Zielsprint
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Österreich-Tour

Sturzchaos auf vorletzter Etappe

Die vorletzte Etappe der 71. Österreich-Rundfahrt hat am Donnerstag für Hektik gesorgt: Ausreißversuche, schwere Stürze, ein Fotofinish und der erste Tour-Podestplatz für einen Österreicher prägten das Teilstück von Bruck nach Kitzbühel. Der Tagessieg ging an den Deutschen Jannik Steimle, der Tiroler Patrick Gamper wurde Dritter.

Gefordert waren auf den letzten 20 Kilometern gleich mehrmals die Rettungskräfte. Am schwersten erwischte es den heurigen Etappensieger Giovanni Visconti, der nach einer Tunnelausfahrt und einer folgenden scharfen Rechtskurve mit anderen Fahrern 1.500 m vor dem Ziel schwer zu Sturz kam, und den rund 20 km vor dem Ziel in einer Abfahrt verunfallten Kasachen Stepan Astafjew sowie den Niederländer Laurens ten Dam.

Ten Dam und Visconti kamen bei ihren Stürzen zum Glück ohne ärgere Verletzungen davon. Im Spital wurden Brüche und eine Gehirnerschütterung beim Teamkollegen von Riccardo Zoidl, der gegen eine Leitplanke geprallt war, ausgeschlossen. Der Profi habe aber größere Abschürfungen und eine Hüftprellung links erlitten, erklärte CCC-Teamarzt Piotr Kosielski.

Keine Wirbelsäulenverletzung bei Visconti

Auch bei Visconti gab es Entwarnung. Der Verdacht auf eine Wirbelsäulenverletzung habe sich zum Glück nicht bestätigt, sagte dessen Neri-Sottoli-Teamkollege Sebastian Schönberger, der auch in diesen Sturz im Finish verwickelt war. Der Oberösterreicher plant, die Rundfahrt am Freitag fortzusetzen. Der Spanier Carlos Barbero, der Sieger der ersten Etappe, wurde mit Verletzungen an einer Schulter ebenfalls mit der Rettung in ein Spital gebracht.

Schwere Stürze bei der Österreich-Rundfahrt

Bei der fünften Etappe der Österreich-Radrundfahrt gab es viele schwere Stürze. Der Sieg ging im Sprint an den Deutschen Jannik Steimle.

Jubel von Tagessieger Steimle getrübt

Steimles Jubel über den zweiten Sieg nach dem Prolog in Wels währte nur kurz. „Das ist eine unglaubliche Woche für mich, was wir hier abliefern ist grandios“, sagte der Vorarlberg-Legionär, wünschte aber gleichzeitig den Sturzopfern gute Besserung. „Ich freue mich über den Sieg, aber wenn man gesehen hat, mit wie vielen km/h die anderen geflogen sind …“

Für Gamper kam der dritte Rang überraschend. „Es war das erste Mal in meiner Karriere, dass ich einen guten Sprint gefahren bin“, sagte der Fahrer des Teams Tirol KTM. „Ich wollte unbedingt unter den ersten fünf in die letzte Kurve, es war wirklich gefährlich und sehr hektisch.“

Vorjahressieger Hermans als Favorit ins Finale

Vorjahressieger Ben Hermans fährt im Roten Trikot zur alles entscheidenden Bergankunft zum Alpenhaus in 1.670 m Höhe. Der Belgier hat acht Sekunden Vorsprung auf den Australier Ben O’Connor und 13 auf den Kolumbianer Winner Anacona. Riccardo Zoidl, der Gewinner von 2013, ist 1:10 Minute dahinter Sechster.

Der 7,1 km lange und bis zu 22 Prozent steile Anstieg zum Horn hatte Zoidl bisher kein Glück gebracht. „Vielleicht geht es diesmal auf“, sagte der 31-Jährige. Er habe sich seit Langem überlegt, wie er es am besten angehen solle. „Vielleicht fahre ich unten meinen eigenen Rhythmus und riskiere 15 Sekunden zu verlieren, kann dafür aber auf den letzten Kilometern viel gutmachen“, sagte der Profi des Teams CCC.

Risiko bei Abfahrt viel zu groß

Zoidls Teamkollegen hatten in der Abfahrt von der Bergwertung Niederau in der Wildschönau den attackierenden Visconti gejagt. Dabei kam es bei hohem Tempo zu den ersten gefährlichen Unfällen. Ten Dam und Astafjew stürzten schwer. „Wir hätten ruhig langsamer runterfahren können“, meinte Zoidl später nachdenklich.

Kurz vor dem Ziel kam es bei der Ausfahrt aus einem Tunnel und einer gleich danach folgenden scharfen Rechtskurve zu einem Massensturz. Betroffen war u. a. der Oberösterreicher Sebastian Schönberger, der noch ins Ziel fuhr, sich danach aber auf die Fahrbahn legte. Es bestand Verdacht auf eine Gehirnerschütterung, er wurde zur Kontrolle ins Spital gebracht.

Rechtskurve nach Tunnel „lebensgefährlich“

„Auf den letzten 1.000 Metern ein Tunnel und dann gleich scharf rechts, das ist lebensgefährlich“, kritisierte Stephan Rabitsch (Felbermayr Wels). Und der deutsche Tirol-KTM-Legionär Georg Zimmermann, der Führende der Bergwertung, meinte, hier wolle man keine Zielankunft mehr. „Nach dem Tunnel mit 70 km/h scharf rechts, da hat’s richtig gecrasht.“

Zoidl kam im Gegensatz zu Schönberger gut durch. „Ich habe schon geahnt, dass da etwas passieren wird und habe mich ganz hinten ins Feld zurückfallen lassen. Das war ein abartiger Crash, die meisten sind geradeaus geschossen. Ich bin froh, dass ich gut durchgekommen bin.“ Als Veranstalter sei man auf die örtlichen Gegebenheiten angewiesen, meinte der 31-Jährige. „Aber ein Tunnel vor einem Sprint, das ist immer heikel.“

Tourdirektor verweist auf Roadbook

Tourdirektor Franz Steinberger stellte in einer Stellungnahme fest, alle gefährlichen Stellen seien im Roadbook (Streckenbeschreibung für die Teams, Anm.) angezeichnet. „Das waren heute zwei gefährliche. Die Sicherheit war gewährleistet durch die Absicherungsmaßnahmen, das hat die Rennleitung auch bestätigt“, erklärte Steinberger.

Nach dem ersten Unfall, dessen Ausmaß nicht absehbar gewesen sei, seien dort beide Rettungsautos und das Ärzteteam eingesetzt gewesen, um die Fahrer zu versorgen. „Nach Bekanntwerden des zweiten Unfalles hat es natürlich auch wegen der Verkehrssituation gedauert, bis sie beim Unfallort waren. Zusätzlich wurden weitere Rettungswägen angefordert“, betonte der Tour-Chef.

71. Österreich-Rundfahrt

Fünfte Etappe

Bruck an der Glocknerstraße - Kitzbühel (161,9 km):
1. Jannik Steimle GER 4:04:09
2. Jonas Koch GER -"-
3. Patrick Gamper AUT -"-
4. August Jensen NOR -"-
5. Dayer Quintana COL -"-
6. Laurent Pichon FRA -"-
7. Matthias Krizek AUT -"-
8. Johannes Schinnagel GER -"-
9. Colin Stüssi SUI -"-
10. Eliot Lietaer BEL -"-
23. Ben O'Connor AUS -"-
29. Stephan Rabitsch AUT -"-
30. Riccardo Zoidl AUT -"-
31. Hans-Jörg Leopold AUT -"-
33. Winner Anacona COL -"-
39. Ben Hermans BEL -"-
51. Daniel Geismayr AUT -"-
60. Benjamin Brkic AUT -"-
64. Mario Gamper AUT -"-
73. Sebastian Schönberger AUT -"-

Gesamtwertung

Stand nach fünf von sechs Etappen:
1. Ben Hermans BEL 19:36:32
2. Ben O'Connor AUS + 0:08
3. Winner Anacona COL 0:13
4. Eduardo Sepulveda ARG 0:34
5. Stefan de Bod RSA 0:47
6. Riccardo Zoidl AUT 1:10
7. Victor de la Parte ESP 1:33
8. Amanuel Gebreigzabhier ERI 1:35
9. Alexander Wlasow RUS 1:40
10. Jose Diaz Gallego ESP 1:56
24. Daniel Geismayr AUT 5:06
28. Sebastian Schönberger AUT 6:41
30. Stephan Rabitsch AUT 8:04
34. Hans-Jörg Leopold AUT 9:45