Antoine Griezmann
APA/AP/Manu Fernandez
Fußball

Barcelona holt Griezmann für 120 Millionen

Der FC Barcelona hat Antoine Griezmann von Atletico Madrid unter Vertrag genommen. Wie der spanische Meister am Freitag mitteilte, nutzte er die Ausstiegsklausel im Vertrag des Franzosen und bezahlte eine Ablösesumme von 120 Millionen Euro. Griezmann erhält einen Vertrag bis 2024. Die neue Ablösesumme beträgt 800 Millionen Euro.

Zuvor hatte es wochenlang Streit über den angestrebten Wechsel Griezmanns gegeben. Zeitweise hatte es geheißen, der Angreifer wolle die 120 Millionen Euro selbst zahlen, um wechseln zu können. Der Franzose hatte vor rund zwei Monaten angekündigt, Atletico nach fünf Jahren verlassen zu wollen. Allerdings hat er dort noch einen Vertrag bis 2023. Am Sonntagabend erschien er nicht zum Training bei den Madrilenen und reiste nicht mit ins Trainingslager in die USA. Madrid hatte bereits mit einer empfindlichen Vertragsstrafe gedroht.

Griezmann, der in seiner Jugendzeit von diversen französischen Clubs aufgrund seiner schmalen Statur abgelehnt worden war, spielt seit 2009 in Spanien. Nach fünf Jahren bei Real Sociedad wechselte er 2014 zu Atletico, für das er in allen Bewerben 133 Tore erzielte. Sein Debüt im Nationalteam feierte der 28-Jährige vor fünf Jahren. Insgesamt hält Griezmann, der mit der „Equipe Tricolore“ bei der WM in Russland im Vorjahr den Titel holte, bei 26 Toren in 65 Länderspielen. „Antoine Griezmann ist einer der besten Spieler der Welt“, schrieb Barcelona auf seiner Website.

Atletico protestiert gegen Transfer

Ausgestanden scheint die Posse um den Wechsel allerdings noch nicht. Atletico protestierte nämlich kurz nach der offiziellen Bekanntgabe gegen den Transfer. Der von einem Anwalt des Franzosen bei La Liga hinterlegte Betrag von 120 Millionen Euro sei nicht ausreichend, um den noch bis 2023 laufenden Vertrag in Madrid zu lösen, hieß es am Freitag in einer offiziellen Mitteilung. Als Grund gab Atletico an, dass sich Griezmann und Barcelona bereits über den Wechsel einig geworden seien, als die Ausstiegsklausel noch 200 Millionen Euro betragen habe. Diese war am 1. Juli auf 120 Millionen Euro gefallen.

Poker um Griezmann beendet

Der Transferpoker um Antoine Griezmann hat ein Ende. Der Franzose wechselt um 120 Millionen Euro von Atletico Madrid zum FC Barcelona.

Atletico hatte zuletzt bereits den Katalanen unseriöse Verhandlungstaktiken vorgeworfen – denn Griezmann und die Katalanen sollen bereits seit Februar verhandelt und im März eine Vereinbarung über einen Transfer getroffen haben. Da spielte Madrid noch in der Champions League und kämpfte in der Meisterschaft gegen Barcelona um den Titel. Auch deshalb stimmten die „Rojiblancos“ einer Ratenzahlung der Ablöse bis zuletzt nicht zu.

Dominoeffekt auf Transfermarkt erwartet

Sollte es kein gerichtliches Nachspiel geben, könnte der Wechsel des Franzosen nun für einen Dominoeffekt auf dem Transfermarkt sorgen. Vieles spricht dafür, dass auch in den nächsten Tagen und Wochen wieder Spieler für zig Millionen Euro den Club wechseln. Seit Dienstag ist etwa auch endgültig klar, dass PSG-Superstar Neymar auf dem Markt sein wird. Der zu den Parisern zurückgekehrte Sportdirektor Leonardo stellte gegenüber „Le Parisien“ klar, dass der Brasilianer bei einem entsprechenden Angebot den Club verlassen kann.

Superstars gehen für Wechsel in Streik

Ein Offert für den 27-Jährigen habe man noch nicht erhalten, sagte der PSG-Sportchef, bestätigte aber „sehr oberflächliche Kontakte“ zu Neymars Ex-Club Barca. Von dort war er 2017 für die Rekordsumme von 222 Millionen Euro gewechselt. Sein Vertrag läuft noch bis 2022. Doch langfristige Verträge halten Spieler längst nicht mehr davon ab, zu ihrem Wunschverein zu wechseln. Wie Griezmann fehlte auch Neymar unentschuldigt beim Training. Der Club soll darüber informiert gewesen sein, sagte Neymars Vater. PSG ließ anderes verlauten.

Seinen Wechsel zu erzwingen ist mittlerweile nichts Neues. Beispiele der jüngeren Vergangenheit lieferten Philippe Coutinho (zuvor Liverpool) und Dembele (zuvor Dortmund) vor ihren Transfers nach Barcelona. Auch in Österreich gab es Fälle dieser Art: Nikica Jelavic und Liverpools Champions-League-Sieger Sadio Mane provozierten 2009 bzw. 2014 ihre Abgänge von Rapid Wien (zu Glasgow Rangers) bzw. Red Bull Salzburg (zu Southampton), beide zudem vor wichtigen Europacup-Spielen ihrer Clubs gegen Aston Villa (Europa-League-Play-off, Anm.) bzw. Malmö FF (Champions-League-Play-off, Anm.).

Atleticos Einnahmen steigen für 310 Mio.

Ohne positiven Nebeneffekt für die abgebenden Vereine gehen aber auch erzwungene Wechsel nicht über die Bühne. Der Megatransfer von Griezmann zu Barcelona spült bei Atletico nämlich beispielsweise dringend benötigtes frisches Kapital in die Kassen. Die Einnahmen steigen auf rund 310 Millionen Euro, allerdings hat der Club auch schon für 196 Millionen Euro eingekauft. Zuletzt wurde für 56 Millionen der erst nur ausgeliehene Spanier Alvaro Morata als potenzieller Griezmann-Nachfolger vom FC Chelsea fest verpflichtet.

Dem Durchbruch könnte die von Karl-Heinz Rummenigge angekündigte internationale Transferoffensive folgen. „Alles wartet auf diesen einen Dominostein, und dann wird noch viel passieren“, hatte der Vorstandschef des FC Bayern München gesagt. Als Barcelona-Abgänge gehandelt werden unter anderem die Hochkaräter Ousmane Dembele und Philippe Coutinho. Der Club benötigt Geld, vor allem dann, wenn Neymar wirklich kommen sollte.

Weitere Kracher kündigen sich an

Der Brasilianer will zurück nach Barcelona und soll laut „El Pais“ 150 Millionen Euro plus einen Spieler obendrauf kosten. Der könnte Dembele heißen, denn der Ex-Dortmunder hätte gegen Griezmann und vielleicht auch noch Neymar einen schweren Stand. Zudem sei er der Wunschspieler von PSG-Trainer Thomas Tuchel. Der brasilianische PSG-Sportdirektor Leonardo will laut „Le Parisien“ aber lieber seinen Landsmann Coutinho holen.