Hans Vanaken (Club Brügge) und Philipp Wiesinger (LASK)
APA/EXPA/Reinhard Eisenbauer
Champions League

VAR-Ärger entfacht Angriffslust beim LASK

Mit der 0:1-Heimniederlage im Hinspiel des Play-offs gegen Club Brügge haben sich am Dienstag die Chancen des LASK auf die erstmalige Teilnahme an der Gruppenphase der UEFA Champions League verschlechtert. Doch der Ärger über einen umstrittenen Elfmeter und vergebene Chancen wich beim Vizemeister noch am selben Abend neuer Angriffslust.

Die Szene der Partie in der mit 14.000 Zuschauern ausverkauften Linzer Gugl ereignete sich in der achten Minute, als Schiedsrichter Szymon Marciniak aus Polen nach einem Zweikampf von LASK-Kapitän Gernot Trauner mit Lois Openda auf Strafstoß entschied. Der Stürmer startete zuvor aus abseitsverdächtiger Position, weswegen der Video Assistant Referee (VAR) bei seiner Premiere in Österreich gleich im Einsatz war.

„Bei der Szene zum Elfmeter habe ich den Schiedsrichter gefragt, was er gesehen hat. Er meinte, ein Foul wäre es sicher gewesen, und Abseits wird überprüft“, sagte Mittelfeldmann Peter Michorl. Was die Abseitsstellung betraf, sollen aber just technische Probleme bei den von VAR Pawel Gil kalibrierten Bildern aufgetreten sein, weshalb die ohnehin knappe Situation nicht auflösbar war.

VAR hat technische Probleme

Eine UEFA-Verantwortliche sprach auf der Linzer Gugl deshalb auch von einem verzerrten Beweisbild. Und weil das Regelbuch besagt, dass nur bei „klaren und offensichtlichen Fehlern“ via VAR eingegriffen wird, verwandelte Brügges Hans Vanaken letztlich nach dreiminütiger Unterbrechung samt gellendem Pfeifkonzert den Strafstoß zum Sieg.

LASK hadert nach 0:1-Niederlage gegen Brügge

Der Video Assistant Referee (VAR) stand dabei im Mittelpunkt.

Spieler und Trainer des LASK bekamen von vielen Seiten zu hören, dass es sich um eine zu ahndende Abseitsstellung gehandelt haben soll und waren diesbezüglich bedient. „Es ist bitter, wenn erstmals der VAR in Österreich eingesetzt wird und der so eine krasse Fehlentscheidung trifft“, sagte Michorl. Emanuel Pogatetz pflichtete bei: „Natürlich muss er es sehen, das ist sein Job.“ Und auch Trainer Valerien Ismael erging es nicht anders: „Es ist natürlich ärgerlich, wenn am Ende eine Schiedsrichterentscheidung trotz Videobeweis das Spiel entscheidet.“

Vergebene Chancen ärgern mehr als VAR

Doch der LASK suchte nach dem Spiel die Schuld in erster Linie bei sich selbst. „Noch mehr ärgert mich unsere Chancenverwertung. Wir hatten am Anfang eine sehr starke Phase, müssen da konsequenter sein und auf diesem Niveau ein Tor erzielen“, betonte Ismael, der die guten Chancen von Reinhold Ranftl (1.), James Holland (4.) und Joao Klauss (6.) ansprach. „Man muss auch auf sich selbst schauen, und wir hatten genügend Chancen, um ein Tor zu erzielen“, sagte Pogatetz. Michorl ergänzte: „Da müssen mindestens zwei Tore rausschauen.“

Zwar hatten auch die Gäste besonders nach der Pause gute Chancen, die vor allem Tormann Alexander Schlager vereitelte (Ismael: „Er hat eine Topleistung geboten“), aber der LASK nahm neuerlich das Wissen mit, auch im Play-off gegen einen Gegner wie Club Brügge zu Möglichkeiten zu kommen. „Wir sind heute sicher auf Champions-League-Niveau gekommen, das Team kann stolz sein“, unterstrich Ismael und verwies auf positive Statistiken wie abgegebene Torschüsse (13:12, Anm.) oder mehr Ballbesitz (55:45 Prozent) als der Gegner.

„Wenn wir in Brügge eine ähnliche Leistung zeigen, werden wir wieder Chancen bekommen, und dann liegt es an uns, dass wir sie nützen. Wir müssen dort gewinnen und das ist nicht unmöglich", meinte Routinier Pogatetz, der mit 36 Jahren noch auf seine erste CL-Teilnahme hofft. Diesbezüglich gab sich auch Ranftl optimistisch: „Wir treten auswärts gleich an wie zu Hause. Wenn wir ein Tor schießen, ist alles wieder offen. Dafür sind wir immer gut. Wir scheißen uns nichts, müssen aber einfach auf diesem Niveau eiskalt sein."

Neue Angriffslust entfacht

Auch Michorl war noch in den Katakomben des Linzer Stadions bereits wieder von der neuen Angriffslust gepackt: „Wir haben auch heute wieder eindrucksvoll bewiesen, dass wir uns weder vom Schweizer noch vom belgischen Fußball verstecken müssen. Wir haben noch 90 Minuten Zeit, um in die Champions League einzuziehen.“ Auch der außergewöhnliche Rahmen am Dienstag motivierte die Linzer. „Ich hatte den ganzen Tag Gänsehaut. Als ich die CL-Hymne dann gehört habe, habe ich über das ganze Gesicht gestrahlt“, schilderte Michorl.

LASK-Spieler vor Fans
GEPA/Jasmin Walter
Der LASK hat Lust auf mehr CL-Spiele im Linzer Stadion bekommen

Damit die Hymne am kommenden Mittwoch (21.00 Uhr) im Jan-Breydel-Stadion nicht zum vorerst letzten Mal für den LASK ertönt, benötigt es Konsequenz in allen Phasen des Spiels – aufgrund des Rückstands vor allem in der Offensive. „Wir hatten neben den hundertprozentigen Chancen auch welche im Ansatz, die wir einfach extrem schlecht fertiggespielt haben“, unterstrich Michorl. „Wir fahren nach Brügge und wollen eine bessere Abschlussquote haben. Wenn wir das erste Tor schießen, dann ist wieder alles offen, und es wird ein offener Schlagabtausch. Das muss das Ziel sein“, so Ismael.

Der frühere Bayern-Verteidiger sieht das Play-off-Duell mit Brügge noch nicht vorentschieden. „Ich bin schon lange im Geschäft, weiß daher, dass es noch eine Chance gibt. Ich bin positiv gestimmt nach diesem Spiel. Wenn Brügge weiterkommen will, müssen sie besser spielen“, meinte der 43-Jährige. Sein 45-jähriges Pendant von Brügge gab ihm dabei Recht. „Am Anfang war die Leistung nicht gut, nach der Pause hatten wir die besseren Chancen. Am Mittwoch wird es wieder ein schwieriges Spiel“, so Brügge-Coach Philippe Clement.

Spielfreies Brügge weckt Emotionen

Der Belgier kann seine Mannschaft behutsam auf das Rückspiel vorbereiten, denn der Vizemeister hat auf Geheiß der Liga am Wochenende spielfrei. Weil dem Ansuchen der belgischen Play-off-Teilnehmer in der Europa League, Royal Antwerpen und KAA Gent, nachgekommen wurde, ihr direktes Ligaduell am Wochenende zu verschieben, wurde auch jenes von Brügge bei RSC Charleroi ohne Ansuchen verschoben, um im Idealfall vier belgische Teams in den beiden Gruppenphasen zu stellen.

Der LASK ist im Gegensatz zu Brügge am Samstag in der Liga gefordert und gastiert bei Rapid in Wien. Während Michorl („In Belgien wird wahrscheinlich mehr Wert auf die Champions League gelegt als in Österreich“) dafür wenig Verständnis aufbringt, sieht Ismael das Positive an der Situation: „Wir sind im Rhythmus. Wir können rotieren und haben viele Möglichkeiten, uns zu erholen. Wir haben auch wieder einen Tag mehr zu regenerieren, die Jungs können das verkraften.“ Trotzdem entfachte auch dieser Umstand bei Ismael eine neue Angriffslust: „Brügge hat alles auf seiner Seite, um weiterzukommen. Wenn wir weiterkommen sollten, sollten sie sich nicht beschweren.“