Bull-Motorsportberater einmal die Bedeutung des ersten Formel-1-Rennens auf dem Österreichring im Jahr 1970, zu dem 100.000 Zuschauer pilgerten. Auch der aus der Steiermark stammende Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz wurde später durch die Geschehnisse auf dem Ring von der Aufbruchstimmung und dem „Motorsportvirus“ angesteckt. Heute gehört ihm die Strecke.

Rivalität zweier neuer Rennstrecken

Dabei war der Beginn kurios. Österreich hatte Ende der 1960er Jahre mit Rindt zwar einen erfolgreichen Piloten in der immer populärer werdenden Formel 1, aber keine fixe Rennstrecke. Der allererste Formel-1-Grand-Prix in Österreich 1964 auf der „Flugplatz-Waschrumpel“ von Zeltweg war ein derartiges Desaster gewesen, dass der Bau einer permanenten Rennstrecke auf der Hand lag.

Dass dann 1968 aber gleich zwei Streckenprojekte gleichzeitig losgetreten wurden, löste einen Wettlauf aus. Und auch Rivalität. Hauptkontrahenten waren auf Salzburger Seite der Österreichische Automobil Sport Club (ÖASC) mit Präsident Willy Löwinger sowie bei den Steirern der STMC Knittelfeld unter Gustav Tiroch.

Der Salzburgring war ursprünglich in Thalgau geplant gewesen, wurde dann aber im Nesslgraben zwischen Koppl, Plainfeld und Hof errichtet. Der Österreichring wurde im steirischen Aichfeld-Murboden nahe dem Flugplatz Zeltweg gebaut und am 26./27. Juli 1969 mit Tourenwagenrennen eingeweiht. Die Eröffnung des Salzburgrings folgte knapp zwei Monate später am 20./21. September.

Die Eröffnung des Österreichring mit einem Tourenwagen-Rennen 1969
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Das erste Rennen auf dem neuen Österreichring bestritten im Juli 1969 Tourenwagen

Österreichring macht Rennen um Formel 1

Obwohl der nur 13 Kilometer von der Landeshauptstadt Salzburg entfernt liegende Salzburgring die vermeintlich bessere internationale Anbindung sowie eine Nähe zu Vertretungen von großen deutschen Automobilkonzernen hatte, gewann der 25 Millionen Schilling teure Österreichring in Spielberg – lange Zeit fälschlicherweise in Zeltweg verortet – das Rennen um die Formel 1.

Am 16. August 1970 ging dort erstmals ein Grand Prix in Szene. Ferrari feierte durch Jacky Ickx und Clay Regazzoni einen Doppelsieg, der aus der Poleposition gestartete Rindt schied aus. Sein letztes Rennen bestritt er zwei Wochen später in der Formel 2 auf dem Salzburgring. Nur sechs Tage danach, am 5. September 1970, erlitt der postum zum ersten Formel-1-Weltmeister Österreichs gewordene Rindt bei einem Unfall im Training zum Italien-GP in Monza tödliche Verletzungen.

Jochen Rindt im Lotus 72 im Jahr 1970 auf dem Österreichring
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Jochen Rindt sah bei seinem einzigen Grand Prix auf dem Österreichring nicht die Zielflagge

Umbauten und Umbenennungen

Der Österreichring war im Original 5,911 Kilometer lang und als Hochgeschwindigkeitsstrecke konzipiert. Mit einem Schnitt von fast 250 km/h war er eine Zeit lang tatsächlich die schnellste Formel-1-Piste überhaupt und eine echte „Mutstrecke“. 1987 kam nach 18 Auflagen aber das erste Ende für die Formel 1 auf der längst zu gefährlich gewordenen Berg-und-Tal-Bahn in der Obersteiermark.

Nach einem siebenjährigen Intermezzo von 1997 bis 2003 auf dem auf 4,318 Kilometer verkürzten und nun A1-Ring genannten Kurs wurde die Strecke nach der Übernahme durch Mateschitz 2011 wiedereröffnet. Seit 2014 ist dort auch wieder die Formel 1 – heuer am kommenden Wochenende – zu Gast, seit 2016 zusätzlich auch die Motorrad-WM.

Diese war davor lange Zeit das Aushängeschild des 4,255 Kilometer langen Salzburgrings gewesen. Von 1971 bis 1994 fanden dort Motorrad-WM-Läufe statt, legendäre Piloten wie Rekordweltmeister Giacomo Agostini wurden dabei von bis zu 100.000 Fans angefeuert. Zahlreiche Motorsportklassen auf zwei und vier Rädern sind nach wie vor zu Gast, die Strecke besticht vor allem mit ihren Naturtribünen.