Joao Klauss (LASK)
GEPA/Marcel Engelbrecht
Champions League

Philosophie hat beim LASK Priorität

2014 hießen die Gegner des LASK noch Wallern oder Allerheiligen. Fünf Jahre später hat Österreichs Fußballvizemeister die Chance, sich für die Gruppenphase der Champions League zu qualifizieren. „Der Verein hat eine klare Philosophie“, sagte Verteidiger Christian Ramsebner im Gespräch mit ORF.at und erklärte damit einen Faktor in der Entwicklung.

Die Heimspiele gegen Basel und Brügge waren mit 14.000 Zuschauern ausverkauft. Fünf Jahre zuvor zitterten beim 1:1 gegen Parndorf 10.000 Menschen auf der Gugl noch um den Aufstieg in die zweithöchste Spielklasse. Damals wurde das Fundament für den heutigen Erfolg mit der Rückkehr ins Profigeschäft nach zweijähriger Absenz gelegt.

Finanziell war das bereits ein halbes Jahr zuvor gelungen, als eine Investorengruppe („Freunde des LASK“) am Heiligen Abend 2013 den Club vom bisherigen Präsidenten Peter-Michael Reichel übernahm und auch vor dem Aus bewahrte. „Wir konnten ein leeres Blatt Papier befüllen“, betonte Jürgen Werner, der sportliche Architekt des „LASK neu“, gegenüber ORF.at. Mit einem klaren System, Professionalität in allen Bereichen und wissenschaftlichen Methoden entwickelte sich der LASK zur aktuell heimischen Nummer zwei hinter Salzburg.

Ismael setzt Arbeit fort

Auf der Position des Trainers und Sportchefs in Personalunion gelang 2015 ein Volltreffer: Oliver Glasner stellte gemeinsam mit Werner – beide gelten als extrem fußballverrückt – den LASK auf neue sportliche und erfolgreiche Beine. Unter der Führung von LASK-Präsident und Finanzchef Siegmund Gruber entwickelte sich der erste Nichtwiener Bundesliga-Meister (1965, Anm.) auch abseits des Platzes positiv.

Die ersten Zweifel an Neocoach Valerien Ismael sind nach fünf Siegen in fünf Pflichtspielen verflogen. Der frühere Bremen- und Bayern-Profi, der schon 2014 beim LASK ein Trainerkandidat war, hatte zuvor als Trainer bisher keinen nennenswerten Erfolg erzielt. Dennoch entschieden sich die Verantwortlichen, den Franzosen mit der Nachfolge des zu Wolfsburg abgewanderten Glasner zu betrauen. „Es war eine tolle Entscheidung, den Trainer nach der Philosophie auszusuchen, der den Weg weitergeht“, sagte Ramsebner, der sich beim Sieg in Basel eine Oberschenkelsehne riss und bis Winter ausfällt.

LASK-Trainer Valerien Ismael
GEPA/Mario Kneisl
Valerien Ismael folgte Erfolgscoach Oliver Glasner und konnte in den ersten fünf Pflichtspielen fünf Siege verbuchen

„Der Trainer ist ein toller Mensch, das habe ich nach meiner Verletzung erlebt“, so der 30-Jährige, der Ismael als „logischen Schritt" nach dem Ende der Glasner-Ära bezeichnet. „Ich sehe das als Stärke, dass er nicht alles verändern wollte. Er will unser Spiel in Nuancen verbessern.“

Erfolgreiche Kaderzusammenstellung

Ramsebner hat als einer der wenigen Spieler im Kader CL-Erfahrung, spielte wie sein heutiger Teamkollege James Holland mit der Wiener Austria in der Königsklasse. Beim LASK erlebten beide einen zweiten Frühling und entwickelten sich zu Schlüsselspielern. Das gilt für viele Spieler, die bei den Oberösterreichern ihre (zweite) Chance genutzt haben. So waren Stammspieler bereits für Clubs wie die Austria (Ramsebner, Holland, Peter Michorl), Sturm Graz (Reinhold Ranftl) bzw. im Red-Bull-Umfeld (Alexander Schlager, Philipp Wiesinger) tätig. Für viele dieser Spieler bezahlten die Athletiker keine Ablösesummen.

In der Startelf in Basel standen insgesamt acht Österreicher, der Großteil ist zumindest seit zwei Jahren beim Verein. Ramsebner, Ranftl und Michorl kamen 2015, Wiesinger 2016 sowie Kapitän und Abwehrchef Gernot Trauner, Holland, Schlager, Thomas Goiginger 2017. Die Fluktuation ist gering. Mit Joao Victor (Wolfsburg, Anm.) und Maximilian Ullmann (Rapid) gingen im Sommer nur zwei Stammkräfte. Rene Renner kam als Ullmann-Ersatz aus Mattersburg, Stürmer Joao Klauss wurde bereits im Winter von Hoffenheim ausgeliehen.

Werner zieht bei den Transfers die Fäden. Der 57-jährige Welser war früher Nationalspieler, ehe er als Manager (FC Linz, Anm.) und dann viele Jahre als Spielerberater tätig war. War Werner zunächst externer Berater des LASK, ist er nun nach dem Verkauf seiner Anteile an der Agentur Stars and Friends offiziell als Vizepräsident beim Club tätig. „Wir hatten bei den Verpflichtungen auch Glück“, meinte Werner, dem es ebenso wichtig war, den Staff rund um das Team entsprechend breit aufzustellen. Zudem wurde bei sportlichen Tiefpunkten – wie etwa der Nichtaufstieg 2016 – auf Kontinuität gesetzt und weitergearbeitet.

„Mentalität und Gier“

Entscheidend war und ist freilich die Spielphilosophie. Unter Glasner wurde der LASK letztlich ein Pressingteam, das Bälle erobert und in kürzester Zeit den Abschluss sucht. „Es wurde stets an Stellschrauben gedreht, jeder kennt die Abläufe, und alles ist zusammengewachsen", sagte Ramsebner. „Die Philosophie ist das eine, die Mentalität das andere, diese Gier nach Siegen.“ Selbst im St. Jakob-Park versteckte sich der LASK als Außenseiter nicht. „Speziell letztes Jahr haben wir da einen großen Schritt gemacht, wenn es darum geht, wie wir auswärts auftreten, etwa vor großen Kulissen bei Rapid oder Besiktas Istanbul. Das hat unseren Glauben gestärkt. Wir können Topteams Schmerzen bereiten, das zu erkennen war ein großer Schritt“, sagte Ramsebner.

Christian Ramsebner (LASK)
GEPA/Christian Ort
Der aktuell verletzte Verteidiger Christian Ramsebner ist seit 2015 Teil der erfolgreichen Linzer Entwicklung

Das funktioniert auch, weil die Spieler auf und abseits des Platzes harmonieren. Neue Spieler müssen nicht nur spielerisch zum Team passen, auch charakterlich. Schließlich geht die Spielweise des LASK auch nur im intensiven Verbund. Der Arbeitstag beim LASK fängt mit einem gemeinsamen Frühstück an. „Das ist auch wichtig für das Zwischenmenschliche. Man redet auch abseits vom Fußball.“

Wissenschaftliche Methoden

Beim LASK wird nichts dem Zufall überlassen, auf wesentliche Dinge wie Ernährung besonders geachtet, um auch der Verletzungsgefahr vorzubeugen. Überhaupt geht der LASK wissenschaftlich vor: Die Spieler werden bei Matches überwacht, und nicht nur Spiele werden per Videos nachbetrachtet, auch Trainingseinheiten. „Videos lügen nicht. Bei 170 Puls erlebt man Situationen anders“, so Ramsebner. Alles, was beeinflusst werden kann, wird unter die Lupe genommen, so hat man sich die Gefährlichkeit bei Standards erarbeitet.

Der Erfolg in der jüngeren Vergangenheit hat sich auch finanziell niedergeschlagen. Alleine im Sommer wurden dank Abgängen rund sechs Millionen Euro eingenommen. Das Geld wird auch in den Kader reinvestiert, vor allem in frühzeitige Vertragsverlängerungen, um Spieler nicht vorzeitig zu verlieren. Das Werkel läuft, und Werner ist guter Dinge, dass es auch unabhängig von Spielern und Trainern weiterläuft. „Wenn wir das mit dem Stadion hinkriegen und in Sachen Budget in die Sphären von Sturm kommen, sind wir aus den Top Sechs nur schwer rauszubringen. Wir haben nicht die Weisheit mit den Löffeln gefressen, das wird einmal passieren, dass man Siebenter wird. Aber es wird nicht mehr passieren, dass wir am Abgrund stehen.“