Max Verstappen
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Formel 1

Verstappen gewinnt Chaos-GP vor Vettel

Max Verstappen hat am Sonntag den wegen Regens chaotischen Grand Prix von Deutschland auf dem Hockenheimring gewonnen. Der niederländische Red-Bull-Pilot setzte sich vor dem vom letzten Platz gestarteten Lokalmatador Sebastian Vettel im Ferrari und dem russischen Sensationsmann Daniil Kwjat im Toro Rosso durch.

Für das in dieser Saison so dominierende Mercedes-Team setzte es ausgerechnet im 200. Formel-1-Rennen ein Desaster, WM-Spitzenreiter Lewis Hamilton wurde nach mehreren Ausritten nur Neunter, sein Teamkollege Valtteri Bottas krachte im Finish in die Streckenbegrenzung und schied aus. Bereits zuvor war das Rennen für Vettels zuletzt so starken Teamkollegen Charles Leclerc nach einem Crash vorzeitig zu Ende gewesen.

Ursprünglich war Hamilton sogar nur Elfter gewesen, doch die Alfa-Romeo-Fahrer Kimi Räikkönen und Antonio Giovinazzi wurden wegen verbotener Anweisungen durch die Boxencrew während der Aufwärmrunde nachträglich mit 30-Sekunden-Zuschlägen bestraft und verloren so die Ränge sieben und acht.

Verstappen holt sich auch Zusatzpunkt

Verstappen, der vor vier Wochen auch den Österreich-GP in Spielberg gewonnen hatte, sorgte trotz fünf Boxenstopps für den zweiten Nicht-Mercedes-Sieg des Jahres und sicherte sich bei seinem siebenten GP-Erfolg auch den Zusatzpunkt für die schnellste Runde.

Titelverteidiger Hamilton baute mit den zwei eroberten Punkten seine WM-Führung sogar ein wenig aus. Der 34-jährige Brite liegt nach elf von 21 WM-Läufen mit 225 Zählern weiter klar vor Bottas (184), Verstappen (162), Vettel (141) und Leclerc (120).

Kwjat überrascht in „Horrorfilm“

Kwjat sorgte in dem äußerst turbulenten Rennen, in dem vor allem die richtige Reifenentscheidung gefragt war, als Dritter für eine Überraschung. Einen Tag nachdem er erstmals Vater geworden war, verhalf der 25-jährige Russe Toro Rosso nach Vettels Sensationssieg 2008 in Monza zum erst zweiten Formel-1-Podestplatz. „Es war ein Horrorfilm mit ein bisschen was von einer schwarzen Komödie, eine Achterbahnfahrt“, meinte Kwjat. Zudem jubelte man beim „Zweierteam“ von Red Bull über Platz sechs für Alexander Albon.

Jubel auf dem Siegespodest
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Max Verstappen (links), Sebastian Vettel (rechts) und Daniil Kwjat (Mitte) konnten bei der Siegerehrung ausgiebig feiern

Mercedes-Teamchef Toto Wolff hatte trotz Poleposition für Hamilton und des dritten Startplatzes für Bottas das Unheil beim Heimrennen, bei dem man Titelsponsor ist, offenbar kommen gesehen und vor schlechtem Karma gewarnt. „Zumindest hatte das Rennen Unterhaltungswert. Für uns war es aber katastrophal“, sagte der Österreicher. „Unfälle und dann auch noch falsche Entscheidungen, so kann man kein Rennen gewinnen“, meinte Wolff im ORF-Interview kopfschüttelnd.

Weltpremiere beim Start

Begonnen hatte das Rennen mit einer Weltpremiere. Wegen des anfänglichen Regens fuhren zunächst alle Piloten mit Regenreifen hinter dem Safety-Car in die Formationsrunde, nach drei Runden hinter Bernd Mayländer gab es auf Anweisung von Neo-Renndirektor Michael Masi aber doch noch einen stehenden Start, was das Rennen von 67 auf 64 Runden verkürzte. Hamilton und Bottas kamen dabei im Gegensatz zu Verstappen gut weg.

Verstappen gewinnt chaotischen GP von Deutschland

In einem turbulenten Rennen am Hockenheimring holte sich Red-Bull-Pilot Max Verstappen den Sieg vor Lokalmatador Sebastian Vettel im Ferrari.

Der Rest des Nachmittages war aber ein einziges Drunter und Drüber. Zahlreiche Ausrutscher und Unfälle auf der zunächst nassen Piste brachten immer wieder das Safety-Car auf die Strecke und sorgten für viel Bewegung im Feld. Hamilton schien als Führender zunächst aber lange auf der sicheren Seite zu sein. Einmal spielte Bottas sogar den „Bremsklotz“, um dem WM-Leader mehr Vorsprung beim Reifenwechsel zu verschaffen.

Verstappen hat bei Dreher Glück, Leclerc nicht

Der von Platz zwei gestartete Verstappen befand sich immer in Schlagdistanz, hatte aber auch selbst viel Glück. Als man ihm Mitte des Rennens die Medium- statt der Soft-Reifen auf den RB15 montiert hatte, drehte sich der Niederländer spektakulär, schlug aber nirgendwo an. Ganz im Gegensatz zu Leclerc, der seinen Ferrari auf Platz vier liegend an der Stadionwand zerstörte.

Hamilton fällt nach Crash zurück

Dort beendete dann auch Hamilton seine Siegeschancen. Zwar konnte der Brite nach seinem Crash mit kaputtem Flügel weiterfahren, er nahm aber eine verbotene Abkürzung in die Box. Dort hatte die überraschte Crew weder Nase noch Reifen parat, was den Vierfachweltmeister nach 50 Sekunden Standzeit weit zurückwarf.

Lewis Hamilton
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Lewis Hamilton konnte nach seinem Unfall zwar weiterfahren, kam aber über Rang neun nicht hinaus

Zudem musste Hamilton wegen der Abkürzung später eine Zeitstrafe von fünf Sekunden absitzen und drehte sich ein weiteres Mal. Als später auch noch Bottas spektakulär crashte, war für Mercedes der Tag endgültig gelaufen.

Jubel bei Verstappen und Vettel

Verstappen hingegen konnte auf immer trockener werdender Strecke seine Führung behaupten und brachte sie letztlich auch ins Ziel. „Es war echt trickreich heute. Es ging vor allem darum, keine Fehler zu machen. Und so ein Rennen zu gewinnen, ist großartig“, gab sich der 21-Jährige zufrieden.

Vettel hingegen nutzte nach einem vermeintlich verkorksten Wochenende die vielen Ausfälle und stieß nach einer unglaublichen Aufholjagd noch bis auf Platz zwei vor. „Es war ein langes Rennen, an manchen Stellen hat es sich angefühlt, als würde es nie enden“, meinte er schmunzelnd. „Es hat richtig Spaß gemacht“, fügte der zuletzt oft kritisierte Deutsche voller Genugtuung hinzu.

Sein Landsmann Nico Hülkenberg war hingegen einer der Pechvögel des Tages. In der letzten Kurve, in der zahlreiche Fahrer an diesem Tag ihre Hoffnungen begraben mussten, rutschte auch der lange auf Platz drei liegende Deutsche mit seinem Renault gegen die Mauer und verpasste damit in seinem 169. Grand Prix seinen ersten Podestplatz.

Grand Prix Deutschland in Hockenheim

Endstand nach 64 Runden (292,736 km):
1. Max Verstappen NED Red Bull 1:44:31,275
2. Sebastian Vettel GER Ferrari + 7,333
3. Daniil Kwjat RUS Toro Rosso 8,305
4. Lance Stroll CAN Racing Point 8,966
5. Carlos Sainz ESP McLaren 9,583
6. Alexander Albon THA Toro Rosso 10,052
7. Romain Grosjean FRA Haas 16,838
8. Kevin Magnussen DEN Haas 18,765
9. Lewis Hamilton GBR Mercedes 19,667
10. Robert Kubica POL Williams 24,987
11. George Russell GBR Williams 26,404
12. Kimi Räikkönen FIN Alfa Romeo 42,214 *
13. Antonio Giovinazzi ITA Alfa Romeo 43,849 *
14. Pierre Gasly FRA Red Bull 3 Runden

* Inklusive 30 Strafsekunden (Verbotene Anweisungen aus Box)

Out: Sergio Perez (MEX/Racing Point), Daniel Ricciardo (AUS/Renault), Lando Norris (GBR/McLaren), Charles Leclerc (MCO/Ferrari), Nico Hülkenberg (GER/Renault), Valtteri Bottas (FIN/Mercedes)

Schnellste Runde: Verstappen 1:16,645 Minuten