Austria-Spieler
APA/EXPA/Stefan Adelsberger
ÖFB-Cup

Austria taumelt hilflos durch Sumpf

Die Wiener Austria hat am Mittwoch in der zweiten Runde des ÖFB-Uniqa-Cups einen neuen Tiefpunkt einer schon jetzt verpatzten Saison erreicht. Der Rekordcupsieger flog mit einer verdienten 2:5-Abfuhr gegen WSG Swarowski Tirol aus dem Bewerb. Trainer und Spieler suchten fast schon hilflos Erklärungen für die desolate Situation.

Wenige Tage nach dem mutmaßlichen Befreiungsschlag gegen den SCR Altach in der tipico-Bundesliga blies Aufsteiger Wattens im Cup den violetten Hoffnungsschimmer mit einem Wirbelsturm aus. Kelvin Yeboah mit einem Viererpack und Benjamin Prantner schossen die Austria tief in den sportlichen Sumpf. Christoph Monschein betrieb mit seinen zwei Treffern Ergebniskosmetik.

Die Austria wirkte in Wattens von Beginn an abwesend. Schon nach zehn Minuten hatte Yeboah den ersten seiner vier Treffer erzielt. Es hätten aber zu diesem Zeitpunkt schon mehr sein können, musste auch ein konsternierter Florian Klein im ORF-Interview eingestehen. „Wäre es nach zehn Minuten 4:0 gestanden, hätten wir uns auch nicht beschweren dürfen“, sagte der Austria-Verteidiger, „sie waren in allen Belangen überlegen. Nicht nur aggressiver, sondern auch mit dem Ball viel schlauer, cleverer und auch ruhiger.“

Austria-Krise spitzt sich nach Debakel zu

Bei der Austria spitzt sich nach der 2:5-Pleite im ÖFB-Cup gegen Wattens die Krise zu. Trainer Christian Ilzer schließt aber einen Rückzug aus.

Auch Trainer Ilzer fand wie schon öfter in dieser Saison keine Erklärung für eine verdiente Schlappe. „Nach zehn Minuten hat man gesehen, dass die WSG besser war“, sagte der Steirer, der sich nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich von Monschein unmittelbar nach dem 0:1 Hoffnungen auf eine Trendumkehr gemacht hatte, „kurz haben wir an die Rückkehr geglaubt. Aber Wattens war einfach überlegen. Der Sieg von Wattens war verdient.“

Violette Bankrotterklärung

Für Jahrhundert-Austrianer und ORF-Experten Herbert Prohaska war die Pleite in Wattens die endgültige Bankrotterklärung. „Das ist eine Mannschaft, die kein Herz hat und kein Leben in sich“, sagte der 64-Jährige sichtlich erschüttert bei seiner Spielanalyse. Die Tiroler hätten nicht einmal „großartig spielen müssen“, um die Austria abzufertigen: „Sie mussten nur laufen und die sich bietenden Möglichkeiten nutzen“, so Prohaska.

Alexander Grünwald (Austria Wien) und Lukas Grgic (Wattens)
GEPA/Andreas Pranter
In Wattens wurden die Violetten brutal in die aktuelle triste Realität zurückgeholt

Vor allem über die Abwehrleistung zeigte sich der ehemalige Austria-Meistertrainer erschüttert. Ein Wattener, speziell Yeboah, hätte ausgereicht, um fünf violette Abwehrspieler zu Statisten zu degradieren. Für Prohaska eine Folge verfehlter Transferpolitik im Sommer. „Die Austria hätte unbedingt einen Abwehrchef gebraucht, einen, der von der Klasse her zumindest in Österreich zu den Besten gehört. Dann kannst du rundherum eine Abwehr aufbauen“, so der langjährige Teamchef.

Ilzer hat noch Lust

Nicht nur bei Prohaska, auch bei den Fans ist der Geduldsfaden mittlerweile überspannt. Vor allem der Abgang von Trainer Ilzer, der den als Trainer von Hartberg und Wolfsberg geschürten Erwartungen weit hinterher hechelt, wird von Teilen der Anhängerschaft lautstark gefordert. Noch will der 41-Jährige die Flinte aber nicht freiwillig ins Korn werfen. „Klar habe ich noch Lust. Man muss jetzt aufstehen, zusammenhelfen und das (die unbefriedigende Situation, Anm.) verändern“, sagte der 41-Jährige.

Austria-Trainer Christian Ilzer
GEPA/Andreas Pranter
Ilzer will sich noch kein Scheitern seiner Philosophie bei der Austria eingestehen

Beziehungsprobleme zwischen dem Coach und seinen Spielern werden weiter abgestritten. Die Frage, ob er seine Profis mit seinen Ansprachen noch erreichen, bejahte Ilzer vehement. Auch wenn die aktuelle Situation nicht einfach sei. „Nach so einem Spiel ist natürlich jeder niedergeschlagen, aber ich muss diese Kraft haben, gemeinsam mit der Mannschaft da rauszukommen“, sagte der Steirer, dessen Durchhaltevermögen zumindest Prohaska beeindruckt: „Ich wäre nicht bereit weiterzumachen.“

„Haben einen super Trainer“

Die Spieler machten ihrem Coach zumindest nach außen hin noch die Mauer. „Wir haben einen super Trainer, der uns immer super einstellt. Ich glaube, dass wir als Spieler da auch einmal das Heft in die Hand nehmen sowie das umsetzen müssen und nicht immer die ganze Schuld auf den Trainer schieben können“, sagte Kapitän Alexander Grünwald, „es fängt bei mir an, geht vom Torhüter nach vorne, vom Jüngsten bis zum Ältesten, das muss man genau analysieren. Da hat der Trainer mit dem gar nichts zu tun.“

Auch für Klein „passt die Chemie“ zwischen Mannschaft und Trainer. Dafür sei jene mit den Fans sehr gestört – was laut Klein nicht nur an den Leistungen der Mannschaft liegt. „Es gibt ja nicht nur Ilzer-Rufe, auch wir Spieler werden generell nur aufs Übelste beschimpft“, sagte der Routinier, „das hat mit der Austria-Familie nichts zu tun. Auch wenn der Erfolg nicht passt, müsste man den Respekt behalten. Gewisse Dinge, die gerade passieren, gehen einfach nicht.“

Bereits am Sonntag könnte sich das Verhältnis zwischen Mannschaft und Anhängern noch weiter verschlechtern. Die Austria muss zu Tabellenführer Red Bull Salzburg. Die violette Zuversicht für das laut Klein „schwerste Spiel des Jahres“ ist überschaubar groß. „Wir gehen nicht gerade mit Selbstvertrauen in die Partie“, sagte der 32-Jährige, „trotzdem müssen wir hinfahren und uns nicht von Beginn an aufgeben. Aber wenn wir so spielen wie in Wattens, wird es für uns nichts zu holen geben.“ Außer eine weitere Abfuhr.