Sabrina Filzmoser (AUT)
GEPA/Jennifer Vass
Judo-WM

Filzmoser freut sich auf „Hexenkessel“

Die am Sonntag beginnende WM ist im Judo-Mutterland Japan natürlich ein großes Thema, in Tokio fiebert man aber auch schon den kommendes Jahr anstehenden Olympischen Spielen entgegen. Ein gutes WM-Ergebnis hilft auf dem Weg nach Olympia. Das weiß auch Sabrina Filzmoser.

Die Oberösterreicherin, die 2010 in Tokio mit Bronze die bisher letzte ÖJV-Medaille bei einer WM errang und seit einer Woche in Japans Hauptstadt ist, blickt ihrer bereits 14. WM entgegen. Aber auch bei ihr kommt Gänsehautstimmung auf. Die renovierte, altehrwürdige Judo-Halle „Nippon Budokan“ verspreche auch aufgrund der steilen Wände, ein „Hexenkessel“ zu werden, sagte die 39-Jährige.

Ein Hexenkessel, den sich Österreichs zwölfköpfiges Team zunutze machen will. Die WM ist das bestbesetzte Judo-Ereignis überhaupt, ist bei den Olympischen Spielen doch nur jeweils ein Athlet pro Nation und Gewichtsklasse im Einsatz.

Endgültige Startplatzvergabe im kommenden Mai

Sechs ÖJV-Kämpferinnen und -Kämpfer liegen derzeit in den Olympiarankings auf einem Startplatz für die Sommerspiele. Mit 25. Mai 2020 wird abgerechnet, die Top 18 der bereinigten Ranglisten (nur einer je Nation) sind direkt für Olympia qualifiziert.

Laut aktuellem Stand wären Filzmoser (bis 57 kg), Magdalena Krssakova (–63), Michaela Polleres (–70) und Bernadette Graf (–78) sowie bei den Herren Stephan Hegyi (über 100) qualifiziert, dazu käme Laurin Böhler (–100) über die kontinentale Quote.

Eine WM-Medaille als Ziel

ÖJV-Sportdirektor Markus Moser hat als Ziel ausgegeben, dass „eine Athletin oder ein Athlet aus Österreich am 1. September eine Medaille um den Hals hängen hat“. Nach der Trennung des Verbandes von Damen-Nationaltrainer Marko Spittka betreut Moser bei der WM interimistisch die Athletinnen. Polleres ist als Weltranglistenvierte die am besten Gereihte. Nach dem hervorragend verlaufenen Jahr 2018, als sie u. a. EM-Bronze holte und im Masters Dritte wurde, landete sie heuer Ende Juli beim Grand Prix von Zagreb an dritter Stelle.

Michaela Polleres (AUT)
GEPA/Jennifer Vass
Polleres hat sich für Tokio viel vorgenommen

„Ich hatte eine sehr gute Vorbereitung in Ungarn und Wien, mit dem Podestplatz zuletzt hat es nochmals super gepasst. Jetzt müssen für Olympia noch ein paar Platzierungen her“, sagte die 22-Jährige zur APA. „Eine Medaille muss her“, hat sie sich ihr Ziel für die WM genau definiert.

„Japaner werden das groß aufziehen“

Dass Judo mit der WM „daheim“ angekommen ist, wie es auch der Weltverband (IJF) twitterte, ist spürbar. „Die Japaner werden das groß aufziehen, es ist ein Volkssport, eine eigene Welt.“ Im ewigen Medaillenspiegel führt Japan mit 145 Goldmedaillen, dazu kommen 91 in Silber und 103 in Bronze, dahinter liegt Frankreich (52/35/74), Österreich hält bei 4/2/8.

Filzmoser fühlt sich in Japan heimisch. „Deswegen bin ich überhaupt noch einmal in eine Olympiaquali gestartet, weil die Spiele in Tokio sind.“ Es sei egal, wie lange ihr Medaillengewinn in Tokio her sei. „Es ist einfach ein sehr gutes Gefühl, wenn man weiß, dass man es schon geschafft hat, in dieser Stadt auf dem Podest zu stehen.“ In der Stadt, in der Judo gelebt wird. „Ich habe hier den 95-Jährigen zugeschaut, wie sie Judo trainieren. Die stehen sich nicht nur gegenüber und verbeugen sich, die machen richtig Judo.“

„Ausruhen ist nicht erlaubt“

Mit einer guten WM-Platzierung ist ein wesentlicher Schritt für die Olympiaquali gemacht, weiß auch die Teamälteste. „Da kannst du mit ein bisschen Polster in die anderen Wettkämpfe starten und mit den Kräften haushalten. Aber ausruhen ist nicht erlaubt“, weiß Filzmoser.

So sieht das auch Hegyi, der die größte österreichische Hoffnung auf einen Spitzenplatz bei den Männern ist. Der Weltranglistenelfte kam im Februar in Düsseldorf als Dritter erstmals in seiner Karriere auf das Stockerl eines Grand-Slam-Turniers. Zweimal in Folge gewann er bei einer EM nun Bronze, dazwischen lag ein Kreuzbandriss. „Eine Medaille, darauf habe ich hintrainiert“, sagte der 21-Jährigen, der damit einer der jüngsten Schwergewichtskämpfer bei der WM ist. Und mit 117 Kilogramm bei 1,86 m ist der Schützling von Trainer Axel Eggenfellner auch einer der leichtesten. Mit seiner Technik will er in der Masse bestehen.