Alexander Berger (AUT)
APA/Helmut Fohringer
Volleyball

Österreich bei EM mit offenem Visier

Erstmals findet eine Volleyball-EM der Herren mit 24 Mannschaften statt, und zum ersten Mal hat sich ein österreichisches Nationalteam auf sportlichem Weg für eine Endrunde qualifiziert. Trotz starker EM-Gruppe rechnen sich die ÖVV-Herren etwas aus und wollen in jedem Spiel aufs Ganze gehen. „Wir können nicht pokern“, sagte Teamchef Michael Warm.

Los geht es am Freitag (20.30 Uhr) im Brüsseler Palais 12 gegen das Gastgeberteam von Belgien, 24 Stunden später ist in der 15.000 Zuschauer fassenden Arena die Slowakei der Gegner. Nach einem Übersiedlungstag nach Antwerpen geht es in der dortigen Lotto Arena am Montag gegen Deutschland und am Dienstag gegen Spanien (jeweils 17.30 Uhr). Letztlich wartet am Donnerstag nächster Woche (20.30 Uhr, alle Spiele live ORF Sport +) eben dort 2000-Olympiasieger Serbien auf Rot-Weiß-Rot.

Sowohl bei den lediglich durch die Nennung fixierten Teilnahmen 1955, 1958 und 1963 wie auch als Veranstalter 1999 und 2011 haben die Österreicher den letzten EM-Platz belegt. Das soll diesmal anders laufen. Die erfolgreiche Qualifikation wurde von Teamchef Warm und seinem Team als Startschuss genommen, um auch in den fünf Spielen von Freitag bis Donnerstag nächster Woche in Gruppe B in Brüssel und Antwerpen etwas zu erreichen.

ÖVV-Team mit großen Zielen zur EM

Für Österreichs Volleyball-Herren geht es am Mittwoch zur EM-Endrunde nach Belgien. Die Ziele sind trotz Außenseiterrolle hochgesteckt.

„Feuer“ vor Auftakt deutlich spübar

„Je näher man rankommt, desto größer ist das Feuer, desto größer sind die Emotionen, desto größer ist die Klarheit, maximale Leistung zeigen zu wollen“, hatte Warm schon in der vergangenen Woche die Vorfreude des gesamten Spieler- und Betreuerstabs auf den Titelkampf in Worte gekleidet. Für den Deutschen ist es der Höhepunkt seiner mittlerweile bereits fast neuneinhalbjährigen Tätigkeit als Österreichs Chefcoach, seine Bestellung wurde am 30. April 2010 fixiert.

Eineinhalb Monate lang im Mai und Juni mit der European Silver League sowie durchgehend ab der zweiten Juli-Hälfte war das rot-weiß-rote Nationalteam zusammengezogen, zahlreiche Länderspiele wurden absolviert. Die seither fraglos stattgefundene Aufwärtstendenz soll Alexander Berger und Co. nun aus einer der vier Sechsergruppen in die K.-o.-Phase bringen. Aus dem letzten Topf gezogen, müssten zumindest zwei höher eingeschätzte Teams hinter sich gelassen werden.

„Wollen jeden einzelnen Punkt mitnehmen“

Titelverteidiger Russland blieb den Österreichern zwar erspart, dafür sind mit Deutschland, Serbien und Belgien die übrigen Semifinalisten von 2017 zu bespielen. Warm und Co. wollen sich dadurch aber nicht von ihrem Weg abbringen lassen, die Slowakei, Spanien oder auch einen der Top Drei zu Fall bringen zu können. „Wir gehen so rein, dass wir zu den fünf Spielen, die wir am Anfang haben, mindestens noch ein sechstes dranhängen können“, sagte der Langzeitcoach. Ein sechstes Match wäre ein Achtelfinale. Und alle Viertelfinalisten haben die EM-Teilnahme 2021 fix.

Trainer Michael Warm (AUT)
APA/Helmut Fohringer
Warm hält nichts vom Taktieren und will auch gegen die Großen etwas mitnehmen

In keinem Fall möchte sich die ÖVV-Equipe nur auf vermeintlich schwächere Gegner fokussieren. „Wir können nicht sagen, wir wollen das eine Spiel gewinnen, dann lassen wir drei weg, und dann wollen wir wieder eines gewinnen“, betonte Warm. "Wir müssen schauen, das ist das Anstrengende für uns, dass wir jeden einzelnen Punkt mitnehmen, der da ist. Das ist das Erste, das zählt. Egal gegen wen – was einzusammeln ist, ist einzusammeln.“

Zum Pluspunkt soll nach Vorstellung des 51-Jährigen die Einstellung werden. „Es geht darum, dass wir das machen, was wir das ganze Jahr machen. Man bereitet sich ganz normal auf ein Spiel vor, geht ganz normal hin, und spielt das ganz normal. Wenn man glaubt, man muss etwas Besonderes machen, nur weil es eine EM ist, ist man rasch auf einer falschen Fährte. Wenn wir es schaffen, den normalen Rhythmus beizubehalten, dann werden wir sicher am erfolgreichsten arbeiten.“

Wohlfahrtstätter soll Ruhe reinbringen

Kapitän Peter Wohlfahrtstätter will gemeinsam mit anderen Routiniers wie Berger den Jüngeren im Team mit Erfahrung den Weg durch ein Turnier dieser Größenordnung weisen. „Da müssen wir auch Vorbilder sein und vorleben, wie man mit so einem Ereignis umgeht“, meinte der bei Benfica Lissabon spielende Tiroler. „Dass man nicht die Nerven schmeißt, wenn man ein Spiel einmal verliert. Da müssen wir ältere Spieler als Vorbild dienen und ein bisschen Ruhe reinbringen.“

Wohlfahrtstätter und Berger haben in Warms EM-Aufgebot wie die meisten anderen des 16-köpfigen Vorbereitungskaders längst ihren Fixplatz. Die komplette Truppe war auch noch am späten Dienstagvormittag bei der Verabschiedung bei Bundespräsident Alexander Van der Bellen dabei, zwei Akteure mussten bei der Mittwoch-Anreise aber daheim bleiben. Neben dem verletzten Leistungsträger Paul Buchegger schaffte es auch der 19-jährige Lukas Kühl nicht in den 14-köpfigen EM-Kader. Bei einer Verletzung am Spielort besteht freilich die Möglichkeit, per „Medical Joker“ einen Spieler nachzunominieren.

ÖVV-Aufgebot für EuroVolley 2019

  • Alexander Berger (30 Jahre – Außenangriff/Annahme – Copra Piacenza)
  • Nicolai Grabmüller (23 – Mittelblock – SK Aich/Dob)
  • Edin Ibrahimovic (21 – Außenangriff/Annahme – Menlo College/USA)
  • Mathäus Jurkovics (21 – Mittelblock – Volleys Eltmann/GER)
  • Philipp Kroiss (31 – Libero – GFC Ajaccio/FRA)
  • Niklas Kronthaler (25 – Außenangriff/Annahme – Tirol AlpenVolleys)
  • Maximilian Landfahrer (25 – Außenangriff/Annahme – Aich/Dob)
  • Anton Menner (25 – Außenangriff/Annahme – VfB Friedrichshafen)
  • Florian Ringseis (27 – Libero – Tirol AlpenVolleys)
  • Max Thaller (25 – Zuspiel – derzeit ohne Verein)
  • Thomas Tröthann (27 – Außenangriff/Annahme, Diagonal – Aich/Dob)
  • Alexander Tusch (26 – Zuspiel – derzeit ohne Verein)
  • Peter Wohlfahrtstätter (30 – Mittelblock – Benfica Lissabon)
  • Thomas Zass (29 – Diagonal – Volley Amriswil/SUI)