Charles Leclerc
AP/Antonio Calanni
Formel 1

Leclerc lässt Ferrari in Monza jubeln

Charles Leclerc hat am Sonntag seinen aktuellen Erfolgslauf fortgesetzt und beim Grand Prix von Italien in Monza den ersten Heimtriumph für Ferrari seit 2010 gefeiert. Mit einer beherzten Fahrt verwies der 21-jährige Monegasse die Mercedes von Valtteri Bottas und WM-Leader Lewis Hamilton auf die Plätze zwei und drei und holte nur eine Woche nach Belgien seinen zweiten Sieg in Folge.

Bei der Ferrari-Crew herrschte nach dem mit viel Einsatz und aufgrund des überragenden Topspeeds der Ferraris auf den Geraden herausgefahrenen Erfolg Euphorie pur. Letzter siegreicher Ferrari-Pilot im königlichen Park war Fernando Alonso. Es war im 70. Grand Prix von Italien der 19. Ferrari-Sieg in Monza insgesamt.

„Was für ein Rennen! Ich war nur noch nie so müde nach einem Rennen. Nach meinem ersten Sieg in Belgien hier noch mal nachzulegen ist emotional kaum zu fassen. Ich habe einige kleine Fehler gemacht, aber am Ende war ich Erster. Ich muss aber aufpassen, ein größerer Fehler und ich hätte nicht gewonnen“, meinte Leclerc.

Ferrari für Mercedes zu schnell

Weltmeister Hamilton bleibt trotz seines dritten Rangs weiter souveräner Führender in der WM-Wertung, er verlor, auch dank der schnellsten Rennrunde, nur zwei Zähler auf Bottas. Leclerc schob sich mit 182 Punkten knapp hinter Max Verstappen (185) auf den vierten Rang vor. Leclercs Teamkollege Sebastian Vettel schaffte es nach einem Fahrfehler zu Beginn und einer Zehnsekundenstrafe nur auf den 13. Platz. Er holte zum zweiten Mal in diesem Jahr keine Punkte.

Die Silberpfeil-Piloten waren nach ihren vergeblichen Versuchen, Leclerc zu überholen, leicht frustriert. „Ich bin sauer, ich habe es probiert, aber er war sehr stark auf der Geraden. Man konnte nicht an ihm vorbeikommen“, analysierte Bottas. „Ich gratuliere Charles, er hat viel Druck von Valtteri und mir bekommen, aber er war so schnell auf der Geraden, und ich hatte am Ende Probleme mit den Reifen. Es war heute kein perfektes Rennen für mich und das Team“, fasste Hamilton zusammen.

Hetzjagd von Beginn an

Pole-Mann Leclerc konterte den guten Start Hamiltons erfolgreich und hatte in der ersten Kurve die Nase vorn. Die ersten vier Fahrer behielten ihre Platzierungen. Vettel wurde nur kurz von Nico Hülkenberg auf Rang fünf verdrängt, doch die Freude für den Renault-Piloten währte nur wenige Kurven.

Formel 1 in Monza
AP/ANSA/Daniel Dal Zennaro
Leclerc behauptete am Start die Poleposition und wehrte sich in der Folge erfolgreich gegen alle Angriffe

Verstappen musste gleich an die Box, um sich einen neuen Frontflügel abzuholen. In der siebenten Runde rutschte Vettel in der Ascari-Kurve von der Strecke und fuhr dann, obwohl er den herannahenden Racing Point Lance Stroll sah, rücksichtslos auf die Piste zurück. Der junge Kanadier konnte gerade noch ausweichen, schlitterte aber ebenfalls vom Kurs, um dann seinerseits bei der Rückkehr auf die Fahrbahn den Toro Rosso von Pierre Gasly abzudrängen.

Leclerc lässt Ferrari in Monza jubeln

Charles Leclerc hat seinen Erfolgslauf fortgesetzt und beim Grand Prix von Italien in Monza den ersten Heimtriumph für Ferrari seit 2010 gefeiert.

Vettel holte sich nach diesem Zwischenfall harte Reifen ab, die es ihm ermöglichen sollten, ab nun ohne Reifenwechsel durchzufahren. Doch sowohl der deutsche Vierfachweltmeister wie der Kanadier wurden jedoch zu Recht mit einer zehn Sekunden langen Stop-and-Go-Strafe bzw. einer Durchfahrtsstrafe belegt.

Leclerc und Hamilton gehen an die Grenze

In der 20. Runde dann die entscheidende Phase im Rennen. Leclerc kam an die Box, fuhr nach 2,3 Sekunden Standzeit mit den harten „weißen“ Reifen weiter und konnte sich um wenige Meter vor Hamilton halten. Der Brite, der bei seinem Stopp 2,6 Sekunden Aufenthalt hatte, schaffte es trotz aller vehementen Bemühungen nicht, an dem Monegassen vorbeizukommen. Leclerc bewegte sich bei seinen Manövern an der Grenze des Erlaubten und kassierte dafür auch von den Rennkommissaren eine Verwarnung.

Lewis Hamilton und Charles Leclerc
Reuters/Massimo Pinca
Das Rennen war geprägt von verbissenen Versuchen der Mercedes-Piloten, den führenden Ferrari von Leclerc zu überholen

In der 28. Runde schoben sich Leclerc und Hamilton auch wieder an Bottas vorbei, der in der Zwischenzeit durch seinen verspätet angesetzten Boxenstopp geführt hatte. Auch der Rest des Feldes konnte den beiden nicht folgen, und so wurde sogar Vettel bereits im 33. Umlauf überrundet. Hamilton jagte Leclerc weiter, bat seine Box verzweifelt um mehr „Power“, denn der Ferrari war auf der Geraden entscheidend schneller als der Silberpfeil.

Leclerc hält dem Druck stand

Ein kurzer Verbremser von Leclerc in der 36. Runde zwang den Monegassen zu einem „Abschneider“, der aber nicht geahndet wurde. Der packende Zweikampf um den Sieg tobte weiter, bis sich Hamilton auch nach der Start-Ziel-Geraden verbremste und seinen zweiten Platz unfreiwillig an Bottas abgeben musste.

Zehn Runden vor Schluss war also der Finne der nächste Verfolger von Leclerc, doch die Ferrari-Hoffnung brachte mit einer beherzten Fahrt trotz kleinerer Fahrfehler seinen zweiten Sieg über die Ziellinie. Denn auch Bottas agierte nicht fehlerlos und hatte daher keine Chance mehr, den Monegassen einzuholen. „Mit diesem Ergebnis müssen wir zufrieden sein“, meinte Mercedes-Teamchef Toto Wolff im ORF-Gespräch. „Wir sind auf der Geraden nicht herangekommen, und Leclerc ist unter Druck sehr gut gefahren.“

Statistenrolle für Red Bull

Red Bull blieb auf dem Autodromo Nazionale di Monza hingegen nur die Statistenrolle. Max Verstappen hatte nach einem Wechsel des Antriebsstrangs von hinten aus fahren müssen, pflügte sich nach einem frühen Defekt durchs Feld und wurde immerhin noch Achter. Alexander Albon klassierte sich zwei Plätze davor. So war beim 14. von 21 Saisonläufen Renault die dritte Kraft. Daniel Ricciardo und Nico Hülkenberg landeten auf den Plätzen vier und fünf.

Grand Prix von Italien in Monza

Endstand nach 53 Runden (306,720 km):
1. Charles Leclerc MON Ferrari 1:15:26,665
2. Valtteri Bottas FIN Mercedes + 0,835
3. Lewis Hamilton GBR Mercedes 35,199
4. Daniel Ricciardo AUS Renault 45,515
5. Nico Hülkenberg GER Renault 58,165
6. Alexander Albon THA Red Bull 59,315
7. Sergio Perez MEX Racing Point 1:13,802
8. Max Verstappen NED Red Bull 1:14,492
9. Antonio Giovinazzi ITA Alfa Romeo 1 Runde
10. Lando Norris GBR McLaren 1 Runde
11. Pierre Gasly FRA Toro Rosso 1 Runde
12. Lance Stroll CAN Racing Point 1 Runde
13. Sebastian Vettel GER Ferrari 1 Runde
14. George Russell GBR Wiiliams 1 Runde
15. Kimi Räikkönen FIN Alfa Romeo 1 Runde
16. Romain Grosjean FRA Haas 1 Runde
17. Robert Kubica POL Williams 2 Runden

Out: Carlos Sainz (ESP/McLaren), Daniil Kwjat (RUS/Toro Rosso), Kevin Magnussen (DEN/Haas)

Schnellste Runde: Hamilton (1:21,779)