Konrad Laimer (AUT) und Krystian Bielik (POL)
GEPA/Philipp Brem
EM-Qualifikation

Österreich holt Punkt in Polen

Österreichs Nationalmannschaft bleibt in der EM-Qualifikation weiter im Geschäft. Das Team von Trainer Franco Foda holte am Montag im Schlager der Gruppe G in Polen mit einem 0:0 einen Punkt. Es war aber nur der halbe Lohn für eine starke Leistung. Denn die Österreicher bestimmten über weite Strecken zwar das Spielgeschehen, belohnten sich aber nicht mit einem Sieg.

Vor 56.788 Zuschauern im Warschauer Nationalstadion ließen die Österreicher einige Topchancen aus, um die Polen in die Knie zu zwingen. So traf Marko Arnautovic bereits in der zehnten Minute per Kopf nur die Latte. Die Österreicher verpassten damit im fünften Anlauf nicht nur den ersten Pflichtspielsieg über Polen, sondern fielen in der Tabelle der Gruppe G auch hinter die gegen Israel 3:2 siegreichen Slowenen auf Platz drei zurück.

Allerdings hielt die ÖFB-Auswahl mit drei Zählern den Rückstand auf die weiterhin führenden Polen, die seit 2014 in ihrem Heimstadion in Warschau ungeschlagen sind. Slowenien, das den Gruppenleader am Freitag 2:0 besiegte, liegt einen Punkt vor den Österreichern. In einem Monat folgen damit für Fodas Mannen die entscheidenden Partien im Kampf um die zwei Aufstiegsplätze. Am 10. Oktober geht es daheim gegen Israel, ehe drei Tage später der mutmaßliche Showdown in Slowenien wartet.

Österreich holt Punkt in Polen

Das Team von Trainer Franco Foda holte am Montag im Schlager der Gruppe G in Polen mit einem 0:0 einen Punkt.

Wechsel in den Abwehrreihen

Teamchef Foda hätte sich in Sachen Aufstellung gerne an dem Motto „Never change a winning team“ orientiert. Zu 90 Prozent gelang das auch, aber bei Martin Hinteregger zwickte es in der rechten Wade. Stefan Posch musste einspringen. Der Hoffenheimer kam damit in seinem zweiten Länderspiel unverhofft zum Startelfdebüt. Beim 4:1-Sieg in Nordmazedonien war Posch eingewechselt worden. Auch bei den Gastgebern gab es in der Verteidigung einen Wechsel, der die Fans aufatmen ließ. Kamil Glicks Oberschenkel machte keine Probleme mehr, der Abwehrchef war wieder mit von der Partie.

David Alaba
GEPA/Philipp Brem
David Alaba und Co. machten in Polen viel richtig, nur das Glück im Abschluss fehlte

Keine Überraschung war der Wirbel, den die knapp 57.000 polnischen Zuschauer fabrizierten. Um die Wirkung noch zu verstärken und den Schlager nicht durch einen möglichen Regenschauer zu stören, war auch das Membrandach des für die EM 2012 gebauten Nationalstadions geschlossen. Die rund 400 Schlachtenbummler aus Österreich fielen daher weder akustisch noch optisch im rot-weißen Meer an Schals und Fahnen auf. Fürchten mussten sich die rot-weiß-roten Anhänger aber nicht. Bei der Bundeshymne wurde von polnischer Seite nicht gepfiffen, sondern applaudiert.

Latte verhindert Traumstart

Das Geschehen auf dem Rasen spiegelte aber nicht das wieder, was sich die polnischen Fans vorgestellt hatten. Denn nicht die Heimmannschaft, sondern die sichtlich vor Selbstvertrauen strotzenden Österreicher bestimmten das Spiel – und kamen einem frühen 1:0 ganz nahe: Arnautovic, nach drei Minuten noch an Lukasz Fabianski gescheitert, köpfelte den Ball nur sieben Minuten später nach sauberer Flanke von Stefan Lainer ans Lattenkreuz (10.). Die polnischen Fans machten ihrer Nervosität mit einem Pfeifkonzert Luft.

Arnautovic ans Lattenkreuz

Lainer zirkelt eine Flanke auf die Stirn von Arnautovic, der den Ball allerdings nicht ins Tor, sondern ans Lattenkreuz köpfelt.

Von den Gastgebern kamen kaum Aktionen, sondern mehr Reaktionen. Die Polen setzten wie erwartet auf ihr Umschaltspiel. Für die Österreicher hieß es trotz mehr Spielanteilen aufpassen, vor allem weil man in der Euphorie des Angriffsschwungs in der Rückwärtsbewegung schlampig agierte. Eine Viertelstunde vor der Pause wurde den Österreichern die Nachlässigkeit fast zum Verhängnis. Doch ein nach einem Konter völlig allein gelassener Lewandowski setzte den Ball per Kopf über das Tor (29.). Nicht nur Teamchef Foda atmete durch.

Stankovic greift ein

Nur wenig später rechtfertigte Cican Stankovic das in ihn gesetzte Vertrauen. Der Salzburg-Goalie drehte mit einer sehenswerten Parade einen Kopfball von Glick über die Latte (32.) Gegen Lettland hatte der 26-Jährige einen ruhigen Abend verbracht. Mehr hatte Stankovic aber auch danach nicht mehr zu tun, denn bis zum Pausenpfiff spielte sich die Partie großteils in der Hälfte der Polen ab. Marcel Sabitzer nach einem Energieanfall über das gesamte Feld (33.) und Valentino Lazaro per Volley (34.) vergaben Topchancen. Es blieb aber vorerst beim 0:0.

Stankovic zeichnet sich aus

Nach einem Eckball zeigt Stankovic, warum Franco Foda ihm das Vertrauen als Nummer eins geschenkt hat.

Wie sehr die Österreicher in der ersten Hälfte das Spiel bestimmten, ließ sich zwar nicht an Toren, aber an anderen Kennzahlen ablesen. 63:37 lautete das Verhältnis in Sachen Ballbesitz zugunsten der Österreicher. 324 Pässen, davon 285 angekommenen, standen 190 (142 angekommene) polnische gegenüber. Mit insgesamt 11:5 Schüssen, 3:2 Schüssen direkt aufs Tor, hatte Österreich auch in dieser Wertung nach 45 Minuten die Nase vorn.

Österreich fehlt Abschlussglück

In puncto Ballbesitz besserten die Österreicher in der zweiten Hälfte ihre Bilanz weiter auf, denn die Polen machten wenig Anstalten, aktiv zum Spiel beizutragen. Die Fans versuchten ihre Mannschaft mit „Polska, Polska“-Rufen aufzuwecken. Besser gelang das Arnautovic, der nach Pass von Sabitzer alleine vor dem Tor an Fabianski scheiterte (48.). Wie hellwach die Polen sowieso waren, zeigten sie schon im nächsten Konter: Bei einem Kopfball von Dawid Kownacki schlug Posch den Ball gerade noch vor der Linie weg – Lewandowski hätte bereits gelauert (52.).

Robert Lewandowski und Stefan Lainer
Reuters/Aleksandra Szmigiel
Der polnische Starangreifer Robert Lewandowski fand nur selten einen Weg durch die ÖFB-Abwehr

Die Szenerie blieb aber auch nach dem Aufflackern der polnischen Offensivkünste die Gleiche. Die Österreicher versuchten den Abwehrriegel der Hausherren zu knacken, bei Pässen oder Flanken war aber immer ein gegnerisches Bein im Weg – oder es fehlte die Präzision, wie bei einem Weitschuss von Konrad Laimer (62.). Apropos Präzision: Die fehlte auch Arnautovic bei seiner dritten hundertprozentigen Torchance. Nach Traumpass von Aleksandar Dragovic scheiterte der China-Legionär erneut an Fabianski (66.).

Je näher sich die Matchuhr den 90 Minuten näherte, umso vorsichtiger wurden auch die Österreicher. Nur ja nicht spät ins offene Messer laufen schien die Devise. Trotzdem wurde es noch einmal kurz hektisch, nachdem Stankovic einen unmotivierten Ausflug an die Strafraumgrenze unternahm und die Abwehr damit kollektiv ins Schwitzen brachte (84.). Der „Lucky Punch“ wollte trotz zaghafter Versuche aus der Distanz aber keiner Mannschaft mehr gelingen. Die letzte Gelegenheit dazu hatte David Alaba, doch sein Freistoß in der Nachspielzeit ging drüber (90.+3).

EM-Qualifikation, Gruppe G, sechster Spieltag

Montag:

Polen – Österreich 0:0

Warschau, Stadion Narodowy, 56.788 Zuschauer, SR Kassai (HUN)

Polen: Fabianski – Kedziora, Glik, Bednarek, Bereszynski – Krychowiak, Bielik – Kownacki (58./Blaszczykowski/77./Klich), Zielinski, Grosicki (70./Szymanski) – Lewandowski

Österreich: Stankovic – Lainer, Posch, Dragovic, Ulmer – Baumgartlinger, Laimer (89./Gregoritsch) – Lazaro (77./Ilsanker), Sabitzer, Alaba – Arnautovic

Gelbe Karten: Klich, Bielik bzw. Arnautovic, Sabitzer, Laimer