Megan Rapinoe (USA)
AP/Alessandra Tarantino
Fußball-WM

Nur USA durchbrechen Europas Dominanz

Die Dominanz der europäischen Teams bei der Fußball-WM der Frauen in Frankreich ist frappierend. Sieben der acht Viertelfinalisten kommen aus Europa, nur Titelverteidiger USA gehört sonst noch zum elitären Kreis – das ist erstmals in der WM-Geschichte der Fall. Den US-Amerikanerinnen könnte unterdessen ihr historisch schlechtestes Abschneiden blühen.

Mit Japan – Weltmeister von 2011 und Vizeweltmeister von 2015 – verabschiedete sich Dienstagabend ein Anwärter auf einen Spitzenplatz durch ein unglückliches 1:2 gegen Europameister Niederlande. Auch für China, Kanada, Kamerun, Nigeria, Australien und Brasilien war bereits im Achtelfinale Schluss.

Japans Teamchefin Asako Takakura haderte mit der erst durch einen Elfergegentreffer in der 90. Minute kassierten Niederlage. Aber sie gestand ein, dass die besten Clubs der Welt in Übersee beheimatet sind. Das heißt aus japanischer Sicht: in den USA und in Europa. „Wir müssen uns weiter verbessern, hart arbeiten und von den europäischen Vereinen lernen“, sagte Takakura.

Viertelfinale bei der Fußball-WM der Frauen

Sieben Teams aus Europa und Titelverteidiger USA stehen unter den letzten acht Mannschaften der Fußball-WM der Frauen in Frankreich.

Europas Großklubs forcieren Frauen-Fußball

Europas Dominanz kommt nicht unerwartet – und schon gar nicht aus heiterem Himmel. Insbesondere weil in England, Frankreich und Spanien, aber auch in den Niederlanden und Italien seit Jahren stark in den Frauen-Fußball und die Talentförderung investiert wird. Großclubs wie Arsenal, Manchester City, FC Barcelona, Atletico Madrid, Olympique Lyon, Paris Saint-Germain und Bayern München haben ihre Frauen-Abteilungen mit Nachdruck aufgebaut.

Ab 2020 wird auch Real Madrid den Schritt tun, wie die Spanier ankündigten. In Österreich sind Sturm Graz, die Austria mit USC Landhaus, St. Pölten und Wacker Innsbruck mit Frauen-Abteilungen in der obersten Spielklasse vertreten.

USA bei WM nie schlechter als Dritte

Seit 1991 haben die USA drei der sieben Weltmeisterschaften gewonnen (1991, 1999, 2015). Schlechter als Dritte waren die Vereinigten Staaten nie. Die Gruppenphase in Pool F gewannen die US-Frauen klar mit drei Siegen und einem Torverhältnis von 18:0. Erst im Achtelfinale gegen Spanien kassierte das Team von Trainerin Jillian Ellis einen Gegentreffer, siegte dank zweiter Elfmetertore von Kapitänin Megan Rapinoe aber mit 2:1.

Trotz der hervorragenden WM-Bilanz der USA stellte das „Wall Street Journal“ bereits zu Beginn der Titelkämpfe in Frankreich fest, dass die Dominanz nun zu Ende sei. „In den vier Jahren seit der letzten WM haben Clubs wie Barcelona, Juventus und Manchester City in ihre tiefen Taschen gegriffen. Obwohl es noch immer winzige Summen im Vergleich zu den Männer-Teams sind, haben ein paar Millionen Dollar gereicht, um den Standard im europäischen Fußball drastisch zu heben“, schrieb das Blatt.

Schlager Frankreich – USA am Freitag

Im ersten Viertelfinale trifft Norwegen am Donnerstag (21.00 Uhr) auf England. Am Samstag spielen die Niederlande gegen Italien (15.00 Uhr), Deutschland bekommt es mit Schweden (18.30 Uhr) zu tun. Allein der Weltranglistenerste und Titelverteidiger USA vertritt in der K.-o.-Runde den Rest der Frauen-Fußball-Welt. Die Amerikanerinnen sind am Freitag (21.00 Uhr, alle Spiele live in ORF Sport +) im Schlager gegen Gastgeber Frankreich im Einsatz.

Die nun für die BBC kommentierende ehemalige US-Torfrau Hope Solo sieht die Ausgangssituation offen. Den Respekt vor der US-Auswahl hätten die Gegnerinnen abgelegt, stellte sie fest. „Sie verneigen sich nicht mehr vor den USA wie früher. Viele Teams haben gezeigt, dass sie die USA schlagen können.“