Peter Stöger
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Bundesliga

Rückkehrer Stöger startet neue Austria-Ära

Die Rückkehr von Peter Stöger zur Wiener Austria ist perfekt. Der Meistertrainer von 2013 übernimmt ab 1. August die neue Rolle des Sportvorstands. Das gab der Fußballbundesligist am Dienstag in einer außerordentlichen Pressekonferenz bekannt. Stöger sprach bei seiner Präsentation von einer „strategischen Entscheidung“.

Der 53-jährige Wiener erhielt bei den „Veilchen“ vorerst einen Zweijahresvertrag. Die Laufzeit sei an jene der Vereinbarung des Clubs mit Wirtschaftsvorstand Markus Kraetschmer gekoppelt, erklärte Stöger bei seiner Präsentation. Mit dem Trainergeschäft habe er wegen des Jobs in der Führungsetage aber noch nicht abgeschlossen, betonte Stöger. „Ich bin zu lange in diesem Geschäft, dass ich aufgehört habe, mit irgendetwas abzuschließen“, sagte der Ex-Nationalspieler. Es sei aber klar, dass bei der Austria nun strategische Arbeit auf ihn warte. „Das sollte im Normalfall mit Kontinuität verbunden sein.“

Der ehemalige Köln- und Dortmund-Coach, der seinen früheren Assistenten Alexander Bade als Sportkoordinator nach Wien mitnimmt, habe sich bewusst Zeit gelassen, nach einer Pause die richtige Entscheidung zu treffen, zumal diese für seine berufliche Zukunft von enormer Bedeutung sei. „Ich bin jetzt voller Überzeugung, dass das – nach vielen Überlegungen und Abwägungen – die absolut richtige Entscheidung ist.“ Ralf Muhr bleibt unterdessen weiter Sportdirektor bei der Austria, wie auch Präsident Frank Hensel bestätigte.

Präsentation von Austrias Neo-Sportvorstand Stöger

Austria-Präsident Frank Hensel und Vorstand Markus Kraetschmer präsentieren Peter Stöger als neuen Sportvorstand der Wiener Austria.

Stöger hatte laut eigenen Angaben im Lauf des Jahres auch andere, durchaus reizvolle Angebote, entschied sich aber letztlich für die Austria. Der Wiener sprach von einer Aufgabe, die sein Spektrum erweitere. „Den Verein, den ich einigermaßen gut kenne, sportlich in einer Führungsposition mitzugestalten und mitzuentwickeln, das ist auch für mich eine spannende Aufgabe.“ Er habe in seinen Jahren in Deutschland doch „ein bisschen Know-how mitgenommen“.

Bei Trainerbestellung bereits eingebunden

Die Infrastruktur bei der Austria sei vorhanden. „Nun werden wir im sportlichen Bereich schauen, dass wir in kleineren und größeren Schritten vorankommen.“ Wie Hensel verriet, war Stöger bei der Bestellung von Trainer Christian Ilzer schon eingebunden. „Er war bereit, sich da einzubringen“, erklärte Hensel. Stöger sprach von einer „richtig guten Entscheidung“, den Steirer zum Chefcoach zu machen.

Frank Hensel und Peter Stöger
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Austria-Präsident Frank Hensel holte Stöger zurück zur Wiener Austria

„Die sportliche Kompetenz von Peter Stöger ist unbestritten“, erklärte Hensel, betonte aber auch die menschliche Komponente, die dieser mitbringe. Stöger habe „ein Herz für die Austria und hat mich als Mensch immer begeistert“. Außerdem sei es für einen Verein in der Größenordnung der Austria notwendig, eine Doppelführung zu haben.

Hensel wollte die Erwartungen freilich nicht zu hoch schrauben, er sagte dennoch: „Man sollte vorsichtig mit großen Worten umgehen. Aber es ist ein ganz wichtiger und entscheidender Schritt für die ganze Austria.“ Stögers Rückholaktion durfte sich Hensel an die Fahnen heften. Er habe seit seiner Bestellung (im November 2018, Anm.) daran gearbeitet, verriet der Deutsche. „Ich bin überzeugt, dass das für uns jetzt ein ganz, ganz wichtiger Schritt ist, dass wir uns in die richtige Richtung weiterentwickeln.“

„Meilenstein“ für Club, „Idealposition“ für Stöger

Auch Kraetschmer, bisher einziger verantwortlicher Vorstand, freute sich laut eigenem Bekunden auf eine gute Zusammenarbeit. „Das ist ein Meilenstein für den Club“, sagte der Wirtschaftsvorstand über die gelungene Rückholaktion Stögers. „Er hat immer strategisch gedacht. Diese Funktion ist eine Idealposition für ihn“, meinte Kraetschmer.

Markus Kraetschmer, Peter Stöger und Frank Hensel
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Mit Markus Kraetschmer (l.) und Stöger gibt es nun wieder zwei Vorstände bei der Wiener Austria

Der Posten des Sportvorstands war bei der Austria seit dem Rückzug von Thomas Parits 2015 nicht mehr besetzt. Franz Wohlfahrt (Jänner 2015 bis Sommer 2018) und nun Muhr, der in seiner Funktion bleibt, arbeiteten als Sportdirektoren und waren damit mit weniger Befugnissen ausgestattet. Einziger Vorstand der Austria bis dato war der für Wirtschaft zuständige Kraetschmer.

Stöger selbst will in den kommenden Wochen im Hintergrund arbeiten und „die Leute kennenlernen“. Kommunikation sei in seiner Arbeit immer ein wesentlicher Faktor gewesen. Ansonsten blieb Stöger vage. „Es geht um Effizienz und Weiterentwicklung im sportlichen Bereich“, meinte er über seine Aufgaben. Auf die Frage, ob ein Titel nun Ziel sei, musste der Meistercoach von 2013 lächeln. „Ich werde den Teufel tun und irgendwelche Marschrichtungen vorgeben. Ziel ist ein internationaler Startplatz. Das ist eine realistische Herangehensweise und wird sich jetzt nicht ändern.“

Meister als Spieler und Trainer

Rückkehrer Stöger spielte in den Jahren 1988 bis 1994 bzw. 1999 und 2000 247-mal für die Wiener Austria und wurde jeweils dreimal Meister und Cupsieger. Als Trainer bzw. Sportlicher Leiter holte Stöger mit den Violetten 2006 (damals mit Frenkie Schinkels, Anm.) und 2013 als Chefcoach jeweils den Titel bzw. 2005 und 2006 den Cupsieg. Auch bei den Amateuren fungierte Stöger zuvor bereits als Sportlicher Leiter.

Peter Stöger während der Meisterfeier des FK Austria Wien 2013
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Zum bisher letzten Mal holte die Wiener Austria 2013 den Meistertitel – damals mit Trainer Peter Stöger

2013 wechselte Stöger in die zweite deutsche Bundesliga zum 1. FC Köln, den er ein Jahr später ins Oberhaus zurückführte und 2017 erstmals nach 25 Jahren in den Europacup. Es folgte ein Engagement bei Borussia Dortmund, mit dem er die Mission Champions-League-Teilnahme geschafft hatte, ehe er Lucien Favre Platz machen musste. Zwischenzeitlich war Stöger auch als ÖFB-Teamchef im Gespräch.