Jubiläum des Vienna FC
Vienna/Stephan Doleschal
Fußball

Vienna feiert Party mit Portion Wehmut

Am Mittwoch beginnt im Stadion Hohe Warte in Wien eine besondere Geburtstagsparty. Die Vienna, ihres Zeichens ältester Fußballclub Österreichs, hat zum 125. Jubiläum der Vereinsgründung den deutschen Aufsteiger Union Berlin zu Gast. In die Feierlichkeiten mischt sich aber auch Wehmut, denn die goldenen Zeiten der Blau-Gelben sind schon lange vorbei.

Am 22. August 1894 wurde der First Vienna Football Club in der Hauptstadt Österreich-Ungarns aus der Taufe gehoben. Damals hatte Kaiser Franz Josef I. noch 22 Regierungsjahre vor sich und in den USA wurde eine heute weltbekannte dunkelfarbige Limonade erstmals in Flaschen verkauft. Entscheidendes für die Sportwelt spielte sich in Frankreich ab: An der Pariser Universität Sorbonne gründete Pierre de Coubertin das Internationale Olympische Komitee (IOC), und wenig später fand von der französischen Hauptstadt nach Rouen das erste Autorennen der Geschichte statt.

Das freundschaftliche Aufeinandertreffen mit den „Eisernen“ aus Berlin-Köpernick ist daher nur der Auftakt zu mehreren auf das Jahr verteilten Veranstaltungen. Zur richtigen Jubiläumsfeier hat sich mit Mario Kempes auch der vielleicht berühmteste Spieler, der je das Vienna-Trikot getragen hat, angesagt. „Ich freue mich sehr, mit meinen ehemaligen Kollegen und Freunden den 125-Jährigen Geburtstag der Vienna zu feiern“, postete der Argentinier, der sein Heimatland 1978 mit sechs Toren zum ersten WM-Titel führte und von 1986 bis 1987 bei der Vienna spielte, in Sozialen Netzwerken.

Bewegte Geschichte

Zu jener Zeit, als Kempes die heimische Liga beehrte, gehörte der 1894 gegründete Club noch zu den österreichischen Topclubs. In der ersten Hälfte seines Bestehens war die Vienna sogar Elite. Insgesamt sechsmal, zuletzt 1955, holten die Döblinger die österreichische Meisterschaft. Dazu kommen drei Siege im heimischen Cup und der Gewinn des Mitropacups – des Vorgängers des Europapokals – 1931. Als einziger Verein holten die Wiener zudem den österreichisch-ungarischen, den österreichischen und während des Zweiten Weltkrieges 1943 den deutschen Pokal.

Von Ruhm und Glanz ist auf der Hohen Warte jedoch kaum etwas übrig. Mit dem Abstieg aus der Bundesliga 1992 verschwand Österreichs erster Fußballclub immer mehr in der sportlichen Bedeutungslosigkeit und kämpfte im Schatten der beiden „Großen“ Rapid und Austria immer wieder um seine Existenz. 1997 blitzte die glorreiche Vergangenheit mit dem Einzug ins Cupfinale noch einmal auf. In der Saison 2010/11 schaffte es der damalige Zweitligist im Pokalbewerb noch einmal bis ins Viertelfinale.

Seither machte die Vienna vor allem mit Negativschlagzeilen von sich reden. 2017 musste der Club nach dem überraschenden Tod von Martin Kristek Insolvenz anmelden. Hilfsaktionen der Austria und Rapids waren nur Tropfen auf den heißen Stein. Es folgte der Zwangsabstieg in die fünfte Spielstufe. Die Vienna wehrte sich vor Gericht lange Zeit erfolgreich, musste sich aber letztendlich einer Entscheidung des Obersten Gerichtshofs (OGH) beugen. Immerhin: Heuer gelang der Vienna der Aufstieg aus der 2. Landesliga in die Wiener Stadtliga.

Wiedersehen mit Bekannten

Die Schwierigkeiten der jüngeren Vergangenheit sind aber beim Geburtstagsspiel gegen die Berliner „Eisernen“, die kommende Saison erstmals in der deutschen Bundesliga spielen, für zumindest 90 Minuten vergessen. „Wir freuen uns auf einen stimmungsvollen Abend“, sagt Vienna-Vizepräsident Kurt Svoboda. Für den Rahmen ist gesorgt: Neben der überdimensionalen Ziffer 125, die die Hohe Warte schmückt, bekamen die Spieler rund um die Routiniers Markus Katzer und Ümit Korkmaz für das Spiel eigene Jubiläumstrikots mit dem Schriftzug 125 geschneidert.

Jubiläum des Vienna FC
Vienna/Stephan Doleschal
Für das Jubiläumsspiel wurden u. a. die ehemaligen ÖFB-Teamspieler Katzer (l.) und Korkmaz (r.) neu eingekleidet

Das Spiel unter dem Motto „Tradition trifft Tradition“ wird zum Wiedersehen mit bekannten Gesichtern. Denn bei Union Berlin sind mit Kapitän Christopher Trimmel und Neuzugang Florian Flecker, der von Hartberg in die deutsche Hauptstadt gewechselt ist, zwei Österreicher unter Vertrag. Zudem fungiert der ehemalige Teamtorhüter Michael Gspurning als Tormanntrainer bei Union.

Die Berliner sind bei der Partie im Rahmen ihres Trainingslagers in Österreich jedenfalls gewillt, den zahlenden Zuschauern und Ehrengästen, wie etwa Ex-Trainer Ernst Dokupil und Clublegende Hans Buzek eine entsprechende Show zu bieten. „Für die Vienna ist das ein extrem emotionales Jahr. Der Mittwoch ist ein ganz spezieller Tag. Wir freuen uns auf das Jubiläumsspiel. Das ist eine besondere Ehre für Union Berlin“, sagte Trimmel. Übrigens: Auch beim Ticketpreis wird explizit auf das Jubiläum hingewiesen: Eine Karte für das Spiel kostet genau 18,94 Euro.