Lukas Weißhaidinger
AP/David J. Phillip
Leichtathletik-WM

Weißhaidinger am Ziel seiner Träume

In der Rolle des Jägers fühlt sich Lukas Weißhaidinger wohl – mit dieser Einstellung ist er bei der WM in Doha in das Diskus-Finale gegangen. Die gewonnene Bronzemedaille ist die erste für Österreichs Männer in der Geschichte von Leichtathletik-Weltmeisterschaften. „Wir werden sie auf alle Fälle abfeiern, es ist eine Medaille auf Weltniveau. Wer weiß, wie oft man so was erreicht“, sagte der Oberösterreicher, für den ein Traum in Erfüllung gegangen war.

Als Zwölfter der Qualifikation gerade noch in das Finale gekommen, trumpfte er dort aber groß auf. „Ich bin vielleicht nicht der beste Mann für die Qualifikation, aber absolut ein Mensch für das Finale“, sagte der 27-Jährige. Er ging volles Risiko.

„Die einzige Vorgabe von Gregor (Trainer Högler/Anm.) war, dass ich die ganze Zeit attackiere. Dazwischen war ich mal ein bisschen leer, aber dass ich im sechsten einen 66er herauszaubere, das zeigt, dass ich es gewollt habe.“ Mit 66,74 m (erster Versuch), 66,82 (dritter) und 66,35 (sechster) kam er in drei von sechs Versuchen über die 66er-Marke.

Weißhaidinger am Ziel seiner Träume

Die gewonnene Bronzemedaille ist die erste für Österreichs Männer in der Geschichte von Leichtathletik-Weltmeisterschaften.

Und das mit einem Diskus, der nur als Ersatzgerät mit nach Katar gekommen war. Der favorisierte schwarze Einser-Diskus war aus für den Athleten nicht nachvollziehbaren Gründen abgelehnt worden, obwohl er damit die ganze Saison geworfen hatte.

„Das war nach der Quali abgehakt. Ich habe meine 20, 25 besten Würfe heuer damit gemacht, mit dem grünen aber nur eine Handvoll. Ich habe aber gewusst, ich brauche nur einen schaffen“, sagte Weißhaidinger. „Wir sind keine Jammerer“, hatte auch Högler den Fokus gleich auf das Finale gerichtet.

Drucksituation souverän gemeistert

Gleich der erste Wurf brachte Zuversicht. „Der ist mir voll aufgegangen. Das war genau das, was ich wollte. Ein paar Würfe habe ich dann in den Sand gesetzt, weil mit der Diskus aus der Hand gerutscht ist“, sagte Weißhaidinger.

Lukas Weißhaidinger
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Mit der ersten WM-Medaille erreichte Weißhaidinger den vorläufigen Höhepunkt seiner Karriere

Gemeinsam mit Högler tüftelte er noch wegen der Haftung, die hohe Luftfeuchtigkeit ließ das Harz nicht wirken wie sonst. „Ich habe gesagt, wurscht jetzt. Patz drauf dein Harz, dann nimmst ihn halt ein bisserl weiter innen und drück drauf. Das hat er gemacht“, erzählte Högler.

Der Druck auf den Athleten war groß gewesen, die Saison hatte er konstant auf ganz hohem Niveau abgeliefert. „Wir haben mit der Medaille geliebäugelt und sie manchmal ein bisschen angekündigt. Aber es hat sich im Training gezeigt, dass er stark drauf ist“, meinte Högler. „Es taugt mir, dass es aufgegangen ist. Ich bin stolz auf ihn.“

„Es war extrem eng, ein Wahnsinn“

Für Weißhaidinger war es ein Wettkampf, wie man ihn sich nur wünschen könne. „Für die Athleten, für die Zuschauer. Es hat von mir noch was passieren können, ich habe attackiert. Es hat aber auch von unten noch was passieren können. Ich bin auf Silber losgegangen, habe aber auch versucht, Bronze abzusichern. Es war extrem eng, ein Wahnsinn.“ Daniel Stahl (Gold mit 67,59), Fedrick Dacres (Silber mit 66,94) und er hätten alle ein bisserl was von der Saisonbestleistung liegen lassen, aber die WM habe ihre eigenen Regeln.

Vor seinem letzten Versuch sei ihm dann noch einmal sein Werdegang eingefallen. Er erinnerte sich an seinen ersten internationalen Auftritt in Südtirol vor zehn Jahren. „Und jetzt habe ich meine erste Medaille bei einer Weltmeisterschaft. Das ist das, wofür ich ein ganzes Leben gearbeitet habe. Es ist ein Wahnsinnsgefühl, dass ich da oben stehen kann“, so Weißhaidinger.