Kevin Durant
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NBA

Transferspektakel erweitert Titelkreis

Die National Basketball Association (NBA) hat im Sommer bisher das gehalten, was sie zuvor versprochen hat: Noch nie gab es so viele spektakuläre Transfers binnen kürzester Zeit. In der Free Agency, der Wechselperiode vertragsloser Spieler, und via Tauschgeschäfte unterschrieben Superstars bei neuen Teams. Der Titelkreis hat sich damit erweitert.

Die neuen Verträge hatten kurz nach Öffnung des Transfermarkts bereits den Wert von drei Millarden Dollar erreicht. Die Schlagzeilen bestimmte wie erwartet Superstar Kevin Durant. Der aktuell verletzte Small Forward, der in den vergangenen drei Saisonen mit den Golden State Warriors zweimal den Titel holte, ließ kurz nach Beginn der Free Agency wissen, dass er sich den Brooklyn Nets anschließen werde. Der 30-Jährige bekommt bis 2023 dafür 164 Millionen Dollar überwiesen.

Dabei hätten ihm die Warriors sogar einen Fünfjahresvertrag im Wert von 221 Millionen Dollar anbieten können, doch offenkundig ging es dem wertvollsten Spieler (MVP, Anm.) der Saison 2014 nicht nur ums Gehalt. „Er hat in sich gefühlt, dass er etwas anderes probieren möchte“, sagte Golden-State-Manager Bob Myers Anfang der Woche.

Durant, 2017 sowie 2018 Finals-MVP, sollen das System und Brooklyn an sich sehr zugesagt haben, sagte der General Manager der Nets, Sean Marks. Hip-Hop-Star und Brooklyn-Aushängeschild Jay-Z, der Anteile an den Nets hatte, sie aber wegen seiner Spielerberateragentur abgeben musste, gilt als einer der Fädenzieher im Hintergrund.

Allerdings muss Brooklyn, das 2012 aus den New Jersey Nets hervorging, auf den ersten Einsatz seines Superstars noch etwas warten. Durant hatte sich im diesjährigen Finale gegen Toronto einen Achilessehnenriss zugezogen und fällt wohl die komplette nächste Saison aus. Um dann im Titelrennen ein entscheidendes Wörtchen mitzureden, holten die Nets auch Point Guard Kyrie Irving – ebenfalls ein Klient von Jay-Z – von den Boston Celtics und Center DeAndre Jordan, der von den New York Knicks über den East River kam. Das Trio holte 2016 mit dem Team USA in Rio de Janeiro Olympiagold.

Teams aus Los Angeles rüsten auf

Doch nicht nur in New York wurde aufgerüstet, auch in Los Angeles. Durants Widersacher im diesjährigen NBA-Finale, Kawhi Leonard, hat sich ebenfalls im Sommer verändert und sich als Free Agent den Los Angeles Clippers angeschlossen. Torontos Final-MVP unterschrieb beim Team aus dem Westen einen Dreijahresvertrag, der ihm 103 Millionen Dollar einbringen wird. Dem nicht genug holten die Clippers Small Forward Paul George via Tauschgeschäft von Oklahoma City Thunder. Angeführt von den beiden Stars soll der Titel früher oder später erstmals überhaupt an die Clippers gehen.

Kawhi Leonard
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Finals-MVP Kawhi Leonard wechselte vom Titelverteidiger Toronto nach Los Angeles zu den Clippers

Doch auch der Rivale aus der eigenen Stadt, die Los Angeles Lakers, ließ sich nicht lumpen und holte zu seinem Superstar Lebron James auch noch Anthony Davis via Trade in die Stadt der Engel. Der 26-Jährige kam von den New Orleans Pelicans, wo der Power Forward bereits in der vergangenen Saison seinen Abschied vorantrieb.

Westbrook nach Houston

Mit Russell Westbrook verließ ein weiterer Superstar sein bisheriges Team. Via Tauschgeschäft landete der 30-Jährige bei den Houston Rockets und damit bei James Harden, mit dem er schon drei Jahre bei den Oklahoma City Thunder zusammengespielt hatte. „Russell Westbrook ist der wichtigste Spieler der bislang kurzen Geschichte der Oklahoma City Thunder“, sagte General Manager Sam Presti, der dafür Point Guard Chris Paul und Draftpicks bekam. Westbrook, wertvollster Spieler 2017, war seit 2008 beim titellosen Nachfolgerteam Seattles.

Mit Point Guard Kemba Walker verabschiedete sich ein weiterer Allstar von seinem bisherigen Team (Charlotte, Anm.) und unterschrieb einen Vierjahresvertrag bei den Boston Celtics, der ihm 140 Millionen Dollar einbringen wird. Doch nicht alle Stars haben das Auslaufen ihres Vertrags genützt, um zu einem neuen Team zu wechseln. Den Warriors blieb Klay Thompson erhalten, für seine Treue wird er in den nächsten fünf Jahren 190 Millionen Dollar kassieren. Wie Durant muss aber auch Thompson aufgrund eines Kreuzbandrisses monatelang pausieren.

Neue Titelanwärter

Die Liga hat sich in den vergangenen Wochen verändert. „Es sind viele Teams, die jetzt Titelanwärter sind", sagte zuletzt NBA-Legionär Jakob Pöltl, „es ist einiges passiert, das ist sicher spannend.“ Pöltl befindet sich bei den San Antonio Spurs übrigens im letzten Vertragsjahr und ist damit 2020 ein Free Agent, kann dann also selbst seine weitere Zukunft in der NBA entscheiden.

Jakob Pöltl im Interview

Besonders die hochkarätigen Transfers innerhalb der NBA sind Gesprächsthema im Interview mit Österreichs Legionär.

Während Toronto nach dem Abgang von Leonard seinen Titel nur sehr schwer verteidigen wird, gilt Golden State, das in den vergangenen fünf Jahren stets in der Endspielserie landete, weiterhin als Anwärter – so wie der letztjährige Halbfinalist Milwaukee rund um den aktuellen griechischen MVP Giannis Antetokounmpo, dessen Bruder Thanasis sich in diesem Sommer ebenfalls den Bucks angeschlossen hat.

Die Philadelphia 76ers, die Center Al Horford von den Celtics holten, aber auch auf dem Transfermarkt zurückhaltendere Teams wie die Denver Nuggets sowie Utah Jazz stehen ebenso hoch im Kurs. Während die Nets wegen der Verletzung von Durant wohl noch zuwarten müssen, wurde der Favoritenkreis in den vergangenen Wochen vor allem durch die Clippers, Lakers und Rockets, die sich bei den Buchmachern zu Topkandidaten entwickelt haben, erweitert.