Novak Djokovic (SRB)
APA/AFP/Ben Stansall
Wimbledon

Mentale Stärke bringt Djokovic Titel

Novak Djokovic bleibt der König von Wimbledon. Im längsten Finalmatch in der Geschichte der All England Championships kämpfte der Serbe am Sonntag den Schweizer Roger Federer nieder und holte seinen fünften Titel auf dem „heiligen Rasen“. Der Schlüssel zum Erfolg war laut dem 32-Jährigen im eigenen Kopf.

Nach insgesamt 4:57 Stunden hatte Djokovic das denkwürdige Finale mit 7:6 (7/5) 1:6, 7:6 (7/4) 4:6 und 13:12 (7/3) für sich entschieden und mit dem Schweden Björn Borg an Wimbledon-Titeln gleichgezogen. Davor hatte der Serbe, der auch im Vorjahr an der Church Road triumphiert hatte, aber bereits der Niederlage ins Auge gesehen. Doch Federer ließ beim Stand von 8:7 im fünften Satz und eigenem Aufschlag zwei Matchbälle aus.

Die abgewendete Niederlage mobilisierte Djokovics Kräfte noch einmal. Am Ende schaffte es die Nummer eins der Welt als erster Spieler seit 71 Jahren, ein Endspiel nach abgewehrten Matchbällen noch zu gewinnen. Zuvor war das 1948 vorgekommen, als der Amerikaner Robert Falkenburg den Australier John Bromwich mit 7:5 0:6 6:2 3:6 7:5 besiegte und dabei drei Matchbälle abwehrte.

Wimbledon-Titel geht nach Nervenschlacht an Djokovic

Der Weltranglistenerste Novak Djokovic hat sich in einem Finalkrimi gegen Roger Federer nach knapp fünf Stunden in fünf Sätzen durchgesetzt.

Kleiner Trick hilft

Das Wechselbad der Gefühle ging auch am nun 16-fachen Sieger von Major-Turnieren nicht spurlos vorüber. „Es war mental die härteste Partie, die ich jemals gespielt habe“, sagte Djokovic, der vor allem in den Tiebreaks Nervenstärke bewies und alle drei für sich entschied. Denn auch für den Serben war Federer über weite Strecken der Partie der bessere Spieler. „Ich habe verteidigt, und er hat das Spiel diktiert“, sagte Djokovic, „ich habe einfach versucht zu kämpfen und meine Chancen zu nutzen, wenn es darauf angekommen ist.“

Novak Djokovic (SRB)
AP/Tim Ireland
Zum bereits fünften Mal durfte Djokovic den begehrten Goldpokal Richtung Himmel heben

Djokovic hatte letztlich nicht nur den Schweizer, der seinen neunten Wimbledon-Triumph und den insgesamt 21. Sieg bei einem Grand-Slam-Turnier hauchdünn verpasste, sondern auch das Publikum gegen sich. Die Mehrheit der 15.000 Zuschauer auf dem Centre-Court, darunter auch die Herzogin und der Herzog von Cambridge, Kate und William, drückten dem 37-jährigen Federer die Daumen. „Ich habe mir schon vor dem Spiel gesagt, dass ich ruhig bleiben muss, weil ich wusste, dass die Atmosphäre so sein wird“, sagte Djokovic.

Der 32-Jährige griff laut eigener Aussage zu einem einfachen Trick, um die Ruhe zu bewahren. „Wenn die Leute Roger gerufen haben, habe ich einfach Novak gehört“, sagte Djokovic mit einem verschmitzten Lächeln, „es hört sich verrückt an, aber ich habe mir eingeredet, dass es so ist. Roger und Novak klingt auch ähnlich.“ In den entscheidenden Momenten habe er die Euphorie auf den Rängen komplett ausgeblendet. „Die mentale Stabilität hat es mir ermöglicht, im Match zu bleiben“, so der Serbe, der sich mit seinem Titel als zweiter Spieler nach dem Spanier Rafael Nadal einen Startplatz bei den ATP Finals in London sicherte.

Roger Federer (SUI)
Reuters/Toby Melville
Federer half am Ende auch der Rückenwind aus dem Publikum nichts

Federer trauert Chance nach

An Federer nagte die dritte Niederlage gegen Djokovic im dritten Finalduell in Wimbledon deutlich. Dem Schweizer fehlte letztlich nur ein erfolgreicher Schlag, um sich mit 37 Jahren und 340 Tagen zum ältesten Major-Sieger aller Zeiten zu krönen und mit seinem neunten Titel in Wimbledon mit Rekordhalterin Martina Navratilova gleichzuziehen. „Ich habe das Gefühl, dass ich eine unglaubliche Möglichkeit verpasst habe“, sagte der Schweizer.

Die Statistik gibt Federer recht: Der 37-Jährige schlug mit 94:54 mehr Winner, hatte mit 7:3 deutlich mehr Breakchancen, servierte mit 25:10 mehr Asse und gewann mit 218:204 mehr Punkte – am Ende reichte es aber nicht zum Titel. „Ich weiß, was ich alles richtig gemacht habe und wie knapp ich dran war“, sagte der Schweizer, „ich werde versuchen, das Positive mitzunehmen und den Rest zu vergessen.“