WAC-Spieler jubeln nach dem Spiel
AP/Martin Meissner
Europa League

WAC wird zu Gladbachs Alptraum

Der WAC ist am Donnerstag bei seiner internationalen Premiere in doppelter Hinsicht zum Alptraum von Borussia Mönchengladbach geworden. Die Kärntner feierten mit dem 4:0-Kantersieg zum Auftakt der UEFA Europa League nicht nur den höchsten Erfolg eines österreichischen Clubs gegen einen deutschen Bundesligisten, sondern fügten den Gladbachern auch die höchste Heimpleite in ihrer langen Europacup-Geschichte zu.

Die in deutschen Medien als Provinzclub und Fußballzwerg bezeichneten Kärntner lieferten eine taktisch disziplinierte und mit viel Selbstvertrauen vorgetragene Leistung ab, die durch Tore von Shon Weissman (13.), Mario Leitgeb (31., 68.) und Marcel Ritzmaier (41.) gekrönt wurde. „Das Spiel war der absolute Alptraum“, erklärte Gladbach-Verteidiger Matthias Ginter nach dem Debakel.

„Es war eine unglaubliche Teamleistung und ein verdienter Sieg. Respekt war da, aber wir wussten, dass wir in den letzten Wochen gute Leistungen gezeigt haben“, bilanzierte Ritzmaier. Nicht minder euphorisch zeigte sich Doppeltorschütze Leitgeb nach dem furiosen Auftakt in Gruppe J. „Es ist mein erstes Europacup-Match, und dann gewinnst du 4:0, das ist unglaublich. Wir wussten schon, dass wir Fußball spielen können und sie uns unterschätzen. Aber dass das so aufgeht … Mit wie viel Herz und Leidenschaft wir hier Fußball gespielt haben, ist unglaublich“, jubelte der 31-Jährige.

Große Freude in Wolfsberg nach Europa-League-Sensation

Zum Auftakt der Europa-League-Gruppenphase hat der WAC bei Borussia Mönchengladbach für die große Sensation gesorgt.

Rose lobt „Fußball pur“ des WAC

Ganz anders war die Gefühlslage bei den Gladbachern. Statt einer rauschenden Europacup-Nacht erlebte der deutsche Bundesligist, der letzte Saison erst am letzten Spieltag die Qualifikation für die Champions League verspielt hatte, eine seiner bittersten Niederlagen. „Es gibt Abende, die laufen so“, sagte Gladbach-Coach Marco Rose. „Im Fußball muss man immer mit allem rechnen. Ich wusste, was auf uns zukommen kann. Wir haben das auch angesprochen. In Summe ist das eine große Enttäuschung“, erklärte der ehemalige Salzburg-Trainer.

Gladbachs Trainer Marco Rose
APA/dpa/Marius Becker
Gladbach-Coach Marco Rose war nach dem Schlusspfiff sichtlich angeschlagen

Dass Rose bei seinem internationalen Debüt für Gladbach negativ in die Clubgeschichte eingehen würde, hätte sich der 43-Jährige wohl nicht träumen lassen. Trotz der Blamage zeigte Rose aber Größe und lobte die Leistung des österreichischen Bundesligisten über den Klee. „Was der WAC gemacht hat, war Fußball pur“, sagte Rose über den leidenschaftlich-effektiven Auftritt der Gäste, die die Borussia erschreckend einfach knackten.

Dass Yann Sommer gegen den Underdog aus Österreich viermal den Ball aus dem Tor fischen musste, hatte niemand erwartet. Auch der Goalie aus der Schweiz nicht. „Das war zu wenig von uns. Der WAC hat viel investiert und das Glück erzwungen. Sie haben das sehr gut gemacht, wir haben keine Lösungen gefunden. Das war ein verdienter Sieg für den Gegner und eine Klatsche für uns“, sagte Sommer.

Taktische Meisterleistung

Der Auftritt der Kärntner war aber auch einer perfekten Taktik von Coach Gerhard Struber geschuldet. Als Reaktion auf die bisherige Spielweise Gladbachs unter Rose machte der WAC das Zentrum zu. Zudem nahmen die Wolfsberger Rechtsverteidiger und ÖFB-Teamspieler Stefan Lainer aus dem Spiel – schon war Gladbachs Spieleröffnung dahin.

„Für uns war das dann berechenbar, wenn sie über links eröffnet haben“, sagte Struber: „Das Drehbuch ist von Beginn weg so gelaufen, wie wir uns das vorgestellt haben. Wir haben gegen den Ball eine Positionierung gefunden, wo sie uns über die Mitte nie aufgelöst haben. Damit haben wir ihnen nicht die Substanz gegeben, die sie normal im Spielaufbau kriegen. Dann sind von ihnen relativ schnell lange Bälle gekommen.“

Aus den Balleroberungen konnte der WAC richtig Kapital schlagen. Das 1:0 durch Weismann nach perfekter Vorarbeit von Romano Schmid war ein echter Wirkungstreffer. Die Gladbacher hatten zwar viel Ballbesitz, mit dem sie aber keine Wirkung erzielen konnten. Mit jedem weiteren Treffer der Kärntner wurde der Auftritt des deutschen Bundesligisten immer lethargischer.

„Sind über uns hinausgewachsen“

Laut Michael Sollbauer war der Schlüssel zum Erfolg der Glaube an die eigenen Stärken. „Wir wollten auch hier unser Spiel durchbringen. Wir sind über uns hinausgewachsen. Der Trainer sagt immer, dass wir die Limits verschieben müssen – das ist heute passiert. Vorne waren wir unheimlich effizient und defensiv haben wir alles reingehaut. Rundum ein sehr, sehr gutes Spiel von uns“, freute sich der Kapitän.

WAC-Spieler jubeln nach dem Spiel
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Während sich das Gladbacher Stadion schnell geleert hatte, feierten die WAC-Spieler noch immer ihren Sieg

Michael Liendl – einer der wenigen Spieler im WAC-Kader mit Europacup-Erfahrung – ging noch einen Schritt weiter und bezeichnete die Vorstellung der Kärntner als „perfekt“. „Das ist eine magische Nacht gewesen. Was wir veranstaltet haben, war Extraklasse. Wenn du 4:0 gewinnst, kann man nicht sagen, dass wir etwas nicht umgesetzt haben“, so Liendl, der beide Assists für die Tore von Leitgeb geliefert hatte.

Struber war jedenfalls nach dem Erfolg seines Teams, der sicher nicht nur in Österreich für Staunen sorgte, ein „sehr, sehr stolzer“ Trainer. Der nächste Auftritt der Kärntner folgt am 3. Oktober mit dem Heimspiel in Graz gegen AS Roma. Das Selbstvertrauen dafür ist jedenfalls grenzenlos. „Wir wissen, dass wir mittlerweile jeden schlagen können. Das ist einfach Qualität“, sagte Liendl.