Jubel bei Salzburg
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Bundesliga

Salzburg fiebert Liverpool entgegen

Red Bull Salzburg darf nach einer geglückten Generalprobe dem Champions-League-Gastspiel am Mittwoch in Liverpool mit Zuversicht entgegenblicken. „Wenn wir all unsere Leidenschaft hineinlegen, dann haben wir Möglichkeiten“, sagte Trainer Jesse Marsch vor diesem Meilenstein der Vereinsgeschichte.

Dabei begann der letzte Test mit einer Schrecksekunde. Der Meister geriet am Samstag im Heimspiel gegen die Wiener Austria durch ein Eigentor von Albert Vallci (2.) früh in Rückstand. Am Ende hieß es aber 4:1 (2:1), der achte Saisonsieg in der tipico-Bundesliga nach Toren von Majeed Ashimeru (33.), Sekou Koita (44., 79.) und Masaya Okugawa (55.) hätte durchaus auch höher ausfallen können.

Dass Marsch im Vergleich zum Cupsieg am Mittwoch in Wien gegen Rapid an acht Positionen umgestellt hatte, änderte an der Spielanlage der Salzburger nichts. „Es war wieder Spielfreude pur und nicht leicht, weil die Mannschaft völlig neu zusammengestellt wurde“, sagte Sportdirektor Christoph Freund. „Der Konkurrenzkampf ist brutal, weil alle richtig Gute sind. Wir hatten noch nie so eine Tiefe im Kader.“ Ähnlich sah es Außenspieler Patrick Farkas: „Es macht fast keinen Unterschied aus, das zeichnet uns einfach aus.“

„Sie können liefern, wenn es erforderlich ist“

Dominik Szoboszlai, Zlatko Junuzovic und Takumi Minamino wurden geschont, Andreas Ulmer kam so wie Hwang Hee-chan erst in der zweiten Hälfte. Topstürmer Erling Haaland fehlte nach einer Erkrankung nach wie vor, dürfte aber für Liverpool wieder fit sein. In der Defensive gab Marin Pongracic nach langer Verletzungspause seinen Saisoneinstand, Mohamed Camara im Mittelfeldzentrum sein Debüt für die Profis. „Heute haben viele Spieler sehr gut gespielt, haben wieder einmal bewiesen, dass sie liefern können, wenn es erforderlich ist“, lobte Marsch.

Salzburg schenkt Austria nichts

Der Tabellenführer schickt die krisengebeutelte Austria mit einem 4:1 nach Wien. Die Salzburger bleiben damit im 70. Heimspiel in Serie unbesiegt.

Der US-Amerikaner setzte diesmal auf eine Dreierkette, eine bisher kaum gesehene Variante, deren Einsatz für den Trainer auch beim Champions-League-Hit am Mittwoch (21.00 Uhr) bei Titelverteidiger Liverpool ein Thema sein könnte. „Wir haben mit den Spielern oft über die Dreierkette gesprochen. Liverpool hat vorne drei sehr gute Spieler, vielleicht könnte es eine Dreierkette werden“, erklärte der Trainer bei Sky, ohne sich festzulegen.

Pongracic meldet sich zurück

Einer, der am Samstag in dieser Dreierkette sein Comeback gab, war Pongracic. „Es war wieder extrem geil, auf dem Platz zu stehen“, sagte der 22-Jährige, der monatelang verletzt ausgefallen war. „Es liegt bereits sieben Monate zurück, dass ich über 90 Minuten gespielt habe“, erinnert der Kroate, der seine Leistung als „ganz okay“ einstufte. „Ich habe einige Zeit gebraucht, um reinzukommen. Mit dem Ball war es okay, defensiv-taktisch habe ich aber noch etwas nachzuholen.“ Ob es für Liverpool reicht, bleibt abzuwarten, Marsch ist prinzipiell überzeugt von Pongracics Qualitäten: „Wenn er seine Topleistung bringt, ist er einer unserer besten Spieler.“

Szene aus dem Match Salzburg gegen Austria
GEPA/Jasmin Walter
Pongracic würde sein Können gerne auch am Mittwoch zeigen

Nur allzu gerne wäre beim Duell mit der Elf von Jürgen Klopp auch Stürmer Koita dabei, der gegen die Austria zum zweiten Mal en suite in der Startelf stand und nun bei vier Saisontreffern hält. „Ich habe heute und zuletzt alles gegeben, um in Liverpool dabei zu sein“, meinte der 19-Jährige aus Mali.

„Es ist kein Stress aufgekommen“

Koita war es auch, der beim Ausgleich durch Ashimeru assistierte, noch vor der Pause auf 2:1 erhöhte und so seiner Mannschaft weitere unangenehme Minuten ersparte. Denn die Austria war nach der glücklichen Führung aus Kontern dem zweiten Tor näher als Salzburg – zumindest vorerst. „Es war nicht einfach nach diesem 0:1, aber innerhalb der Mannschaft ist kein Stress aufgekommen“, lobte Marsch.

Die Austria konnte die kleine Chance letztlich nicht am Schopf packen, die ganz große Ohrfeige, wie von manchen Fans wohl befürchtet, blieb ihr schließlich immerhin erspart. Sie präsentierte sich als spielerisch unterlegen, aber intakt – von außen betrachtet keine Selbstverständlichkeit nach dem verpatzten Saisonstart und dem blamablen 2:5-Cup-Aus in Wattens am Mittwoch.

Austria geht die Kraft aus

„Ich habe den Spielern einen Plan mitgegeben, der aufgrund der derzeitigen Situation defensiv ausgerichtet war“, beschrieb Trainer Christian Ilzer seine Strategie. „Der Plan wurde sehr gut umgesetzt. Wir sind mit dem 1:0 gut ins Spiel gekommen, haben dann auch Topchancen auf das 2:0 gehabt. Das hätte uns viel Extraenergie gegeben. Nach dem Ausgleich hatten wir nicht mehr diese Energie in den Zweikämpfen. Aufgrund der zweiten Hälfte ist Salzburg in dieser Höhe ein verdienter Sieger“, resümierte der Steirer.

Einmal mehr betonte er, dass er nach wie vor Spaß an der Arbeit mit der Mannschaft habe. „Wir wollen aus dieser Talsohle herauskommen, auch mit den Fans“, erklärte Ilzer. Er brauche derzeit viel Gespür für sein Team. „Auch am Mittwoch bin ich mit den Spielern feinfühlig umgegangen, weil sie völlig verunsichert sind. Ich habe Hilfestellungen gegeben, das werde ich auch jetzt wieder machen“, beschrieb er sein Vorgehen.