Lewis Hamilton
AP/Luca Bruno
Formel 1

Hamilton rast zu Heimrekord

Lewis Hamilton hat zum sechsten Mal sein Heimrennen gewonnen. Der Engländer setzte sich am Sonntag beim Grand Prix von Großbritannien sicher vor seinem Mercedes-Stallgefährten Valtteri Bottas und Ferrari-Pilot Charles Leclerc aus Monaco durch. Mit seinem siebenten Saisonerfolg erreichte Hamilton gleich mehrere Meilensteine.

Der 34-Jährige ist mit seinem sechsten Erfolg in Silverstone nun alleiniger Rekordhalter auf der Traditionsstrecke. Bisher hatte sich Hamilton diese Bestmarke mit dem Franzosen Alain Prost geteilt. Auch einen Grand Prix von Großbritannien hat niemand öfter gewonnen als Hamilton. Der fünffache Weltmeister durfte mit seinen Fans zudem ein spezielles Jubiläum feiern: Zum insgesamt 80. Mal stand Hamilton in einem Formel-1-Rennen auf der obersten Stufe des Podests.

Hamilton, nach dem Qualifying noch hinter Bottas Zweiter, überholte seinen Teamkollegen dank einer perfekten Boxenstrategie. Ein Ausritt von Antonio Giovinazzi im Alfa Romeo erzwang eine Safety-Car-Phase, die für den Briten genau zum richtigen Zeitpunkt erfolgte. Auf der Strecke hatte Hamilton zwar in der Anfangsphase versucht, Bottas zu überholen, kam aber in einem packenden Zweikampf an dem Finnen nicht vorbei. In der letzten Runde schnappte sich der Engländer mit neuem Rundenrekord auch den Zusatzpunkt für die schnellste Runde im Rennen.

Hamilton gewinnt in Silverstone

Lewis Hamilton krönt sich mit seinem sechsten Erfolg zum alleinigen Rekordsieger bei seinem Heimrennen in Silverstone.

„Kann es nicht in Worte fassen“

Nach seinem Rekordsieg waren Hamilton die Emotionen anzusehen. „Ich kann es gar nicht in Worte fassen, wie stolz ich bin, hier vor den ganzen Fans und vor meiner Familie zu stehen. Man könnte glauben, man gewöhnt sich daran, aber es fühlt sich jedes Mal an, als ob es das erste Mal ist. Ich bin dankbar für jeden Einzelnen, der heute da war“, sagte der Brite im Siegerinterview mit Ex-Weltmeister Jenson Button. Hamilton wollte den Ruhm aber nicht für sich alleine einheimsen: „Ich hätte das nie ohne mein ganzes Team geschafft. Ich bin sehr stolz, ein Teil davon sein zu dürfen.“

Lewis Hamilton
APA/AFP/Andrej Isakovic
Hamilton krönte sich mit seinem Rekordsieg endgültig zum Motorsportkönig Großbritanniens

Bottas blieb trotz des aus seiner Sicht unglücklichen Rennhergangs trotzig optimistisch: „Wir hatten einen guten Fight. Ich kämpfe weiter, es ist noch nicht vorbei.“ Sein Chef hatte Mitleid: „Er hätte sich verdient, das Rennen zu gewinnen. Er war superschnell heute“, sagte Mercedes-Teamchef Toto Wolff. Der Wiener bejubelte den bereits siebenten Saisondoppelerfolg für sein Team.

In der WM-Wertung baute der Silverstone-Rekordmann, dem nur noch elf Siege auf den Allzeitrekord von Michael Schumacher fehlen, seine Führung mit dem siebenten Saisonsieg aus. Hamilton liegt nun 39 Punkte vor seinem Verfolger Bottas. Der Niederländer Max Verstappen, der diesmal auf Rang fünf landete, ist mit 87 Punkten Rückstand auf Hamilton Dritter. Keine Punkte gab es für Sebastian Vettel. Der Deutsche fiel nach einer von ihm verschuldeten Kollision mit Verstappen aus den Punkterängen.

Spannung hinter Führungsduo

Die Spannung spielte sich wie so oft in dieser Saison aber hinter den beiden Mercedes-Piloten ab. Vor allem zwischen Ferrari und Red Bull in Form von Max Verstappen ging es im Kampf um den letzten Podestplatz heiß her. Verstappen und Leclerc lieferten sich ein Rad-an-Rad-Duell, das auch in der Boxengasse kein Ende fand. Red Bull überlistete Ferrari zwar während des zeitgleichen Boxenstopps, doch nach einem Fahrfehler musste Verstappen den Ferrari-Mann wieder passieren lassen. Am Ende hatte Leclerc als Dritter das bessere Ende für sich.

Zum vierten Mal in Serie schaffte es der Monegasse auf das Podest. „Es ist wahrscheinlich das Rennen, das ich am meisten in meiner Formel-1-Karriere genossen habe“, meinte der 21-jährige Monegasse danach. Das Geschehen zuletzt, als er in Spielberg von Verstappen spät düpiert worden war, habe ihm die Augen geöffnet. Leclerc: „Es ist gut für die Formel 1, wenn am Limit und manchmal vielleicht ein wenig darüber gekämpft wird.“

Vettel fährt Verstappen ins Heck

In der 38. Runde war Verstappen auch in die spektakulärste Szene des Rennens verwickelt. Der Niederländer hatte gerade Vettel von Platz drei verdrängt, als sich der Deutsche bei einem versuchten Konter verbremste und den Red Bull mit einem Check von hinten von der Strecke beförderte. Beide Piloten konnten zwar weiterfahren, doch Vettel hatte sich bei dem Unfall die „Nase“ seines Autos ruiniert und musste diese tauschen. Eine Zeitstrafe von zehn Sekunden gab es für den vierfachen Weltmeister obendrauf. Am Ende landete Vettel nur auf dem 16. Platz.

Der Deutsche nahm die Schuld für den Auffahrunfallauf sich. „Das war mein Fehler“, sagte Vettel, der nach zehn Rennen bereits 100 Punkte Rückstand auf WM-Spitzenreiter Hamilton hat, „ich habe gedacht, die innere Linie geht auf, aber das ist nicht passiert. Es hat für einen Moment so ausgesehen, als ob er (Verstappen, Anm.) in die Mitte zieht, aber das hat er doch nicht gemacht.“ Für Red Bull war Vettels Einsicht ein schwacher Trost. „Er hat Max von einem garantierten Podestplatz geholt“, sagte Teamchef Christian Horner.

Grand Prix von Großbritannien in Silverstone

Endstand nach 52 Runden (306,198 km):
1. Lewis Hamilton GBR Mercedes 1:21:08,452
2. Valtteri Bottas FIN Mercedes + 24,928
3. Charles Leclerc MCO Ferrari 30,117
4. Pierre Gasly FRA Red Bull 34,692
5. Max Verstappen NED Red Bull 39,458
6. Carlos Sainz ESP McLaren 53,639
7. Daniel Ricciardo AUS Renault 54,401
8. Kimi Räikkönen FIN Alfa Romeo 1:05,540
9. Daniil Kwjat RUS Toro Rosso 1:06,720
10. Nico Hülkenberg GER Renault 1:12,733
11. Lando Norris GBR McLaren 1:14,281
12. Alexander Albon THA Toro Rosso 1:15,617
13. Lance Stroll CAN Racing Point 1:21,086
14. George Russell GBR Williams 1 Runde
15. Robert Kubica POL Williams 1 Runde
16. Sebastian Vettel GER Ferrari 1 Runde
17. Sergio Perez MEX Racing Point 1 Runde

Schnellste Runde: Hamilton 1:27,369 Minuten (52.)

Out: Kevin Magnussen (DEN/Haas), Romain Grosjean (FRA/Haas), Antonio Giovinazzi (ITA/Alfa Romeo)