Pokal der Fußball-WM der Frauen 2019 in Frankreich
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Fußball-WM

Showdown verspricht heißen Tanz

Am Sonntag (17.00 Uhr, live in ORF Sport +) kommt es im Stade de Lyon zum großen Showdown der achten Weltmeisterschaft der Frauen. Die Titelverteidigerinnen aus den USA treffen im Kampf um ihren vierten Titel auf die Europameisterinnen aus den Niederlanden. Die Rollen im Finale der bis dato Unbesiegten sind klar festgelegt.

Der insgesamt vierte WM-Titel soll am Sonntag Höhepunkt in einer Woche voll von freudigen Anlässen für die US-Kickerinnen werden. Sturmspitze Alex Morgan feierte am Dienstag beim Semifinal-Sieg über England ihren Dreißiger, Linksverteidigerin Crystal Dunn wurde am Tag darauf 27 Jahre alt. Am 4. Juli, dem Unabhängigkeitstag, gedachten alle der Geburtsstunde der USA im Jahr 1776. Und am Freitag feierte schließlich Aushängeschild Megan Rapinoe ihren 34. Geburtstag. „Wir wollen die Geschichte zu Ende erzählen“, sagte Morgan.

Der Weg des Turnierfavoriten in Frankreich wurde von einigen publikumswirksamen Nebengeschichten begleitet. Der Kampf der Spielerinnen um finanzielle Gleichbehandlung sowie das über die Sozialen Netzwerke ausgetragene Scharmützel von Rapinoe mit US-Präsident Donald Trump sorgten auch jenseits des Atlantiks für Aufsehen. Dass drei der großen US-Ligen, im Football, Basketball und Eishockey, derzeit Sommerpause haben, hilft dabei freilich.

USA im WM-Finale in Favoritenrolle

Am Sonntag treten im Finale der Fußball-WM in Frankreich die Weltmeisterinnen gegen die Europameisterinnen an.

„Soccer Sunday“ mit Beigeschmack

Am Sonntag wird Soccer daher wie sonst kaum in den USA medial im Fokus stehen: Nach dem Finale der Frauen, das an der US-Ostküste ab 11.00 Uhr und in Los Angeles an der Westküste sogar als Frühstücksprogramm um 8.00 Uhr live verfolgt werden kann, wartet am Abend gleich das nächste Finale. Denn die US-Männer bestreiten in Chicago das Endspiel des CONCACAF Gold Cups gegen Mexiko – eine ähnliche Konstellation hat es bisher in keinem anderen Land jemals gegeben. „Der 7. Juli bringt uns den perfekten Soccer Sunday“, twitterte der US-Verband bereits.

Dieser steht mit dem Frauenteam eigentlich juristisch auf Kriegsfuß. 28 Nationalspielerinnen hatten am Frauentag 2019 Klage gegen den Verband eingebracht, sie fordern die gleichen Prämienzahlungen wie ihre männlichen Kollegen und die Beseitigung von Nachteilen im medizinischen und logistischen Bereich. Wie das „Wall Street Journal“ vor Kurzem berichtete, soll der Verband zu Mediationsgesprächen nach der WM bereit sein.

US-Spielerinnen jubeln
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Die Amerikanerinnen wurden ihrer Favoritenrolle bisher trotz aller Nebengeräusche gerecht

Ein anderer Nebenschauplatz dreht sich um Präsident Trump. Dass das Frauen-Team im Falle des Titelgewinns eine Einladung ins Weiße Haus annehmen würde, ist nicht wahrscheinlich. Nicht nur Rapinoe hat das ausgeschlossen, einige ihrer Teamkolleginnen stellten sich an ihre Seite. „Ich weigere mich, einen Mann zu respektieren, der keinen Respekt verdient“, sagte etwa Verteidigerin Ali Krieger. „Ich denke, wir werden diese Entscheidung nach dem Spiel am Sonntag treffen“, sagte Morgan. „Zuerst müssen wir unseren Job erledigen.“

Niederlande lieben Außenseiterrolle

Der zu erledigende Job ist der Sieg im Stade de Lyon gegen die Niederländerinnen, die bei ihrer erst zweiten WM-Teilnahme gleich ins Endspiel einzogen. Beim 1:0-Sieg im Halbfinale gegen Schweden zeigten die „Oranje Leeuwinnen“ Teamwork und Durchhaltewillen, spielerisch, athletisch und taktisch sind aber Defizite im Vergleich mit den Amerikanerinnen erkennbar.

Danielle van de Donk (NED)
Reuters/Gonzalo Fuentes
Van de Donk und die „Löwinnen“ wollen ihr erstes Finale gleich erfolgreich abschließen

Gerade das will sich die niederländische Truppe aber zunutze machen. „In einem Spiel ist alles möglich“, sagte Trainerin Sarina Wiegmann. „Ich liebe es, der Underdog zu sein“, sagte Mittelfeldspielerin Danielle van de Donk, „es ist die beste Rolle, die man haben kann.“ Sie gehe davon aus, dass die USA den Gegner aus Europa unterschätzen. „Das wird ein Vorteil für uns sein“, meinte Van de Donk.

Die Niederländerinnen haben so wie die USA alle ihre sechs Spiele im Turnier gewonnen, dabei elf Tore geschossen und nur drei kassiert. Vor allem gegen Ende von engen Partien gelang es dabei immer, zusätzliche Kräfte zu mobilisieren. „Wir sind Europameister, nicht irgendwer“, ergänzte Van de Donk. „Ich bin sehr stolz auf das Team, ich bin sehr stolz auf die Niederlande.“ Auch in diesem Fall ist die Unterstützung im eigenen Land in den vergangenen Wochen stets gewachsen. Mittlerweile herrscht Euphorie.