In den ersten Trainingseinheiten gab Hamilton schon einmal den Ton an. Der Brite erzielte am Freitag im zweiten freien Training Tagesbestzeit und unterstrich damit seine Ambition auf den dritten Sieg in Serie und den fünften Erfolg insgesamt in Singapur. Folgen konnte dem britischen Mercedes-Star nur der Niederländer Max Verstappen, der im Red Bull lediglich 0,184 Sekunden Rückstand hatte.
Ferrari dagegen scheint diesmal chancenlos. Sebastian Vettel hatte als Dritter 0,8 Sekunden Rückstand, der Monegasse Leclerc als Sechster sogar mehr als 1,2 Sekunden. Sorgen bereitete zudem ein Getriebeproblem an Leclercs Auto im Auftakttraining. Auch Valtteri Bottas erwischte einen schlechten Tag. Der Finne, der in der WM-Wertung als Zweiter schon 63 Punkte hinter Hamilton zurückliegt, krachte am Nachmittag heftig in die Streckenbegrenzung. Am Abend kam Bottas im reparierten Silberpfeil nicht über Platz vier hinaus.
Formel 1: Hamilton im Training von Singapur souverän
Weltmeister Lewis Hamilton legte beim freien Training zum Formel-1- Grand-Prix in Singapur vor.
Hamilton verspricht mehr Härte
Hamilton hat vor allem aus dem Rennen in Monza seine Lehren gezogen. Der Führende Leclerc hatte den später drittplatzierten Briten mit halblegalen Manövern hinter sich gehalten. Beim Nachtrennen in Singapur warten nun alle auf die Antwort des fünffachen Weltmeisters. „Wenn wir jetzt so Rennen fahren dürfen, dann mag ich das“, ließ der Brite schon einmal wissen. Mehr Härte, mehr Risiko im Zweikampf? Für Hamilton kein Problem. „Wenn das für alle klar ist, und wir alle gleich behandelt werden, dann gerne“, sagte der 34-Jährige.
Im Generationenduell mit den 21-jährigen Herausforderern Leclerc und Max Verstappen von Red Bull kann es sich Hamilton nicht leisten, Schwäche zu zeigen. Der Brite ist trotz der verpassen Siege in Spa und Monza voll auf Kurs zum sechsten WM-Titel – und der soll ohnehin nur Durchgangsstation für den Rekordjäger werden. Michael Schumachers Bestmarke von sieben WM-Triumphen ist das nächste Ziel.
Zuletzt zweimal in Singapur gewonnen
Dafür aber muss sich Hamilton wohl nicht mehr nur mit dem derzeit schwächelnden Sebastian Vettel auseinandersetzen, sondern mehr denn je den kompromisslosen Supertalenten widerstehen. Für den äußerst ehrgeizigen Briten genau der richtige Anreiz. „Ich setze mir keine Ziele, die ich erreichen kann. Das bringt es bei mir nicht. Ich will immer darüber hinausgehen“, sagte Hamilton.
Zuletzt hat Hamilton zweimal in Folge auf dem Marina Bay Street Circuit in Singapur gewonnen, obwohl der kurvenreiche Stadtkurs lange ein Schwachpunkt für Mercedes war. Viel spricht dafür, dass der Titelverteidiger auch diesmal das Feuerwerk als Erster im Ziel genießen wird. „Auf einer Strecke wie Singapur gibt es keine Selbstläufer“, sagte Mercedes-Teamchef Toto Wolff allerdings.
Ferrari nicht in der Favoritenrolle
Klar ist aber auch, dass Ferrari in Singapur nicht wie zuletzt in Spa und Monza in der Favoritenrolle ist. „Auf dem Papier ist das nicht unsere Strecke. Aber wir fahren ja nicht auf Papier. Wir haben bereits gesehen, dass in diesem Rennen alles passieren kann, es ist schwer vorherzusagen“, erklärte Vettel, der in Singapur auf einen persönlichen Aufwärtstrend hofft.
Der Deutsche hat trotz der jüngsten Rückschläge die Lust am Rennfahren nicht verloren. „Solche Phasen gehören dazu. Ich habe mich in der Vergangenheit da immer rausgeboxt und werde das auch dieses Mal wieder schaffen“, sagte Vettel, der mit 115 Punkten Rückstand auf Hamilton in der WM-Wertung auf Rang fünf zurückgefallen ist. „Es ist sicher nicht die beste Zeit, aber auch nicht die schlimmste“, meinte Vettel.
Hitze als zusätzlicher Faktor
Eines wird nicht nur für Vettel zur Belastung: Die schwüle Hitze in Südostasien bringt die Piloten körperlich an die Grenze. Mit zumeist knapp zwei Stunden Dauer ist das Rennen oft auch das längste des Jahres. Bis zu drei Kilogramm Gewicht durch Schweiß verliert jeder Fahrer während der Tortur. „Normalerweise nehme ich keine Wasserflasche mit ins Auto. Aber hier werde ich mir auf jeden Fall eine geben lassen“, sagte Jungstar Leclerc.
Eine zusätzliche Belastung könnte die schlechte Luft werden. Seit Tagen treibt der Wind Rauch von den Bränden auf Borneo nach Singapur. „Mir wurde gesagt, ich soll nicht draußen zum Laufen gehen, weil es nicht gut für mich wäre“, sagte Hamilton. Für die Zuschauer werden auf jeden Fall Atemmasken für Mund und Nase bereitgestellt. Für die Fahrer ist das keine Option. „Wir können nicht viel machen in unseren Helmen“, sagte Hamilton.