Dominic Thiem mit Pokal in Kitzbühel
APA/EXPA/Stefan Adelsberger
Tennis

Thiem feiert emotionalsten Titel

Dominic Thiem hat sich am Samstag mit dem Gewinn des Traditions-ATP-Turniers in Kitzbühel einen Bubentraum erfüllt. Der erste Heimtriumph, fünf Jahre nach seinem ersten Endspiel in Tirol, war für den Weltranglistenvierten ein Karrieremeilenstein und der bisher emotionalste seiner nun 14 errungenen ATP-Titel.

„Ich wollte diesen Heimsieg unbedingt haben. Kitzbühel hat so viele spezielle Erinnerungen für mich: Ich war als kleines Kind da, als Jugendlicher zuschauen, dann erstes Challenger, erstes ATP-Turnier, erstes Finale – alles ist hier passiert. Da als Turniersieger zu stehen, ist ein Wahnsinn und in der Hinsicht auf jeden Fall der schönste und auch emotionalste Titel“, sagte der überglückliche Niederösterreicher.

Wie wichtig dem 25-Jährigen der Titel war, zeigte sich bereits auf dem Platz, als er sich nach dem 7:6 (7/0) 6:1-Sieg gegen den Spanier Albert Ramos-Vinolas vor 5.600 begeisterten Fans auf den Rücken fallen ließ, nachdem dessen letzter Schlag ins Out gegangen war.

Thiem siegt im Kitzbühel-Finale

Mit seinem Sieg in Kitzbühel über Albert Ramos-Vinolas hat Dominic Thiem erstmals in seiner Karriere ein Heimturnier gewonnen.

„Das ist sicher einer der schönsten Momente in meinem bisherigen Tennisleben gewesen. Ich habe seit ewigen Zeiten davon geträumt. Wir sind das ganze Jahr über unterwegs, spielen Turniere auf allen Kontinenten, in allen Ländern, und es ist etwas ganz Spezielles, dann zu Hause zu spielen und da auch so ein Turnier zu gewinnen, wirklich einfach nur schön“, sagte Österreichs Nummer eins im Tennis.

Auf Musters und Massus Spuren

Thiem ist in Kitzbühel der erste österreichische Turniersieger seit 1993, als Thomas Muster den bis dato einzigen Titel für Österreich in der Profiära dieses Events in Tirol gefeiert hatte. 9.490 Tage später war nun der Lichtenwörther an der Reihe, er hat damit wie einst Muster ebenfalls mit 25 Jahren erstmals in Österreich zugeschlagen.

Die Wetterprobleme waren übrigens eine weitere Parallele zum gewonnenen Kitz-Endspiel Musters 1993: Der Gegner war mit Javier Sanchez ebenfalls ein Spanier und Musters Match musste wegen Regens damals sogar auf Montag (Finale damals noch am Sonntag) verschoben werden. Thiem hat wie Muster im neunten Antreten in Kitzbühel (sein erstes Event war damals ein Challenger) triumphiert.

Auch Thiems chilenischer Coach Nicolas Massu gewann 2004 die „Goldene Gams“ und hatte nach dem diesjährigen Triumph seines Schützlings Tränen in den Augen. „Es ist speziell, weil er das Turnier vor 15 Jahren gewonnen hat. Jetzt stehen wir beide auf dem Pokal“, sagte Thiem, der erst seit 2019 mit Massu zusammenarbeitet. „Es war eine kurze Zeit, aber es ist doch schon einiges passiert, auch mit Indian Wells (erster ATP-1000-Titel, Anm.) und French-Open-Finale“, sagte Thiem über die emotionale Verbindung zu seinem Trainer.

Dominic Thiem und Nicolas Massu
GEPA/Matthias Hauer
Thiem-Trainer Nicolas Massu (r.) holte 2004 die „Goldene Gams“, 15 Jahre später sein Schützling

Massu hatte gerührt den Dank Thiems an ihn verfolgt. „Er ist ein toller Kerl. Ich bin glücklich, wenn er auf dem Platz glücklich ist. Und ich bin es auch für seine Familie, die mir die Türen geöffnet hat, dass ich mit ihm arbeiten kann.“ Dass er nun, 15 Jahre nach seinem Kitzbühel-Sieg auch als Trainer mitverantwortlich für einen Titel war, berührte Massu ebenso. „Ja, es ist auch für mich unglaublich, weil ich nun die Gefühle als Tennisspieler und als Coach kenne.“

Massu bestätigte, wie schwer es ist, gerade zu Hause ganz oben zu stehen. „Ich habe in meiner Heimatstadt in Vina del Mar zwei Finale gespielt und beide verloren. Ich war auch der Favorit. Du willst es so sehr gewinnen, und dann ist es gar nicht so einfach.“

„Ich war dieses Jahr bereit“

Fünf Jahre nach seinem verlorenen Finale gegen David Goffin (BEL) hat es für Thiem nun auch in Kitzbühel geklappt. „2014 ist lang her, ich war dieses Jahr wirklich bereit. Ich habe zwar in Hamburg das Viertelfinale verloren, aber alles andere als schlecht gespielt. Ich war vom ersten Punkt an voll motiviert. Ein 250er-Turnier, wo der als Nummer zwei gesetzte auf Nummer 26 steht, aber man sieht wie tough es ist. Ich habe vorher gesagt, wenn ich eine sehr gute Leistung abrufe, wie ich es gemacht habe, ist eine Chance da, das Turnier zu gewinnen.“

Die Turniersiege von Thiem

  • 2019: Indian Wells, Barcelona, Kitzbühel
  • 2018: Buenos Aires, Lyon, St. Petersburg
  • 2017: Rio de Janeiro
  • 2016: Buenos Aires, Acapulco, Nizza, Stuttgart
  • 2015: Nizza, Umag, Gstaad

Thiem freute sich nicht nur über seinen emotionalsten Titel, sondern auch über einen Siegerscheck in Höhe von 90.390 Euro sowie 250 Zähler für die beiden Ranglisten. Zudem hat der zweifache French-Open-Finalist nun allein in diesem Jahr schon knapp über vier Millionen US-Dollar Preisgeld gewonnen. Sein nächster Auftritt ist kommende Woche beim ATP-1000-Turnier in Montreal.

Erst Party, dann Montreal

Zuvor wurde aber in Kitzbühel noch gefeiert, wie Thiem erklärte. „Wir werden jetzt sicher nicht ins Hotel schlafen gehen, das ist klar. Wir werden einen netten Abend verbringen, aber so, dass ich am Mittwoch wieder halbwegs fit bin“, meinte Thiem, der in Montreal entweder auf Denis Shapovalov (CAN) oder Pierre-Hugues Herbert (FRA) trifft. „Es ist ein Belagswechsel, es ist ein Masters. Meine ersten zwei möglichen Gegner sind richtig stark. Aber ich bin natürlich jetzt voll mit Selbstvertrauen“, sagte Thiem.