Das bestätigte der deutsche IOC-Präsident Thomas Bach, indem er die „große Differenz in der Zustimmung für die Spiele“ ansprach: In Italien unterstützten laut Umfragen 83 Prozent der Bevölkerung die Bewerbung, in Schweden waren es nur 55 Prozent. „Endlich kann der Schwede aufhören, zu hoffen und von olympischen Erfolgen zu träumen oder sich Sorgen um eine ruinierte Nation zu machen, wenn die wirtschaftlichen Berechnungen die Hoffnung niederbrennen. Es ist jetzt vorbei. Schweden wird nie wieder Olympia ausrichten dürfen“, kommentierte die Boulevardzeitung „Expressen“ die Niederlage.
Abgesehen vom geringeren Rückhalt in der Bevölkerung ist Stockholm aber vor allem an der Weigerung gescheitert, dem IOC alle verlangten Garantien für mögliche Verluste der privatfinanzierten Winterspiele zu geben. Dass Stockholms Bürgermeisterin Anna König sich zudem geweigert haben soll, den Host-Vertrag zwischen IOC und Gastgeberstadt zu unterschreiben, dürfte der schwedischen Bewerbung endgültig das Aus beschert haben.
IOC-Lob für beide Bewerbungen
Stockholm erntete jedoch wie Mailand großes Lob dafür, die erstmals voll wirksame IOC-Reformagenda 2020 in ihren Konzepten umgesetzt zu haben. „Stockholm und Aare sowie Mailand und Cortina haben uns das gegeben, wonach wir gefragt haben: Spiele, die vollständig auf die olympische Agenda 2020 abgestimmt sind, mit bahnbrechenden Reformen das Bewerbungsverfahren neu zu gestalten“, sagte Octavian Morariu, Vorsitzender der Evaluierungskommission der Spiele 2026.
Mailand jubelt über Winterspiele 2026
Die 25. Olympischen Winterspiele werden 2026 in Mailand und Cortina d’Ampezzo über die Bühne gehen. Damit kehren die Spiele nach Vancouver, Sotschi, Pyongchang und Peking wieder nach Europa zurück.
Das IOC habe bei den Städten eine Kostenreduzierung im Vergleich zu vorherigen Spielen und unter anderem die Nachhaltigkeit durch die maximale Nutzung existierender bzw. nur temporär gebauter Sportstätten angemahnt.
Italien will „bestes Gesicht“ zeigen
Italien wird dagegen nur 20 Jahre nach Turin wieder Gastgeber von Winterspielen. „Ein Traum wird Wirklichkeit“, sagte Ministerpräsident Giuseppe Conte. „Wir haben die Chance, das beste Gesicht Italiens zu zeigen.“ Die „Gazzetta dello Sport“ sah ein „italienisches Wunder“. „Unglaublich, Brüder und Schwestern: Italien ist wieder erwacht“, schrieb die Sporttageszeitung.
Mit der Ausrichtung der Expo 2015 hat Mailand bewiesen, dass es von Großevents profitieren und massenhaft Touristen anlocken kann. In der Finanzmetropole werden neben der Eröffnungsfeier die Bewerbe im Eiskunstlauf und Eishockey-Spiele stattfinden. In Bormio und Livigno kämpfen die alpinen Skirennläufer und Snowboarder um Medaillen. In Cortina, wo 2021 auch die alpine WM ausgetragen wird, fahren die Damen Ski. Der mondäne Ort hofft auf neuen Glanz, nachdem er 1956 schon einmal Winterspiele ausgerichtet hat.
Olympische Premiere in Südtirol
Durch den Sieg der italienischen Kandidatur wird im Februar 2026 auch Südtirol erstmals Olympiaschauplatz, ist doch Antholz Austragungsort der Biathlon-Bewerbe. „Dies ist ein ganz besonderer Moment für Südtirol“, sagte Landeshauptmann Arno Kompatscher und war „besonders stolz“. Antholz ist schon im kommenden Jahr Veranstalter der Biathlon-Weltmeisterschaft.
Neben Italien fühlt sich auch das IOC als Gewinner. „Der neue Kandidatenprozess hat den Erfolg der Agenda 2020 demonstriert“, sagte Bach. Trotz der gelungenen Agendapremiere, die sich erstmals vollumfänglich bei dieser Winterspielebewerbung ausgewirkt hat, will das IOC den Reformprozess für eine leichtere Gewinnung von Olympiaausrichtern weiter entwickeln.