Dominic Thiem (AUT) blickt durch seinen Schläger
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Tennis

Bittere Erkenntnis für Thiem nach Davis-Cup

Die Erleichterung im österreichischen Davis-Cup-Team war am Samstag in Espoo groß. Ein tags zuvor noch kranker Dennis Novak rettete der ÖTV-Equipe im letzten Single im Tiebreak noch den 3:2-Auswärtssieg über Finnland. Damit spielt Österreich auch 2020 wieder im Konzert der großen Tennisnationen mit. Doch die zuvor gezeigte schwache Leistung von Dominic Thiem sorgte auch für Ernüchterung.

„Davis-Cup schreibt seine eigenen Geschichten. Haushohe Favoriten waren wir, wenn alle ganz normal drauf sind und alles normal läuft, aber das war es ja nicht“, erklärte Davis-Cup-Kapitän Stefan Koubek in der APA über den zuvor als sicher geltenden Sieg gegen Finnland.

Alle drei Einzel-Spieler waren nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte: Sebastian Ofner kam mit Rückenproblemen nach Finnland und konnte erst am Donnerstagabend erstmals trainieren, forciert durch eine plötzlich aufgetretene Erkältung bei Novak.

Thiem sorgt für Ernüchterung

Dann kam die Ernüchterung am Samstag, als Favorit Dominic Thiem sein zweites Einzel gegen Emil Ruusuvuori glatt in zwei Sätzen verlor. „Dominic hatte seit Wochen mit dem Virus gekämpft. Im Training hat es sensationell ausgeschaut, aber im Match ist es wieder was anderes. Emil hat auch richtig gut gespielt“, konstatierte Koubek.

Davis-Cup: Österreich besiegt Finnland mit 3:2

Österreich hat im Davis-Cup mit einem 3:2-Sieg in Finnland den Aufstieg in die Weltgruppen-Relegation geschafft. Matchwinner war Dennis Novak.

Der 26-jährige Niederösterreicher unterlag dem 20-jährigen Weltranglisten-163. Emil Ruusuvuori glatt nach 68 Minuten mit 3:6 2:6. Der Weltranglistenfünfte wirkte nach seiner Zwangspause wegen einer Viruserkrankung alles andere als auf der Höhe. Das gab danach auch der 14-fache Turniersieger zu.

„Gedacht, dass ich ein bisserl besser bin“

„Es dauert eben eine ziemlich lange Zeit, bis ich wieder auf 100 Prozent bin. Das ist aber nötig, denn Ruusuvuori ist ein guter Spieler, wahrscheinlich besser als sein Ranking zurzeit ist“, erklärte Thiem, der allerdings von seinem Zustand nach seiner Viruserkrankung schon auch enttäuscht war.

Stefan Koubek im Gespräch mit Dominic Thiem
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Dominic Thiem (r.) war gegen Ruusuvuori überhaupt nicht in der Lage, das Spiel zu kontrollieren

„Ich muss ehrlich sagen, ich hätte mir gedacht, dass ich ein bisserl weiter bin und besser spiele. Das war nicht der Fall, das muss ich auch selbst akzeptieren. Ich habe mich ja lange Zeit sehr schlecht gefühlt – seit Kitzbühel eigentlich, da dauert es einfach, bis ich wieder in den Rhythmus komme.“

Gesund, aber körperlich nicht auf der Höhe

Das habe er in Finnland gesehen. „Das ist natürlich eine bittere Erkenntnis.“ Nach außen hin wirkte Thiem jedenfalls kaum besser als bei seinem bis dato letzten Tour-Auftritt in der ersten US-Open-Runde. „Ich bin gesund, körperlich auf der Höhe bin ich nicht. Ich bin sicherlich nicht so fit, wie ich schon war in dem Jahr. Da fehlen mir einige Level.“

Eine eventuelle Absage des Laver Cups kommende Woche in Genf steht nicht zur Diskussion. „Sicher fühle ich mich in der Verfassung, es wird mit jedem Tag besser. Wenn ich so spiele wie an dem Wochenende, werde ich natürlich nicht sehr viel gewinnen, das ist auch klar“, gestand der Lichtenwörther. Bis Genf werde er aber wieder einige Trainingstage mehr in den Beinen haben. „Ich hoffe, dass ich mich Schritt für Schritt wieder an meine Topverfassung annähere.“

Heim- oder Auswärts, das ist hier die Frage

Inwiefern er Anfang März 2020, wenn der nächste Davis-Cup auf dem Programm steht und der unmittelbar vor seiner Titelverteidigung in Indian Wells in Szene geht, zur Verfügung steht, bleibt offen. Das wird wohl auch von der Auslosung abhängen, ob Österreich ein Heim- oder Auswärtsspiel hat und daher entweder in Österreich oder vielleicht in den USA oder Südamerika antreten muss. „Das wäre ideal, aber es ist alles noch ziemlich weit weg. Wir werden schauen, wenn dann alles ausgelost ist.“

Jürgen Melzer  und Stefan Koubek gratulieren Dennis Novak
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Jürgen Melzer (l.) gratuliert Dennis Novak (M.) zum entscheidenden Punkt gegen Finnland. Thiem war da nur noch Zuschauer.

Davis-Cup-Kapitän Koubek ist in diesem Punkt hin- und hergerissen: „Am liebsten hätte ich ein Heimspiel mit dem Dominic, aber man kann sich nicht alles aussuchen.“ Die Auslosung erfolgt im Rahmen der Finalturnierpremiere in Madrid (18. bis 24. November). Da die Nationen von Platz fünf bis 18 in der Qualifikationsrunde spielen und die vier Semifinalisten fix im Finalturnier 2020 sind, müssen die Gruppenspiele des mit 20 Mio. Dollar dotierten Events abgewartet werden.