Erling Braut Haland (RBS)
AP/Kerstin Joensson
Champions League

Haaland sorgt für großes Aufsehen

Er kam, sah und sorgte für internationale Schlagzeilen. Erling Braut Haaland hat am Dienstag bei seinem Debüt in der UEFA Champions League nur etwas mehr als 100 Sekunden benötigt, um seinen ersten Treffer in der Königsklasse zu erzielen. Der erst 19-jährige Norweger, der im vergangenen Winter von Molde FK zu Serienmeister Salzburg gewechselt war, erregte beim 6:2 gegen KRC Genk per Triplepack großes Aufsehen.

Marco van Basten (AC Milan/1994), Faustino Asprilla (Newcastle United/1997), Yakubu Aiyegbeni (Maccabi Haifa/2002), Wayne Rooney (Manchester United/2004), Vincenzo Iaquinta (Udinese/2004), Grafite (Wolfsburg/2009), Yacine Brahimi (Porto/2014) und nun Haaland – jene acht Spieler haben bei ihrem CL-Debüt einen Triplepack geschnürt.

Nur Rooney und Real-Legende Raul waren bei drei erzielten Toren in einem CL-Spiel jünger als Haaland, der nach nur neun Pflichtspielen bereits bei 17 Saisontreffern hält. Der Stürmer aus Skandinavien ist nun auch der jüngste Spieler der CL-Geschichte, der in einer Hälfte einer Partie drei Tore erzielte. Haaland eroberte die Königsklasse im Sturm.

Haaland begeistert bei CL-Debüt

Salzburg ist furios in die erste Champions-League-Saison gestartet. Beim 6:2 über Genk spielte besonders Jungstar Erling Haaland groß auf.

„Mozart und Haaland“

Der Angreifer war deswegen nicht nur hierzulande in aller Munde, sondern sorgte auch international für Aufsehen. Auf der Website des Europäischen Fußballverbands (UEFA) wurde Haaland als „Salzburger Sensation“ bezeichnet, die BBC fragte: „Sind wir Zeugen der Entstehung des neuesten Mittelstürmer-Superstars im europäischen Fußball?“ Dessen Landsmann und TV-Experte Jan-Aage Fjörtoft, selbst früher in Österreich bei Rapid aktiv, bracht es auf Twitter wie so oft plakativ auf den Punkt: „Salzburg hat nun zwei Wunderkinder: Mozart und Haaland.“

„Verdens Gang“, eine der auflagenstärksten Zeitungen Norwegens, entsandte einen Redakteur zu diesem Spiel, duellierten sich mit Haaland und Genks Sander Berge doch gleich zwei norwegische Talente. Am Ende wartete der Journalist bis 1.10 Uhr vor dem Stadion, ehe er ein Interview mit dem Matchwinner bekam, denn der musste nach seinem märchenhaften Debüt noch bei der Dopingkontrolle ausharren.

Haaland zieht Vergleiche mit Ajax

Selbst gab sich Haaland nach der Partie ob seiner persönlichen Leistung ziemlich zurückhaltend, dafür hob er die Leistung des Teams umso mehr hervor. Das Ergebnis im ersten CL-Spiel des Clubs überraschte ihn keinesfalls. Wenn ihm einer vorab gesagt hätte, das Spiel gehe 6:2 aus, was er hätte er dem gesagt? „Dass es realistisch wäre, weil wir so gut sind. Wir haben ja auch das letzte Spiel 7:2 gewonnen“, sagte Haaland unmittelbar nach Spielende.

Mit dieser Mannschaft sei alles möglich. „Wir alle haben vergangene Saison Ajax Amsterdam (CL-Halbfinalist, Anm.) gesehen. Es wäre schön, das neue Ajax zu sein. Aber es gibt natürlich viele gute Teams, es ist hart, aber vieles ist möglich“, sagte Haaland, der mit seiner Einstellung schnell zum Publikumsliebling in Salzburg avancierte. Bereits beim ersten Betreten des Feldes gab es Sprechchöre für ihn, und Haaland kommunizierte auf seine Weise den gesamten Abend mit den Fans.

Erling Braut Haland (RBS)
Reuters/Leonhard Foeger
In weniger als einem Jahr avancierte Haaland in Salzburg zum absoluten Publikumsmagneten

Naturgemäß heimste der Angreifer für seinen Dreierpack nicht nur von internationalen Medien Lob ein, sondern auch von Spielern, Betreuern und Funktionären auf Salzburger Seite. „Er ist gut für die Mannschaft, und sie ist gut für ihn. Er ist ein besonderes Talent, klar, aber es ist auch ein guter Mensch. Alle bei uns lieben ihn“, betonte Trainer Jesse Marsch, der auf der Pressekonferenz nach dem Spiel aufgefordert worden war, seinen Schützling mit drei Worten zu beschreiben. „Positiv, energisch, elektrisierend“, antwortete der US-Amerikaner.

„Er wird einer der Weltbesten“

Maximilian Wöber ging diesbezüglich ins Detail. „Er ist ein Phänomen – mit seiner Größe, mit seinem Antritt so wendig zu sein und so eine gute Ballführung zu haben. Im Training ist es unglaublich hart, gegen ihn zu spielen, er ist oft nur mit einem Foul zu stoppen. Er hat heute wieder unter Beweis gestellt, dass er einer der besten Stürmer der Welt sein wird“, sagte der frühere Verteidiger von Ajax und Sevilla.

Der 21-Jährige erklärte auch anhand einer Anekdote, warum der Jungspund innerhalb des Teams so beliebt ist. "Letzte Nacht ging unser Kapitän Andreas Ulmer mit seinem neugeborenen Kind spazieren, plötzlich hielt ein Auto an. Es war Erling, der die Fensterscheibe runterließ und die Champions-League-Hymne hörte. Darauf angesprochen, sagte Haaland: „Ich habe mein ganzes Leben Champions League geschaut und dieses wunderschöne Lied gehört, es ist großartig.“

Karriere sorgfältig geplant

Haaland hat sich dieser angehenden Karriere verschrieben, auch weil sein Vater diese sorgfältig geplant hat, wie der „Guardian“ in seinem jüngsten Artikel über den 1,94-m-Angreifer schrieb. Alf-Inge Haaland spielte selbst 34-mal für das Nationalteam und vor allem 181 Spiele in der Premier League, unter anderem für Leeds und Manchester City. Sohn Erling wurde in Leeds geboren und gilt als großer Fan des Clubs.

Seine Ausbildung genoss Haaland junior aber gänzlich in Norwegen, via Bryne FK kam er zu Molde, wo er letztlich unter dem heutigen Trainer von Manchester United und früheren Stürmerstar, Ole Gunnar Solskjaer, sich zu diesem Talent entwickelte und in 50 Spielen 20-mal traf. Salzburg hatte den zweifachen Nationalspieler, der in diesem Sommer bei der U20-WM mit neun Toren beim 12:0 gegen Honduras in Erscheinung trat, bereits seit einiger Zeit auf dem Radar.

Erling Braut Haland (Molde), 2018
AP/Dmitri Lovetsky
Bei Molde FK reifte Haaland (l.) zum Supertalent heran, davon profitiert nun Salzburg

„Vor zweieinhalb Jahren haben wir ihn erstmals am Schirm gehabt. Wir haben viel diskutiert, weil er dann auch sehr viel gewachsen ist, die Bewegungen waren teilweise unkoordiniert, aber er hat den Willen und die Mentalität schon damals gehabt. Dieser unglaubliche Wille zeichnet ihn aus“, so Sportchef Christoph Freund gegenüber ORF.at.

„Cool, dass er in Salzburg ist“

„Er profitiert vom Team, ist aber ein außergewöhnlicher Spieler und Gesamtpaket aus fußballerischer Qualität sowie Power, Speed samt Charakter und Mentalität. Er ist extrem spektakulär, ein Riesenspieler und ein Riesentyp, der das Publikum mitnimmt, es ist richtig cool, dass der in Salzburg ist“, betonte Freund, und das mit einem Lächeln.

Nicht nur Salzburg buhlte freilich um die Dienste des Supertalents, bekam aber letztlich gegenüber Topadressen im europäischen Fußball den Zuschlag. „Ich fühlte mich vom Interesse von Juventus Turin geehrt, aber so ein Schritt wäre zu früh gekommen“, kommentierte Haaland im Jänner. Freund überraschte das ganz und gar nicht: „Ich bin überzeugt und sage selbstbewusst: Für dieses Alterssegment sind wir einer der besten Clubs in Europa.“ Dem 42-Jährigen ist bewusst, dass Haaland nicht die nächsten fünf Jahre hier spielen werde.

„Königstransfers“ im Winter

Der Vertrag des Norwegers, der zur Eingewöhnung bereits im Winter verpflichtet worden war (Freund: „Antoine Bernede und er waren unsere Königstransfers 2019“) und mit der wenigen Spielzeit im Frühjahr keinerlei Probleme hatte, läuft noch bis 2023. „Aktuell ist es für ihn die perfekte Plattform, und er weiß das. Er liebt es, hier zu spielen, und wir natürlich auch.“ Der „Guardian“ berichtet von rund neun Millionen Euro, die Salzburg für Haaland auf den Tisch gelegt haben soll. Hierzulande machten fünf Millionen Euro die Runde – bei dieser Entwicklung ist es aber ohnehin nur eine Frage der Zeit, bis Haaland ein Vielfaches davon in die Kassen der Salzburger zurückspült.