Jubel der US-Stürmerin Megan Rapinoe
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Fußball-WM

US-Frauen erneut Weltmeisterinnen

Die US-Frauen haben bei der Fußball-WM in Frankreich ihren Titel erfolgreich verteidigt. Die Favoritinnen gewannen das Endspiel am Sonntag im Stade de Lyon gegen die Niederlande mit 2:0 (0:0) und sind damit nach 1991, 1999 und 2015 zum vierten Mal Weltmeisterinnen. Die Tore vor 57.900 Zuschauern erzielten Megan Rapinoe per Elfmeter (61.) und Rose Lavelle (69.).

Beide Teams waren mit sechs Siegen makellos ins Finale eingezogen. Im Duell zwischen den Welt- und Europameisterinnen waren die US-Damen aber über weite Strecken überlegen und gingen dank eines klaren Chancenplus als verdiente Siegerinnen vom Platz. Erstmals seit Deutschland (2003, 2007) konnte ein Team den WM-Titel wiederholen.

Während die US-Frauen bei der Hälfte aller bisherigen acht WM-Endrunden triumphierten, mussten sich die Niederländerinnen, die eine engagierte Leistung boten, aber offensiv zu harmlos blieben, bei ihrer erst zweiten WM-Teilnahme mit dem zweiten Platz trösten. Sari van Veenendaal wurde aber immerhin zur besten Torfrau gewählt.

Die US-Fußballerinnen jubeln mit Pokal
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Das US-Team jubelte einmal mehr über den Gewinn der Weltmeisterschaft

Rapinoe wurde als beste Spielerin mit dem Goldenen Ball ausgezeichnet und erhielt zudem den Goldenen Schuh für die beste Torschützin. Die 34-Jährige behielt die Oberhand gegenüber ihrer Teamkollegin Alex Morgan und der Engländerin Ellen White, da sie weniger Spielzeit als die beiden für ihre sechs Tore benötigte.

US-Frauen von Beginn an überlegen

Bei den USA war Rapinoe nach verletzungsbedingter Pause im Semifinale wieder dabei. Mit ihrer zurückgekehrten Kapitänin legten die US-Amerikanerinnen das Finale voller Selbstvertrauen an und bestimmten das Spielgeschehen von Beginn an. Die Niederländerinnen waren vor allem mit Defensivaufgaben beschäftigt, die sie allerdings konzentriert und teils auch rustikal lösten. Das US-Team blieb daher erstmals bei dieser WM in den ersten zwölf Minuten ohne Torerfolg.

Die US-Amerikanerinnen versuchten meistens mit Pässen in die Tiefe oder über die Flügel die niederländische Abwehr zu überwinden. Es mangelte aber an Präzision, weshalb richtige Chancen auf sich warten ließen. Einzig bei einem Stanglpass von Lavelle war van Veenendaal zur Stelle (17.). Elf Minuten später stand die Torfrau wieder im Mittelpunkt, als sie einen Volleyschuss von Julie Ertz aus elf Metern mit einem guten Reflex entschärfen konnte.

Crystal Dunn (USA) und Danielle van de Donk (Niederlande)
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Crystal Dunn und ihre Kolleginnen waren meist einen Schritt schneller als die Niederländerinnen

Van Veenendaal rückt in den Mittelpunkt

Angriffe der „Oranje Leeuwinnen“ wurden hingegen früh unterbunden und fanden deshalb so gut wie nicht statt. Die beste Gelegenheit in der ersten Hälfte bot sich in der 26. Minute. Ein Steilpass von Vivianne Miedema auf Lineth Beerensteyn geriet aber eine Spur zu lange. Alyssa Naeher kam rechtzeitig aus ihrem Tor und war schneller am Ball.

Vor der Pause erhöhten die US-Frauen noch einmal die Schlagzahl. Die Niederländerinnen gerieten ordentlich unter Druck, van Veenendaal rückte in den Mittelpunkt. Einen Kopfball von Samantha Mewis lenkte sie gerade noch ab (37.), einen Schuss von Morgan bändigte die Niederländerin mit Hilfe der Stange (38.). Zwei Minuten später probierte es Morgan aus der Distanz und fand mit ihrem Schuss von der Strafraumgrenze erneut in van Veenendaal ihre Meisterin.

Möglichkeit für Morgan (40. Minute)

Alex Morgan versucht es aus der Distanz, aber erneut ist van Veenendaal mit den Fingerspitzen zur Stelle.

Rapinoe und Lavelle treffen

Nach dem Seitenwechsel änderte sich nichts am Charakter der Partie. Die USA suchten ihr Heil in der Offensive, die Niederländerinnen agierten aus einer kontrollierten Defensive mit der Hoffnung, einen Fehler der US-Frauen für den einen oder anderen Konter zu nutzen. Ein Fehler passierte allerdings im eigenen Strafraum. Stefanie van der Gragt traf mit dem gestreckten Bein Morgan am Oberarm. Schiedsrichterin Stephanie Frappart gab nach dem Videostudium Elfmeter. Rapinoe trat an und verwandelte flach zur Führung (61.).

Rapinoe verwandelt Elfer zum 1:0 (61. Minute)

Nach dem Videobeweis entscheidet Schiedsrichterin Frappart auf Elfmeter. US-Kapitänin Rapinoe tritt an und trifft zum 1:0.

Die Niederländerinnen waren damit unter Zugzwang, stellten das System um und wurden offensiver. Dadurch ergab sich Raum für das US-Team, den Lavelle zum zweiten Treffer nutzte. Die 24-Jährige setzte zu einem Sololauf an, dribbelte bis zur Strafraumgrenze und traf mit einem platzierten Schuss ins lange Eck zur 2:0-Führung (69.). Die Niederländerinnen waren sichtlich schockiert und hatten Glück, in den nächsten Minuten nicht noch mehr Tore zu kassieren.

Lavelle legt 2:0 nach (69. Minute)

Rose Lavelle schließt einen Sololauf mit einem platzierten Schuss zum 2:0 für die USA ab und sorgt für die Vorentscheidung.

Niederländerinnen kämpfen vergeblich

Danach hatten die Niederländerinnen nicht die spielerischen Mittel, die USA wirklich in Verlegenheit zu bringen. Die Titelverteidigerinnen spielten nun befreit auf und waren einem weiteren Treffer zunächst wesentlich näher als die Gegnerinnen dem Anschlusstor. So scheiterte etwa Crystal Dunn nach einer schönen Aktion aus kurzer Distanz und unbedrängt einmal mehr an van Veenendaal (74.).

In der Schlussphase agierten die Niederländerinnen mit dem Mut der Verzweiflung. US-Torfrau Naeher hatte aber mit einem Schuss von Beerensteyn keine Probleme (77.), ein Freistoß von Sherida Spitse ging knapp am Tor vorbei (80.). Damit war das Pulver vor den Augen von König Willem-Alexander endgültig verschossen. Der Schlusspfiff sorgte dann im US-Lager für großen Jubel, während einige Niederländerinnen von ihren Teamkolleginnen getröstet werden mussten.

Stimmen zum Spiel:

Jill Ellis (US-Teamchefin): „Es ist ein Wahnsinn, was wir für ein tolles Team haben, mit großartigen Spielerinnen und außergewöhnlichen Menschen. Die Chemie im Team war super, alle Spielerinnen haben ihr Herz und ihre Seele in dieses Abenteuer gesteckt, ich kann ihnen nicht genug danken. Es ist unglaublich, fantastisch, wir haben Geschichte geschrieben.“

Megan Rapinoe (US-Torschützin und beste Spielerin der WM): „Es ist unglaublich. Alle haben so viel für den Erfolg der Gruppe geleistet, alles reingelegt. Und wir haben alle unsere Familie und Freunde hier, es ist einfach surreal. Ich weiß nicht, wie ich mich fühlen soll.“

Sarina Wiegman (Niederlande-Teamchefin): „Wir hätten das Finale gerne gewonnen, aber wir haben es nicht geschafft, weil unser Gegner einfach besser war. Deshalb sind wir jetzt Vizeweltmeister, darauf bin ich sehr stolz. Wir können uns noch weiter verbessern, es steckt großes Potenzial in unserem Team. Unser Durchschnittsalter liegt unter 26 Jahren, die nahe Zukunft schaut also gut aus.“

Frauen-WM, Finale

Sonntag:

USA – Niederlande 2:0 (0:0)

Lyon, 57.900, SR Frappart (FRA)

Torfolge:
1:0 Rapinoe (61./Elfmeter)
2:0 Lavelle (69.)

USA: Naeher – O’Hara (46./Krieger), Dahlkemper, Sauerbrunn, Dunn – Mewis, Ertz, Lavelle – Heath (87./Lloyd), Morgan, Rapinoe (79./Press)

Niederlande: Van Veenendaal – Van Lunteren, Dekker (73./Van De Sanden), Van Der Gragt, Bloodworth – Groenen, Van De Donk, Spitse – Beerensteyn, Miedema, Martens (70./Roord)

Gelbe Karten: Dahlkemper bzw. Spitse, Van Der Gragt

Die Besten: Morgan, Rapinoe bzw.Van Veenendaal, Spitse