Franziska Peer und Bernhard Pickl
APA/ÖSB/Margit Melmer
Europaspiele

Mixed-Teams holen zwei weitere Medaillen

Die Medaillenausbeute des österreichischen Teams bei den Europaspielen in Minsk hat sich am Dienstag auf vier verdoppelt. Die Schützen Franziska Peer/Bernhard Pickl holten im Mixed-Kleinkaliber-50-m-Bewerb liegend Silber, die Judokas im Mixed-Team-Bewerb Bronze. An den Tagen davor hatten sich Daniel Auer im Rad-Straßenrennen und Judoka Stephan Hegyi in der Klasse über 100 kg Bronze gesichert.

Beide Dienstag-Medaillen gelangen damit in vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) forcierten Mixed-Bewerben, wobei sich die Erfolgsdisziplin von Peer/Pickl aber nicht unter den drei in Tokio 2020 erstmals im Sommerspieleprogramm stehenden Mixed-Konkurrenzen der Schützen befindet. Sehr wohl der Judo-Mixed-Bewerb, in dem sich die Österreicher davor nicht besonders hervorgetan hatten. Nun holten sie mit Rang drei bei den Europaspielen auch EM-Rang drei.

Die Schützen Peer und Pickl mussten sich erst im Finale den Schweizern Nina Christen und Jan Lochbihler um 2,9 Ringe geschlagen geben. Davor hatte das über die Qualifikation und das Semifinale gekommene Duo die Runde der letzten vier Paare gewonnen, den Kampf um Platz zwei entschieden Peer/Pickl knapp gegen die Russen Polina Koroschewa/Kirill Grigorian für sich.

Judoka holen Bronze im Mixed-Bewerb

Einen Tag nach der Bronzemedaille von Stephan Hegyi hat Österreich bei den Europaspielen in Minsk auch im Mixed-Team-Bewerb Bronze geholt.

Motivation für andere olympische Mixed-Bewerbe

„Nicht zu glauben: So gut habe ich überhaupt noch nie liegend geschossen. Sensationell!“, sagte Pickl. „Wie schön ist das“, meinte Peer, der den Erfolg vorerst noch gar nicht realisieren konnte. Margit Melmer, Sportkoordinatorin des Östereichischen Schützenbunds (ÖSB), beeindruckte vor allem der Sieg gegen die Russen: „Das kann sich wirklich sehen lassen. Russland auf diesem Niveau zu schlagen, ist alles andere als selbstverständlich.“ Sie sah darin eine Motivation für andere, nun olympische Mixed-Bewerbe.

Das ÖSB-Duo belegte in der Qualifikation, in der jeweils 20 Schuss zu absolvieren waren, mit 412,5 Ringen Rang fünf. Olivia Hofmann und Alexander Schmirl schieden mit 410,9 Ringen als 16. aus. Peer/Pickl setzten sich im Semifinale gegen die Schweizer Petra Lustenberger/Christoph Dürr mit 204,1 zu 202,5 Ringen durch und zogen als Drittplatzierte ins Semifinale ein.

In der Runde der Top Vier schied nach jeweils zehn Schüssen das schwächste Team aus, Peer/Pickl stiegen mit 208,1 Ringen als Sieger auf. Im Kampf um Silber und Bronze kamen die Österreicher wie auch Koroschewa/Grigorian auf 208,3 Ringe, die Russen verloren das Shoot-off mit 19,8 zu 20,6. Im Duell um Gold waren Christen/Lochbihler dann schließlich bei 209,5 zu 206,6 Ringen nicht zu biegen.

Pickl betonte, dass es kein leichter Weg auf das Podest war. „Die Qualifikation war hart. Zum einen waren die Windverhältnisse extrem schwierig und zum anderen die vorgegebene Zeit knapp“, sagte der 28-jährige Niederösterreicher und lobte seine 32-jährige Tiroler Partnerin. „Franzi hatte das super im Griff. Bei mir ist es ganz solide gelaufen. Im Finale konnten wir uns dann von Runde zu Runde steigern und waren damit extrem stark.“

Judo-Team holt zweite Medaille

Österreichs Judo-Team mit Stephan Hegyi (über 100 kg), Lukas Reiter (bis 73 kg), Marko Bubanja (bis 90 kg), Sabrina Filzmoser (bis 57 kg), Michaela Polleres (bis 70 kg) und Bernadette Graf (über 70 kg) holte die zweite Medaille in Minsk. „Einfach nur geil“, strahlte Judoka Reiter, der den entscheidenden Punkt zum 4:2-Sieg gegen die Niederlande holte.

Marko Bubanja, Lukas Reiter, Bernadette Graf, Sabrina Filzmoser und Stephan Hegyi
GEPA/Christian Walgram
Für Österreichs Judo-Team war es die zweite Medaille nach Bronze von Hegyi im Einzel

Der Sportdirektor des Österreichischen Judo-Verbands (ÖJV), Markus Moser, erkannte die Dimension des Erfolgs: „Eine historische Medaille für den Österreichischen Judo-Verband. Im Team-Bewerb haben wir das letzte Mal vor 30 Jahren, genauer 1989 in Wien mit den Damen, eine EM-Medaille geholt.“ Per Skype war der Olympia-„Silberne“ Ludwig Paischer einer der ersten Gratulanten.

Zweite Bronzemedaille für Hegyi

Für Hegyi war es die zweite Medaille (Bronze im Einzel) binnen 24 Stunden, womit er aktuell der Erfolgreichste des 57-köpfigen Teams des Österreichischen Olympischen Comites (OÖC) in Weißrussland ist. Zwischenzeitlich ergab das im Medaillenspiegel der Titelkämpfe Platz 29. Davor hatte die ÖJV-Riege mit einem 4:2 Team-Europameister Deutschland besiegt, ehe ein 1:4 gegen Weißrussland folgte. In der Hoffnungsrunde wurde mit einem 4:1 gegen Serbien die Podestchance gewahrt.

Hegyi punktete an diesem Tag nicht, erhielt aber natürlich dennoch Edelmetall. „Dass ich hier zwei Medaillen hole, hätte ich nicht für möglich gehalten. Ich bin richtig stolz, auch wenn ich persönlich heute ohne Sieg geblieben bin. Ich habe alles gegeben, war von meinen Kämpfen gestern noch müde“, sagte der 20-jährige Wiener. Moser wiederum räumte auch ein, dass abgesehen von den zwei Medaillenleistungen das ÖJV-Abschneiden nicht zufriedenstellend gewesen sei.

Gegen die Niederländer punkteten Bernadette Graf in der Klasse über 70 kg, Michaela Polleres (–70), Reiter (–73) und Marko Bubanja (–90). Die zwei Niederlagen gingen auf das Konto von Sabrina Filzmoser (+57) und Hegyi (+90). Gegen die Serben hatten Reiter und Daniel Allerstorfer (+90) gesiegt, Shamil Borchashvili (+90) und Polleres gewannen jeweils kampflos einen Punkt. Während Graf unterlag, musste Filzmoser zu ihrem Kampf gar nicht mehr antreten.

Graf schlägt Weltranglistenerste Steenhuis

Die Oberösterreicherin hatte gegen die Deutschen zum Sieg beigetragen, ebenso wie Graf, Polleres und Reiter. Bubanja und Hegyi unterlagen. Gegen die Weißrussen punktete nur Polleres. Niederlagen setzte es für Filzmoser, Graf, Reiter und Borchashvili. Allerstorfers Kampf fand nicht statt. Die Bundestrainer Marko Spittka und Patrick Rusch hoben zuletzt speziell die „Oranje“-Siege von Graf gegen die Weltranglistenerste Guusje Steenhuis und von Bubanja gegen Jesper Smink hervor.

Gold holte sich Russland vor Portugal, die zweite Bronzemedaille ging an Frankreich. Bei den ersten Europaspielen in Baku 2015 hatten Österreichs Aktive 13 Medaillen geholt, das Team war da aber weitaus größer als diesmal gewesen. Es gab allerdings auch mehr Bewerbe.