Fastnet Rock
Reuters/Action Images/Volvo Ocean Race
Segeln

Die Tragödie vom Fastnet Rock

Ein berühmtes Leuchtfeuer und seglerische Herausforderungen haben das Fastnet Race zu einem der bekanntesten Langstreckenrennen der Welt gemacht. Doch seit 1979 steht die Regatta auch für die größte Tragödie in der Geschichte des Segelsports. Denn am Dienstag vor 40 Jahren, in der Nacht vom 13. auf den 14. August, hatten in einem Jahrhundertsturm 15 Segler und vier Regattabegleiter ihr Leben verloren.

Am 11. August 1979 waren rund 2.700 Männer und Frauen auf 303 Booten hoffnungsfroh in den klassischen Kurs von Cowes auf der südenglischen Isle of Wight rund um den Fastnet-Felsen in der Irischen See und zurück nach Plymouth gestartet. Die Mehrheit waren wie bis heute Amateur-, Freizeit- und Familiensegler. Für die 57 Jachten der Admiral’s-Cup-Teams markierte die Langstrecke gleichzeitig den entscheidenden Höhepunkt der Segelsaison.

Die Wettervorhersage hatte zunächst vielversprechend geklungen: Wind aus Südwest, Stärke drei bis vier. Erst am 13. August, als die Boote längst die offene Irische See erreicht hatten, hörten die ersten Crews über englische und französische Sender von einer Sturmwarnung. In einem Gebiet mit einem Durchmesser von circa 40 Seemeilen rund um den Fastnet Rock wurden die Regattateilnehmer von einem Orkan mit Windgeschwindigkeiten von über 100 km/h überrascht.

Ehemaliges Mitglied der Rettungsmannschaft
picturedesk.com/EPA/Haydn West
Bis heute wird regelmäßig der Opfer der Katastrophe gedacht

Plötzlich ging es um Leben und Tod

Plötzlich ging es um Leben und Tod – statt um den Sieg beim Admiral’s Cup, der als inoffizielle Team-WM galt. Für eine Umkehr war das zu spät. Fünf Jachten waren gesunken, 24 wurden von ihren Crews mit teilweise fatalen Folgen verlassen.

„Wo auf den Schiffen etwas passiert ist, ist es auch ein Mangel an Seemannschaft und Grundkenntnissen gewesen“, sagt Ullrich Libor, Steuermann der damals teilnehmenden „Jan Pott“, dem deutschen NDR. Viele Segler hätten sich in die Rettungsinseln geflüchtet. Diese waren damals bei Weitem noch nicht so sicher wie heute. Hinzu kamen Materialfehler an Rettungswesten und Lifebelts sowie der falsche Gebrauch derselben. Libor ist überzeugt, dass die meisten an Bord sicherer gewesen wären.

Auch die „Jan Pott“ kenterte einmal und verlor ihren Mast. Die Crew konnte einen am Lifebelt hängenden, über Bord gegangenen Mitsegler wieder an Deck hieven. Ohne Mast und Kontakt zur Außenwelt erreichte das Schiff den Zielhafen Plymouth noch aus eigener Kraft, wie Libor damals dem deutschen Magazin „Spiegel“ berichtete.

Größte Rettungsaktion in Friedenszeiten

Am dritten und vierten Tag der Regatta lief gleichzeitig die größte Rettungs- und Bergungsaktion zu Friedenszeiten an. Rund 4.000 Helfer und Mitarbeiter der irischen Marine, der Seenotrettung sowie der Berufsschifffahrt kämpften auf dem Wasser und aus der Luft um Menschenleben. Doch auch das Großaufgebot reichte nicht, um allen sofort zu Hilfe zu eilen.

Eine Katastrophe wie damals scheint heute kaum vorstellbar. „Heute sind die Wetterprognosen besser und verlässlicher geworden, die Regeln sicherer. Die Sicherheitskenntnisse der Teilnehmer sind gestiegen. Das navigatorische Können auch“, erklärte Chris Stone. Der Australier hat das bedeutendste der Offshore-Regatten in seiner Funktion als Regattamanager des Royal Ocean Racing Clubs (RORC) erstmals geleitet.

Und auch 40 Jahre nach der Katastrophe hat das Rennen seine Faszination nicht verloren. Am Samstag vor einer Woche war ein Rekordfeld mit über 3.000 Teilnehmern gestartet. Die am 7. Jänner 2019 ausgeschriebenen 340 Startplätze waren binnen vier Minuten und 37 Sekunden nach Öffnung des Meldeportals vergeben.