Lewis Hamilton
AP/Luca Bruno
Formel 1

Hamilton setzt in Singapur auf Härte

Nach den zwei Siegen von Ferrari-Jungstar Charles Leclerc in Spa-Francorchamps und beim Heimrennen in Monza hat der WM-Führende Lewis Hamilton für den Grand Prix von Singapur am Sonntag (14.10 Uhr, live in ORF1) eine Reaktion angekündigt. „Ich bin bereit für hartes Rennfahren“, erklärte der Mercedes-Pilot vor dem 15. Saisonrennen.

In den ersten Trainingseinheiten gab Hamilton schon einmal den Ton an. Der Brite erzielte am Freitag im zweiten freien Training Tagesbestzeit und unterstrich damit seine Ambition auf den dritten Sieg in Serie und den fünften Erfolg insgesamt in Singapur. Folgen konnte dem britischen Mercedes-Star nur der Niederländer Max Verstappen, der im Red Bull lediglich 0,184 Sekunden Rückstand hatte.

Ferrari dagegen scheint diesmal chancenlos. Sebastian Vettel hatte als Dritter 0,8 Sekunden Rückstand, der Monegasse Leclerc als Sechster sogar mehr als 1,2 Sekunden. Sorgen bereitete zudem ein Getriebeproblem an Leclercs Auto im Auftakttraining. Auch Valtteri Bottas erwischte einen schlechten Tag. Der Finne, der in der WM-Wertung als Zweiter schon 63 Punkte hinter Hamilton zurückliegt, krachte am Nachmittag heftig in die Streckenbegrenzung. Am Abend kam Bottas im reparierten Silberpfeil nicht über Platz vier hinaus.

Formel 1: Hamilton im Training von Singapur souverän

Weltmeister Lewis Hamilton legte beim freien Training zum Formel-1- Grand-Prix in Singapur vor.

Hamilton verspricht mehr Härte

Hamilton hat vor allem aus dem Rennen in Monza seine Lehren gezogen. Der Führende Leclerc hatte den später drittplatzierten Briten mit halblegalen Manövern hinter sich gehalten. Beim Nachtrennen in Singapur warten nun alle auf die Antwort des fünffachen Weltmeisters. „Wenn wir jetzt so Rennen fahren dürfen, dann mag ich das“, ließ der Brite schon einmal wissen. Mehr Härte, mehr Risiko im Zweikampf? Für Hamilton kein Problem. „Wenn das für alle klar ist, und wir alle gleich behandelt werden, dann gerne“, sagte der 34-Jährige.

Im Generationenduell mit den 21-jährigen Herausforderern Leclerc und Max Verstappen von Red Bull kann es sich Hamilton nicht leisten, Schwäche zu zeigen. Der Brite ist trotz der verpassen Siege in Spa und Monza voll auf Kurs zum sechsten WM-Titel – und der soll ohnehin nur Durchgangsstation für den Rekordjäger werden. Michael Schumachers Bestmarke von sieben WM-Triumphen ist das nächste Ziel.

Charles Leclerc und Lewis Hamilton
APA/AFP/Miguel Medina
Lewis Hamilton hat genug von der Rückansicht von Charles Leclerc

Zuletzt zweimal in Singapur gewonnen

Dafür aber muss sich Hamilton wohl nicht mehr nur mit dem derzeit schwächelnden Sebastian Vettel auseinandersetzen, sondern mehr denn je den kompromisslosen Supertalenten widerstehen. Für den äußerst ehrgeizigen Briten genau der richtige Anreiz. „Ich setze mir keine Ziele, die ich erreichen kann. Das bringt es bei mir nicht. Ich will immer darüber hinausgehen“, sagte Hamilton.

Zuletzt hat Hamilton zweimal in Folge auf dem Marina Bay Street Circuit in Singapur gewonnen, obwohl der kurvenreiche Stadtkurs lange ein Schwachpunkt für Mercedes war. Viel spricht dafür, dass der Titelverteidiger auch diesmal das Feuerwerk als Erster im Ziel genießen wird. „Auf einer Strecke wie Singapur gibt es keine Selbstläufer“, sagte Mercedes-Teamchef Toto Wolff allerdings.

Ferrari nicht in der Favoritenrolle

Klar ist aber auch, dass Ferrari in Singapur nicht wie zuletzt in Spa und Monza in der Favoritenrolle ist. „Auf dem Papier ist das nicht unsere Strecke. Aber wir fahren ja nicht auf Papier. Wir haben bereits gesehen, dass in diesem Rennen alles passieren kann, es ist schwer vorherzusagen“, erklärte Vettel, der in Singapur auf einen persönlichen Aufwärtstrend hofft.

Der Deutsche hat trotz der jüngsten Rückschläge die Lust am Rennfahren nicht verloren. „Solche Phasen gehören dazu. Ich habe mich in der Vergangenheit da immer rausgeboxt und werde das auch dieses Mal wieder schaffen“, sagte Vettel, der mit 115 Punkten Rückstand auf Hamilton in der WM-Wertung auf Rang fünf zurückgefallen ist. „Es ist sicher nicht die beste Zeit, aber auch nicht die schlimmste“, meinte Vettel.

Hitze als zusätzlicher Faktor

Eines wird nicht nur für Vettel zur Belastung: Die schwüle Hitze in Südostasien bringt die Piloten körperlich an die Grenze. Mit zumeist knapp zwei Stunden Dauer ist das Rennen oft auch das längste des Jahres. Bis zu drei Kilogramm Gewicht durch Schweiß verliert jeder Fahrer während der Tortur. „Normalerweise nehme ich keine Wasserflasche mit ins Auto. Aber hier werde ich mir auf jeden Fall eine geben lassen“, sagte Jungstar Leclerc.

Eine zusätzliche Belastung könnte die schlechte Luft werden. Seit Tagen treibt der Wind Rauch von den Bränden auf Borneo nach Singapur. „Mir wurde gesagt, ich soll nicht draußen zum Laufen gehen, weil es nicht gut für mich wäre“, sagte Hamilton. Für die Zuschauer werden auf jeden Fall Atemmasken für Mund und Nase bereitgestellt. Für die Fahrer ist das keine Option. „Wir können nicht viel machen in unseren Helmen“, sagte Hamilton.

Grand Prix von Singapur

Zweites Freitag-Training:
1. Lewis Hamilton GBR Mercedes 1:38,773
2. Max Verstappen NED Red Bull +0,184
3. Sebastian Vettel GER Ferrari 0,818
4. Valtteri Bottas FIN Mercedes 1,121
5. Alexander Albon THA Red Bull 1,170
6. Charles Leclerc MON Ferrari 1,245
7. Carlos Sainz ESP McLaren 1,372
8. Nico Hülkenberg GER Renault 1,551
9. Lando Norris GBR McLaren 1,588
10. Pierre Gasly FRA Toro Rosso 1,864
11. Daniil Kwjat RUS Toro Rosso 1,940
12. Daniel Ricciardo AUS Renault 2,038
13. Sergio Perez MEX Racing Point 2,102
14. Antonio Giovinazzi ITA Alfa Romeo 2,355
15. Lance Stroll CAN Racing Point 2,355
16. Kimi Räikkönen FIN Alfa Romeo 2,459
17. Romain Grosjean FRA Haas 2,619
18. George Russell GBR Williams 2,672
19. Kevin Magnussen DEN Haas 2,791
20. Robert Kubica POL Williams 3,404
Erstes Freitag-Training:
1. Max Verstappen NED Red Bull 1:40,259
2. Sebastian Vettel GER Ferrari + 0,167
3. Lewis Hamilton GBR Mercedes 0,666
4. Valtteri Bottas FIN Mercedes 1,077
5. Alexander Albon THA Red Bull 1,208
6. Nico Hülkenberg GER Renault 1,553
7. Carlos Sainz ESP McLaren 1,707
8. Lando Norris GBR McLaren 1,921
9. Daniil Kwjat RUS Toro Rosso 2,046
10. Pierre Gasly FRA Toro Rosso 2,118
11. Daniel Ricciardo AUS Renault 2,268
12. Romain Grosjean FRA Haas 2,371
13. Antonio Giovinazzi ITA Alfa Romeo 2,418
14. Kimi Räikkönen FIN Alfa Romeo 2,527
15. Lance Stroll CAN Racing Point 2,532
16. Kevin Magnussen DEN Haas 2,891
17. Robert Kubica POL Williams 3,077
18. Sergio Perez MEX Racing Point 3,110
19. Charles Leclerc MON Ferrari 3,359
20. George Russell GBR Williams 3,734