Jubel bei Salzburg
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Champions League

Salzburg legt furiose Premiere hin

Der FC Salzburg hat am Dienstag ein denkwürdiges Debüt in der UEFA Champions League abgeliefert. Österreichs Serienmeister fertigte bei der mit Sehnsucht erwarteten Premiere in der Königsklasse KRC Genk mit 6:2 (5:1) ab. Vor 29.520 Zuschauern in der ausverkauften Arena in Wals-Siezenheim avancierte Erling Haaland per Triplepack zum Mann des Spiels.

Nur 102 Sekunden nach Spielbeginn versetzte der 19-jährige Norweger seine Mannschaft, Betreuer und Zuschauer in Salzburg erstmals in Ekstase. Die im Konter eiskalt aufspielenden Gastgeber legten durch Haaland (34.) und Hee Chan Hwang (36.) nach, ehe Genk durch Jhon Lucumi erstmals anschrieb (40.). Eine furiose erste Hälfte wurde durch Tore von Haaland (45.) und Dominik Szoboszlai (45.+2) abgeschlossen. Nach der Pause trafen noch Mbwana Samatta (52.) und Salzburg-Kapitän Andreas Ulmer (66.) an einem wahrlich historischen Abend.

Salzburg ist nach dem überraschenden 2:0-Sieg Napolis gegen Titelverteidiger Liverpool erster Tabellenführer in der Gruppe E. In der ewigen CL-Bilanz der ÖFB-Clubs sorgte Salzburg im 49. Spiel für den zehnten Sieg, den ersten seit Dezember 2013. Die 50. Partie führt Salzburg dann am 2. Oktober (21.00 Uhr) in eines der legendärsten Stadien der Welt, an die Anfield Road von Liverpool.

Salzburg besiegt Genk bei CL-Debüt

Salzburg feierte einen Traumstart in die Gruppenphase der UEFA Champions League. Die „Bullen“ besiegten KRC Genk mit 6:2.

Der große Tag

14 Jahre nach dem Einstieg von Red Bull oder 5.180 Tage nach dem ersten Spiel (1:3 beim GAK, Anm.) war der große Tag gekommen, den der Club seit Beginn dieser Ära herbeigesehnt hatte. Elf verpasste Qualifikationen sorgten für ein Trauma, ehe für Salzburg der Traum mit einem selbst erspieltem Fixticket in dieser Saison nun endlich Realität wurde. Die Vorfreude auf das erste Spiel in der Gruppenphase kannte seit Trainingsstart im Juni keine Grenzen, die Heimspiele waren noch vor der Auslosung allesamt ausverkauft.

Stadion in Salzburg
ORF.at/Bernhard Kastler
Das lange Warten hat sich gelohnt: Es wurde ein denkwürdiger Abend in Salzburg

„Ja, wir müssen gewinnen“, sagte Salzburg-Trainer Jesse Marsch bereits vor dem Duell mit dem belgischen Meister selbstbewusst. Der US-Amerikaner setzte gegen den auf dem Papier schwächsten Gegner in der Gruppe E, der noch dazu als Liganeunter schwach in die Saison gestartet war, auf eine Startelf ohne große Überraschungen – der Däne Rasmus Kristensen bekam gegenüber Patrick Farkas den Vorzug als Rechtsverteidiger.

Mit Kristensen sowie den Innenverteidigern Andre Ramalho und Maximilian Wöber standen auch alle Salzburger mit CL-Erfahrung (zusammen 349 Minuten, Anm.) in der Startelf, selbst der 55-fache ÖFB-Teamspieler Zlatko Junuzovic gab sein CL-Debüt. Vorne stürmte der elffache Bundesliga-Saisontorschütze Haaland, der bereits beim erstmaligen Betreten des Feldes Sprechchöre zu hören bekam. Bei Genk stand mit Mbwana Samatta der Führende der Torschützenliste in Belgien (fünf Treffer, Anm.) nach einer Knieverletzung in der Startelf.

Führung nach 102 Sekunden

Das Ertönen der Champions-League-Hymne sorgte naturgemäß für das erste emotionale Highlight, strahlende Gesichter, wohin man blickte. Und diese Gesichter blieben strahlend, denn nur 102 Sekunden nach dem Anpfiff legte Salzburg einen absoluten Traumstart hin: Takumi Minamino schob nach Zuspiel von Antoine Bernede den Ball durch die Beine von Jere Uronen zu Haaland, der aus elf Metern mit all seinem Selbstbewusstsein das Leder flach in die Maschen jagte. Nach dem langen Warten kannte der Jubel in Salzburg keine Grenzen mehr.

Der Einstand nach Maß bestärkte die ohnehin mit breiter Brust angetretenen Gastgeber, ihr Spiel weiter durchzuziehen. Minaminos Abschluss nach schönem Lochpass von Ulmer fiel aber zu zögerlich aus. Nach dem ersten Schock fanden die Gäste zurück in die Partie und meldeten sich auch erstmals mit einem Abschluss an: Bryan Heynen hatte an der Sechzehnergrenze zu viel Platz, sein Schuss ging über das Gehäuse von Tormann Cican Stankovic (10.).

In den nächsten Minuten beruhigte sich das Spiel. Während Genk versuchte, seine Angriffe strukturiert und mit der nötigen Zeit im Ballbesitz aufzubauen, versuchten die Salzburger das, was sie mitunter am besten können: Bälle erobern und den schnellsten Weg zum Tor zu suchen. Beide Wege brachten zunächst keinen Ertrag, aber was sich zwischen der 34. und 47. Minute der ersten Hälfte abspielte, dürften die Zuschauer wohl länger nicht vergessen.

Salzburger Gala im Konter

Besonders das 2:0 für Salzburg zeigte den Hunger und Willen in diesem Team: Kristensen eroberte nahe der eigenen Toroutlinie den Ball, Minamino bediente Hwang schnurstracks mit einem weiten Pass. Der luchste wiederum im Lauf Kapitän Sebastien Dewaest das Leder ab und bediente Haaland, der abermals eiskalt verwertete (34.). Dem nicht genug verloren die defensiv inferioren Belgier zwei Minuten später wieder den Ball: Junuzovic beförderte akrobatisch das Spielgerät direkt zu Hwang, der im Sechzehner den in Hälfte eins oft zu zögerlichen Torwart Gaetan Coucke zum 3:0 bezwang (36.).

Die Belgier, die ob ihres Hangs zum Ballbesitz das Leder auch öfter hatten als die Salzburger (61:39 Prozent zur Pause, Anm.), kamen aber gegen eine alles andere als sichere Salzburger Abwehr zu Chancen und nutzten eine: Nach einem der vielen Genker Freistöße rund 20 Meter vor dem Tor bekam Salzburg den Ball im Sechzehner nicht weg, und Lucumi verkürzte zum 1:3 (40.). Die kleine belgische Hoffnung auf eine furiose Aufholjagd dauerte aber nur fünf Minuten an.

Wöber, der sich in der eigenen Hälfte den Ball erkämpfte, lief das halbe Feld auf und davon, bediente mit Ballglück Hwang, und dessen Zuspiel verwertete abermals Haaland. Das Supertalent gehört damit wie Marco van Basten oder Wayne Rooney jenem erlauchten Kreis von Spielern an, die in ihrem ersten CL-Spiel dreimal getroffen haben. Den Schlusspunkt einer spektakulären ersten Hälfte setzte schließlich Szoboszlai (45.+2.) nach Minamino-Flanke abermals im Konter.

Jubel bei Salzburg
GEPA/Jasmin Walter
Sechs Tore bejubelten die Salzburger bei ihrer Premiere in der UEFA Champions League

Nicht nur 50 Scouts der europäischen Topteams hatten die Haaland-Gala gesehen, auch Dietrich Mateschitz. Der Unternehmer hätte sieben Sekunden nach dem Wiederbeginn fast wieder jubeln dürfen, doch Hwang scheiterte dieses Mal an Goalie Coucke, der gegen den durchbrechenden Südkoreaner ausgezeichnet reagierte.

Sieben Minuten später freuten sich aber wieder die Belgier über ein Tor. Der zur Pause eingewechselte Theo Bongonda flankte von links und Samatta deckte die Salzburger Schwäche in der Defensive auf: Der Stürmer traf allein gelassen per Kopf zum 2:5 (52.), Ramalho hatte eine vermeintliche Abseitsstellung aufgehoben. Präsentierten sich die Hausherren in der Offensive furios, so gab es im Abwehrverhalten weiterhin Luft nach oben, was freilich an solch einem Abend unter Jammern auf allerhöchstem Niveau einzuordnen war.

Ulmer sorgt für Kitsch

An einem ohnehin emotionalen Tag sorgte Ulmer schließlich noch für einen kitschigen Höhepunkt: Der längstdienende Spieler im Salzburger Kader, der sich seit Winter 2008/09 die Schuhe hier schnürt und neunmal in der Qualifikation zur Eliteliga scheiterte, traf nach Doppelpass mit Junuzovic ebenfalls bei seinem Debüt und zum 6:2 (66.). Stankovic sorgte nach einem Heynen-Kopfball dafür, dass es bei diesem Endstand blieb. Auch sein Gegenüber Coucke, der gegen „Joker“ Patson Daka rettete (79.).

Eine weitere Premiere sah das Publikum dann auch noch, als der deutsche Schiedsrichter Felix Zwayer via Video Assistent Referee (VAR) eine Rote Karte für Samatta nach Foulspiel an Junuzovic zurücknahm. Das „Oh, wie ist das schön“ gehörte freilich aber der Salzburger Mannschaft, die auch 2,7 Millionen Euro für diesen Sieg einspielte. Es wird wohl nicht die letzte Punkteprämie in der Saison gewesen sein.

Stimmen zum Spiel:

Jesse Marsch (Salzburg-Trainer): „Es ist ein bisschen wie ein Traum. Ich bin glücklich für den Verein, die Stadt, die Leute, unsere Unterstützer. Es ist ein großartiges Gefühl. Wir haben schon vor einem Monat gesagt, dass in dieser Gruppe was möglich ist und jetzt haben wir einen super Start hingelegt. Wir haben über einen schnellen Start gesprochen, das war wichtig heute Abend.“

Erling Haaland (Dreifach-Torschütze): „Ich kann es nicht glauben, ich habe einen Hattrick gemacht und wir haben gewonnen. Es ist das beste Gefühl, dass ich je hatte beim ersten Treffer. Ich bin sehr glücklich. Wir haben weitergemacht, was wir die ganze Saison bisher gemacht haben. Wir haben in der Liga 7:2 gegen Hartberg gewonnen, und die Leute haben gesagt, dass es in der Liga einfach ist, das zu schaffen. Jetzt haben wir es aber auch in der Champions League gezeigt.“

Andreas Ulmer (Salzburg-Kapitän): „Es hat sich sehr gut angefühlt, vor allem erste Halbzeit war wirklich überragend. Auch zweite Halbzeit, wie wir weitergemacht haben und trotzdem noch versucht haben weiter nach vorne zu spielen. Es war ein richtig geiler Abend. Wir waren sehr konzentriert auf die Sache, dass wir einen guten Auftritt hinlegen. Das ist uns absolut gelungen. Mit einem Sieg reinzustarten in die Champions League tut gut.“

Bryan Heynen (Genk-Mittelfeldspieler): „In der Champions League wirst du bestraft wenn du nicht aggressiv genug bist, das haben wir gesehen. Wir können viel mehr, es ist aber überhaupt nicht für uns gelaufen. Wir haben viel zu schwach begonnen, waren schon nach zwei Minuten hinten und dann war jede Chance von Salzburg ein Tor. Wir haben vor der Partie genau gewusst, wie sie spielen werden, sind aber auf dem Platz nicht damit zurechtgekommen.“

UEFA Champions League, Gruppe E, erster Spieltag

Dienstag:

Salzburg – Genk 6:2 (5:1)

Wals-Siezenheim, Red Bull Arena, 29.520 Zuschauer, SR Zwayer (GER)

Torfolge:
1:0 Haaland (2.)
2:0 Haaland (34.)
3:0 Hwang (36.)
3:1 Lucumi (40.)
4:1 Haaland (45.)
5:1 Szoboszlai (45.+2)
5:2 Samatta (52.)
6:2 Ulmer (66.)

Salzburg: Stankovic – Kristensen (84./Farkas), Ramalho, Wöber, Ulmer – Bernede, Junuzovic – Minamino, Szoboszlai (62./Okugawa) – Hwang, Haaland (72./Daka)

Genk: Coucke – Maehle, Dewaest, Lucumi, Uronen – Berge, Hrosovsky, Heynen (85./Onuachu) – Ndongala (72./Hagi), Samatta, Ito (46./Bongonda)

Gelbe Karten: Kristensen, Bernede, Szoboszlai bzw. Bongonda, Samatta

Die Besten: Haaland, Hwang, Minamino, Bernede, Junuzovic bzw. keine