Italienerin hält das Logo für die Olympiade in Mailand und Cortinga 2026
Reuters/Flavio Lo Scalzo
Olympia

Rückhalt in Bevölkerung entschied Vergabe

Europa rückt wieder in den Blickpunkt des olympischen Sports. Nach den Sommerspielen 2024 in Paris werden die Winterspiele 2026 in Mailand und Cortina d’Ampezzo ausgetragen. Bei der Vollversammlung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) am Montag in Lausanne hatte Italiens Bewerbung mit 47:34 Stimmen gegen die schwedische Kampagne mit Stockholm und Aare gewonnen. Hauptgrund dafür war das klare Bürgervotum.

Das bestätigte der deutsche IOC-Präsident Thomas Bach, indem er die „große Differenz in der Zustimmung für die Spiele“ ansprach: In Italien unterstützten laut Umfragen 83 Prozent der Bevölkerung die Bewerbung, in Schweden waren es nur 55 Prozent. „Endlich kann der Schwede aufhören, zu hoffen und von olympischen Erfolgen zu träumen oder sich Sorgen um eine ruinierte Nation zu machen, wenn die wirtschaftlichen Berechnungen die Hoffnung niederbrennen. Es ist jetzt vorbei. Schweden wird nie wieder Olympia ausrichten dürfen“, kommentierte die Boulevardzeitung „Expressen“ die Niederlage.

Abgesehen vom geringeren Rückhalt in der Bevölkerung ist Stockholm aber vor allem an der Weigerung gescheitert, dem IOC alle verlangten Garantien für mögliche Verluste der privatfinanzierten Winterspiele zu geben. Dass Stockholms Bürgermeisterin Anna König sich zudem geweigert haben soll, den Host-Vertrag zwischen IOC und Gastgeberstadt zu unterschreiben, dürfte der schwedischen Bewerbung endgültig das Aus beschert haben.

Die Bürgermeisterin von Stockholm Anna Koenig Jerlmyr, Prinz Daniel von Sweden mit Kronprinzessin Victoria und Eishockeylegende Peter Fosberg
APA/AFP/Jean-Christophe Bott
Im schwedischer Lager bei der Vergabe in Lausanne war die Enttäuschung nach der Niederlage groß

IOC-Lob für beide Bewerbungen

Stockholm erntete jedoch wie Mailand großes Lob dafür, die erstmals voll wirksame IOC-Reformagenda 2020 in ihren Konzepten umgesetzt zu haben. „Stockholm und Aare sowie Mailand und Cortina haben uns das gegeben, wonach wir gefragt haben: Spiele, die vollständig auf die olympische Agenda 2020 abgestimmt sind, mit bahnbrechenden Reformen das Bewerbungsverfahren neu zu gestalten“, sagte Octavian Morariu, Vorsitzender der Evaluierungskommission der Spiele 2026.

Mailand jubelt über Winterspiele 2026

Die 25. Olympischen Winterspiele werden 2026 in Mailand und Cortina d’Ampezzo über die Bühne gehen. Damit kehren die Spiele nach Vancouver, Sotschi, Pyongchang und Peking wieder nach Europa zurück.

Das IOC habe bei den Städten eine Kostenreduzierung im Vergleich zu vorherigen Spielen und unter anderem die Nachhaltigkeit durch die maximale Nutzung existierender bzw. nur temporär gebauter Sportstätten angemahnt.

Italien will „bestes Gesicht“ zeigen

Italien wird dagegen nur 20 Jahre nach Turin wieder Gastgeber von Winterspielen. „Ein Traum wird Wirklichkeit“, sagte Ministerpräsident Giuseppe Conte. „Wir haben die Chance, das beste Gesicht Italiens zu zeigen.“ Die „Gazzetta dello Sport“ sah ein „italienisches Wunder“. „Unglaublich, Brüder und Schwestern: Italien ist wieder erwacht“, schrieb die Sporttageszeitung.

Mit der Ausrichtung der Expo 2015 hat Mailand bewiesen, dass es von Großevents profitieren und massenhaft Touristen anlocken kann. In der Finanzmetropole werden neben der Eröffnungsfeier die Bewerbe im Eiskunstlauf und Eishockey-Spiele stattfinden. In Bormio und Livigno kämpfen die alpinen Skirennläufer und Snowboarder um Medaillen. In Cortina, wo 2021 auch die alpine WM ausgetragen wird, fahren die Damen Ski. Der mondäne Ort hofft auf neuen Glanz, nachdem er 1956 schon einmal Winterspiele ausgerichtet hat.

Olympische Premiere in Südtirol

Durch den Sieg der italienischen Kandidatur wird im Februar 2026 auch Südtirol erstmals Olympiaschauplatz, ist doch Antholz Austragungsort der Biathlon-Bewerbe. „Dies ist ein ganz besonderer Moment für Südtirol“, sagte Landeshauptmann Arno Kompatscher und war „besonders stolz“. Antholz ist schon im kommenden Jahr Veranstalter der Biathlon-Weltmeisterschaft.

Die Biathlonstrecke in Antholz
GEPA/Oliver Lerch
In Antholz werden die Biathleten erstmals auf Südtiroler Boden um Olympiamedaillen kämpfen

Neben Italien fühlt sich auch das IOC als Gewinner. „Der neue Kandidatenprozess hat den Erfolg der Agenda 2020 demonstriert“, sagte Bach. Trotz der gelungenen Agendapremiere, die sich erstmals vollumfänglich bei dieser Winterspielebewerbung ausgewirkt hat, will das IOC den Reformprozess für eine leichtere Gewinnung von Olympiaausrichtern weiter entwickeln.