Indien plant Rückzug von Commonwealth Games

Geht es nach Narinder Batra, dem Präsidenten von Indiens Olympischem Komitee (IOA), dann soll das mehr als 1,3 Milliarden Einwohner zählende siebentgrößte Land der Welt künftig nicht mehr an den Commonwealth Games teilnehmen. Aufgrund mangelnder Konkurrenz sei dieses Sportereignis reine „Zeit- und Geldverschwendung“, sagte Batra in einem Interview mit der Zeitung „Indian Express“ (Mittwoch-Ausgabe).

Das IOA hatte bereits einen Boykott für die Commonwealth Games 2022 in Birmingham erwogen, weil dort keine Bewerbe für Sportschützen mehr auf dem Programm stehen. Indien hatte im Vorjahr in Gold Coast aber 16 seiner insgesamt 66 Medaillen im Schießen gewonnen, davon sieben in Gold.

Wettbewerbsniveau nicht hoch

„Diese Spiele haben keinen Standard“, sagte Batra. „Wir gewinnen 70 Medaillen, 100 Medaillen bei den Commonwealth Games, während wir bei Olympia nur zwei schaffen. Das bedeutet, dass das Wettbewerbsniveau bei den Commonwealth Games nicht hoch ist. Es ist auch kein Ranglistenturnier. Also warum Zeit verschwenden? Wir sollten stattdessen an besseren Wettkämpfen teilnehmen und uns auf die Olympischen Spiele vorbereiten.“

Lediglich Badminton-Spielerin Pusarla Venkata Sindhu (Silber) und Freistil-Ringerin Sakshi Malik (Bronze/Klasse bis 58 kg) holten zuletzt 2016 in Rio de Janeiro Olympiamedaillen für das Land mit der zweithöchsten Einwohnerzahl der Welt. Bei den Commonwealth Games 2018 war Indien dagegen hinter Gastgeber Australien und England mit 26-mal Gold sowie jeweils 20-mal Silber und Bronze die Nummer drei. Ohne Schieß-Bewerbe droht aber laut IOA 2022 ein Rückfall auf eine Position von fünf bis acht.

Für 14. November ist nun ein Treffen in Indiens Hauptstadt Neu-Delhi angesetzt, bei dem die Schottin Louise Martin, die den Commonwealth Games als Verbandspräsidentin vorsteht, einen Konsens mit Batra erreichen möchte. „Ich bin nicht für einen Boykott. Im Sport soll man das Wort Boykott niemals benutzen. Mein grundlegendes Prinzip ist, dass wir uns entweder dauerhaft zurückziehen oder uns dem Wettbewerb stellen“, stellte der IOA-Boss klar.